Und plötzlich ist es anders

26.5K 1K 282
                                    

Am nächsten Morgen stehe ich total erschöpft vor dem Eingangstor der Schule.

„Hey Ben, da bist du ja endlich. Ich stehe mir schon seit 10 Minuten die Beine in den Bauch. Du bist zu spät", motze ich meinen besten Freund an.

„Was ist los, Erik? Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Und wie war eigentlich euer Essen gestern?", werde ich auch schon von Ben mit Fragen bombardiert.

Ich muss mir ein genervtes Stöhnen verkneifen. Ben kann ja nichts für meine schlechte Laune. Ich muss mich echt zusammenreiße. Ich erzähle ihm, was gestern vorgefallen ist, dass ich meinen neuen Stiefbruder heiß finde, lasse ich natürlich aus.

„Oh man Erik, du tust mir echt leid. In deiner Haut möchte ich nicht stecken. Es muss hart sein, wenn das Leben, wie man es kennt, plötzlich auf den Kopf gestellt wird." Ben sieht mich mitleidvoll an. Ich schließe resigniert die Augen. An der ganzen Situation kann ich sowieso nichts ändern.

„Na ja, ich werde es schon überstehen, hätte auch schlimmer kommen können. Und Manuel scheint ja auch ganz nett zu sein. Komm, lass uns schon mal reingehen, ich hab keinen Bock, zu spät zu Mathe zu kommen und mir deshalb eine Standpauke von Frau Müller einzufangen.“

Auf dem Weg ins Klassenzimmer erzählt mir Ben von seinem Date mit Sabine aus der Parallelklasse. „Sie ist echt klasse, witzig und sieht auch noch gut aus!“

„Ja, ich hab es schon verstanden, dass sie toll ist.“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ihn scheint es echt erwischt zu haben. „Und wann trefft ihr euch wieder?“

Ich kann förmlich sehen, wie in seinen Augen die besagten Herzchen erscheinen. „Heute nach der Schule wollten wir zusammen Hausaufgaben machen und dann ins Kino."

„Ich wusste gar nicht, dass Hausaufgaben dich so glücklich machen können“, ziehe ich meinen besten Freund auf.

Er verzieht das Gesicht und meint: „Auf die Hausaufgaben könnte ich gerne verzichten, aber Sabine ist in der Hinsicht sehr diszipliniert. Sie meint, zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen.“

Ich hoffe stark, dass es mit ihm und Sabine was wird. Ersten habe ich ihn selten so glücklich gesehen und zweitens wird es seine schulischen Leistungen verbessern. Die Verbesserung hat er auch unbedingt nötig.

Noch rechtzeitig kommen wir in unserer Klasse an. Kaum haben wir uns hingesetzt, da stürmt auch schon Frau Müller ins Zimmer. Na dann kann der Spaß ja beginnen. Von allen Fächern, die es gibt, kann ich mich mit Mathematik einfach nicht anfreunden. Ich hasse dieses Fach.

Nachdem ich mein meistgehasstes Fach überstanden habe, kann ich endlich aufatmen.

Mittagspause. Endlich. Mit Ben mache ich mich auf den Weg in die Cafeteria. Und da entdecke ich ihn. Sergej. Wieso muss er mir plötzlich auffallen? Vorher habe ich ihn ja auch nie bemerkt, wieso dann jetzt? 

Er sieht unverschämt gut aus. Sergej trägt eine schwarze, tief sitzende Jeans, sodass sein Po gut zur Geltung kommt. Das Outfit wird von einem eng anliegenden, weißen Shirt abgerundet.

Mir wird etwas schlecht bei der Show, die uns da geboten wird. Sergej steht mit einem Mädchen an der Wand. Sie trägt einen kurzen Rock, dazu eine blaue Bluse und hohe Stiefel. Er beugt sich über sie, streicht ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und küsst sie dann. Es sieht so aus, als würden sie es gleich hier miteinander treiben, denn es bleibt nicht nur beim Küssen. Seine Hand wandert zu ihrem Hintern und…

Ich wende mich von dem Bild ab, das muss ich mir definitiv nicht antun. Er interessiert mich nicht, er kann machen, was er will. Oh mein Gott, was für einen Scheiß labere ich eigentlich. Ich habe ihn nur einmal gesehen. Klar, wir haben uns auch nett unterhalten, aber das hat meine Meinung über ihn nicht geändert.

Mein neuer Stiefbruder boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt