Die Abi Party

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„Sag mal Erik, hast du von der Abi Party am Wochenende gehört?" Ben ist heute nach der Schule vorbeigekommen. Wir haben es uns in meinem Zimmer gemütlich gemacht. „Ja habe ich, die 13. Klasse veranstalten sie in der Schule. Es wird anscheinend richtig groß aufgezogen, mit DJ, Alkohol und so weiter." Ben schaut mich mit seinen riesigen Augen an und ich kann mir schon denken, was er von mir will. „Wir gehen doch da hin oder? Es werde alle da sein, komm schon" Er schaut mich flehend an, eigentlich habe ich keine große Lust, den ich weis, dass Sergej auch da sein wird. Ich möchte nicht mit ansehen, wie er andere Weiber abschleppt.

Aber ich kann Ben die Bitte auch nicht abschlagen, dafür müsste ich ihm die Wahrheit sagen und das kann ich nicht. Mein schlechtes Gewissen wird immer größer, weil ich Ben immer noch nicht gesagt habe, dass ich schwul bin. Aber ich will es ihm sagen und zwar bald. Ich warte nur noch auf eine passende Gelegenheit. Seit der Sache mit Sergej sind mittlerweile zwei Tage vergangen. Er benimmt sich wie am Anfang. Er ist nett und charmant. Ich weiß genau, was er von mir will, doch ich versuche möglichst nicht mit ihm alleine zu bleiben.

„Erik bist du noch da?" Ben fuchtelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht. „Klar Ben, du weißt doch ich kann keiner Party widerstehen." Und dabei grinse ich ihn schief an. Sein Blick sagt deutlich, dass er mir nicht glaubt, doch er reitet nicht mehr weiter auf dem Thema herum. Er hat wahrscheinlich Angst, dass ich sonst doch noch abspringe. „Sag mal Erik, wie läuft es eigentlich zwischen deiner Mutter und ihrem Verlobten?" Ben sieht mich neugierig an. Da fällt mir ein, ich habe ihm noch gar nicht erzählt, dass ein Termin feststeht. „Es wird ernst Ben. Sie haben sich für einen Hochzeitstermin entschieden. Am 9.9. findet die Hochzeit statt."
„Oh, das ist ja echt super. Und wie läuft es sonst in deinem neuen Zuhause?" Wir haben bis jetzt noch nicht viel über das Thema gesprochen, da ich äußerst empfindlich darauf reagiere. Er versucht das Thema so gut wie möglich zu umgehen. Ich weis, es ist ihm gegenüber nicht fair, aber sobald ich über Sergej sprechen muss, mache ich absolut dicht. Das Reden hat Konsequenzen, wenn ich rede heißt es, dass ich auch über ihn nachdenken muss, und wenn ich über ihn nachdenke, habe ich fürchterliche Angst, was da am Ende rauskommen wird.

Trotzdem irgendwann muss ich ihm die Wahrheit sagen. Und wieso dann nicht jetzt? Es wird keinen günstigen Zeitpunkt geben, wenn er es durch jemand anderem erfährt, dann spricht er nie wieder ein Wort mit mir. Ich atme einmal tief durch, nehme meinen ganzen Mut zusammen und sage es ihm endlich: „Ben ich bin Schwul!" Seine Augen sind vor Überraschung geweitet, ich kann kein Ekel erkennen und dann fange ich an zu erzählen. Ich erzähle ihm alles, wirklich alles, wann es mir zum ersten Mal aufgefallen ist, von Maik meinen ersten Schwarm, von der Angst es ihm zu sagen und zum Schluss natürlich von Sergej.

Ich erzähle ihm von Sergej. Von dem Sergej, der mich ins Bett kriegen will, von dem Sergej der mich gestreichelt hat, von dem Sergej der sagt Gefühle sind nur was für Idioten und von dem Sergej der alles auf seinem Weg flachlegt. Ich bin ehrlich zu ihm, ich beichte ihm von meinen Gefühlen und von meinen Empfindungen. Und ganz zum Schluss erzähle ich ihm, wieso Sergej aufgehört hat sich an Sabine ranzumachen. Nachdem ich fertig bin, braucht Ben erst mal einen Moment um es zu verdauen. „Hasst du mich jetzt, findest du mich abartig?" Ich gucke ihn ängstlich an und warte auf eine Reaktion von ihm.

Er ist eine Weile still, scheint nachzudenken, vielleicht auch alles für sich zu rekonstruieren. Dann endlich, es kommt eine Reaktion von ihm. „Wieso hast du es mir nicht schon früher gesagt? Ja ich kann verstehen, dass du Angst hattest. Aber wir sind schon so lange befreundet, glaubst du wirklich, ich hätte mich von dir abgewendet? Ich bin etwas enttäuscht, dass du mir anscheint so wenig vertraust, aber ich finde dich nicht abartig. Du bist und bleibst mein Freund, egal was passiert, du bist nach wie vor derselbe. Nur das du jetzt keine Konkurrenz mehr für mich bist." Am Ende grinst mich Ben frech an. Erleichterung macht sich in mir breit. Ich bin unglaublich froh, dass Ben positiv reagiert hat. Wenn ich schon mal beim Thema Wahrheit angekommen bin, sollte ich auch dabei bleiben, denn es gibt noch eine Wahrheit, der ich mich stellen muss. „Ben ich habe eine Frage an dich? Ich weiß aber nicht wie es sagen soll."
„Einfach raus mit der Sprache", lächelt mich Ben aufmunternd an. Und zum zweiten Mal, muss ich meinen ganzen Mut zusammen nehmen und mich der Frage stellen, vor der ich am meisten Angst habe. Vielleicht sogar mehr Angst als vor Bens Reaktion, denn durch seine Antwort könnte sich alles verändern. Aber ich kann nicht ewig den Kopf in den Sand stecken.

Also wie sagt man so schön, Augen zu und durch: „Woher weiß man, ob man verliebt ist?" Meine Wangen färben sich rosa, mir ist die Frage schrecklich peinlich. Aber ich war noch nie verliebt und woher soll ich dann wissen, wie es ist verliebt zu sein?

Ben schaut mich an, dann verändert sich sein Blick. Ich kann förmlich die rosa Herzen sehen, die um ihm herum fliegen. „Wenn du verliebt bist, dann musst du ständig an die Person denken. Du hast das Gefühl, du kannst es keine Minute ohne sie aushalten. Du vermisst sie, obwohl ihr euch gerade eben noch gesehen habt. Du möchtest ständig in ihrer Nähe sein. Wenn sie da ist, werden deine Knie weich und dein Herzschlag beschleunigt sich. Es ist ein unglaubliches schönes Gefühl."

Bei der Antwort muss ich kräftig schlucken, wenn man Ben so zuhört, ist es das Schönste, was einem passieren kann. Doch was passiert, wenn man sich in jemanden verliebt, der seine Gefühle nicht erwidert, der nur mit einem spielt? Ich bekomme Schnappatmungen, ich drohe zu hyperventilieren. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich habe mich verliebt, und zwar so richtig verliebt, mit allem was dazu gehört und das in meinen zukünftigen Stiefbruder, dem Bad Boy der Schule, dem Kerl, für dem alles nur Spiel ist, der alles fickt, was ihm unter die Finger kommt. Bei dieser Erkenntnis droht mir mein Herz zu zerspringen.
Ben fragt mich nicht, in wem ich mich verliebt habe. Er weis es - nach meiner Beichte auch kein Wunder - . Ich werde in seine Arme gezogen, er fängt an, mir über den Rücken zu streicheln. Es tut gut zu wissen, dass jemand für einem da ist. Ich genieße seine Streicheleinheiten solange, bis ich mich beruhigt habe.

Ich kann nicht mehr sagen, wie lange Ben bei mir war. Irgendwann hat er mich ins Bett gebracht und mich zugedeckt. Auch kann ich nicht sagen, wann er mich alleine gelassen hat, als ich einigermaßen zu mir kam, war er bereits weg. Ich bin am verzweifeln, mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Jetzt kann ich alles nachvollziehen. Es gibt keine merkwürdige Krankheit, die meine Gefühle durcheinander bringt oder die für mein Bauchkribbeln verantwortlich ist. Ich habe mich einfach verliebt, jetzt ergibt alles einen Sinn. Wie das passieren konnte, ist mir schleierhaft. Vergessen - das ist das Zauberwort. Wenn es nur so einfach wäre, hat bis jetzt ja auch fantastisch geklappt, denke ich sarkastisch. Es hilft alles nicht, ich muss was tun. Mir fällt bloß nicht ein, was ich machen soll. Ich lebe mit ihm in einem Haus, da kann man sich nicht immer aus dem Weg gehen, auch wenn man es möchte. Außerdem existiert immer noch die Nachhilfe, aus der Nummer komme ich auch nicht raus. Wenn ich es meiner Mutter erklären würde, gäbe es zu viele Fragen, auf die ich keine Antwort habe. Auch Sergej würde wissen wollen, wieso die Nachhilfe plötzlich ausfällt und auf die Frage kann ich gerne verzichten.

Ich verbringe den restlichen Tag im Bett, auch zum Abendessen gehe ich nicht runter. Meine Mutter erzähle ich, dass es mir nicht gut geht und sie lässt mich in Ruhe. Am nächsten Tag in der Schule gibt es nur ein Thema und das ist die Abi Party. Es dreht sich alles um die dämliche Party. Ben und ich stehen auf dem Schulhof, als ich plötzlich Sergej sehe. Sergej steht in einiger Meter Entfernung mit einem Typen, sie scheinen sich köstlich zu amüsieren. Dieses Lachen! Unglaublich, ich glaube mein Herz setze einen kurzen Moment aus. „Erik alles in Ordnung mit dir?" Ben ist meinem Blick gefolgt und schaut mich jetzt besorgt an. „Ben mache dir nicht so viele Sorgen, mit mir ist alles in Ordnung." Er glaubt mir nicht, klar würde ich wahrscheinlich auch nicht machen, wenn er gestern in meinen Armen zusammengebrochen wäre. Mir ist es immer noch peinlich, dass ich mich vor Ben so gehen lassen habe. Doch eine gute Sache hat es alles. Ich habe mich getraut Ben die Wahrheit zu sagen.

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„Komm schon Erik, beeil dich, wie lange brauchst du denn noch?" Ben ist mittlerweile etwas genervt, da ich schon so lange zum Umziehen brauche. Heute ist das besagte Wochenende mit der Abi Party. Die ganze Schule steht deswegen auf den Kopf. Wir wollen heute zusammen dahin, und die Mädels d.h. Sabine, Mia und Denise treffen wir dort. Ich denke, die Party wird mir gut tun, mich etwas ablenken. Nur weil Sergej und ich auf die gleiche Party gehen, heißt es noch lange nicht, dass wir uns auch wirklich begegnen müssen. In der Woche bin ich ihm so gut es ging aus dem Weg gegangen, was gar nicht so schwer war, da er mal wieder sehr wenig zu Hause war. Ich denke lieber nicht weiter nach, was er so getrieben hat oder mit wem.

Nach reichlichem Überlegen entscheide ich mich für eine figurbetonte Jeans und dazu ein weißes T-Shirt. Von den Mädels weiß ich, dass ich in dem Outfit sexy aussehe. „Ich bin fertig wir können los," grinse ich Ben an. „Endlich ich dachte schon das wird nichts mehr".

Als wir uns der Schule näheren, höre ich schon vom Weiten die Musik. Sie ist ziemlich laut und die Stimmung scheint auch super zu sein. Die Mädels warten auf uns vor dem Eingang und zusammen gehen wir rein. In der Halle ist es tierisch voll, überall stehen Leute herum. Zusammen mit den anderen gehen wir an die Bar und holen uns etwas zum Trinken. Die Party ist im vollen Gange und auch ich komme so langsam in Partystimmung. Gerade bin ich auf dem Weg von der Toilette, als mich jemand anrempelt. „Hey kannst du nicht aufpassen" motze ich ihn an. „Oh es tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen." Vor mir steht Maik. Es ist tatsächlich Maik, mein Schwarm von früher. „Kann ich dir als Entschuldigung einen Drink ausgeben?" Er guckt mich bittend an. Er hat ein süßes Lächeln aufgesetzt. „Bei dem Lächeln kann ich doch gar nicht 'Nein' sagen." Ich lasse mich von ihm an die nächste Bar ziehen. Maik ist echt hübsch, er hat dunkelblonde Haare und braune Augen. Ich muss feststellen, dass Maik sehr aufmerksam ist.

Sergej's POV

Was ist das für ein Kerl neben Erik? Obwohl ich es gar nicht will, wandert mein Blick wie von selbst in die Richtung. Die beiden scheinen viel Spaß zusammen zu haben, so wie die beiden zusammen turteln. Es passt mir nicht, was bildet sich der Kerl eigentlich ein. Erik ist meine Beute und keiner nimmt ihn mir weg. Ich glaube ich muss mein Revier verteidigen. Ich bin mir sicher, dass Erik mir nicht widerstehen kann.

Langsam gehe ich auf die beiden zu. Erik bemerkt mich nicht, er himmelt nur diesen Blödmann an. Unbewusst knirsche ich mit den Zähnen. Als ich hinter Erik stehe, ziehe ich ihn ganz sanft in meine Arme und hauche ihm ins Ohr: „Erik, tanz mit mir!" Zuerst erstarrt er in meinen Armen, für einen kurzen Moment habe ich die Befürchtung, dass er sich wieder aus meinen Armen befreien wird, doch das tut er nicht. Ich kann mir einen triumphierenden Blick in Richtung des Blödmanns nicht verkneifen. Erik sagt nichts, er nickt nur, aber das reicht mir vollkommen aus und ich ziehe ihn mit mir zur Tanzfläche. Dort schmiege ich mich von hinten an ihn und wir bewegen uns passend zur Musik. Es fühlt sich gut an, mich an ihn zu pressen. Ich lasse meine Hände über seinen Körper gleiten. Heute wärt er sich nicht, was mich innerlich jubeln lässt. Wiedermal wird mir klar, wie sehr ich ihn haben will, haben muss, kurz kommt mir der Gedanke ob es normal ist, einen Kerl so sehr zu wollen, doch ich verdränge den Gedanken wieder. Heute schenke ich meine ganze Aufmerksamkeit nur ihm. Mir ist es egal, ob uns jemand sieht und dann blöde Sprüche reißt. Heute zählt nur er, ich weiß nicht genau wieso, aber irgendwie ist es mir wichtig, ihn heute nicht mehr alleine zu lassen. Und vor allem, dieser Blödmann soll ihm bloß vom Leib bleiben. Eine Weile tanzen wir zu Musik, mittlerweile hat er sich an mich geschmiegt und seine Hände fliegen förmlich über meinen Körper. Eine Welle der Erregung jagt durch mich hindurch. Plötzlich wird ein langsames Lied gespielt und ich drehe ihn zu mir um. Wieder ziehe ich ihn in meine Arme. Er sieht mir in die Augen, es herrscht eine seltsame Stimmung zwischen uns. Ich schiebe es auf den Alkohol, den wir beide schon reichlich getrunken haben. Seine Augen hypnotisieren mich und der Drang diesen sinnlichen Mund zu schmecken wird unglaublich groß. Unsere Blicke ineinander verhakt, kommen sich unsere Lippen ganz langsam näher. Ich kann seinen Atmen spüren, seine Hände haben sich in mein T-Shirt verkrallt. Es sind nur noch wenige Millimeter, die uns trennen. Ich kriege nichts mehr um mich herum mit, da gibt es nur noch ihn und seine verführerischen Lippen. Endlich überwinde ich das letzten Stück und unsere Lippen treffen aufeinander. Seine Lippen sind unglaublich weich. Ich will mehr! Ich knabbere an seiner Unterlippe und bitte mit meiner Zunge um Einlass, den er mir auch nach kurzer Zeit gewährt. Ich dringe in seine Mundhöhle ein, koste sie. Er schmeckt unglaublich gut und ich bekomme Lust auf mehr. Ich löse mich von ihm und flüstere ihm ins Ohr: „Erik lass uns nach Hause gehen!" Wieder bringt er nur ein Nicken zustande, doch ich bin schon dabei, ihn halb aus der Halle zu ziehen. Wir haben Glück und erwischen ein Taxi vor der Schule. Auf der Fahrt ziehe ich ihn auf meinen Schoß und küsse ihn wieder. Die Fahrt ist viel zu schnell zu Ende und ich muss wieder von ihm lassen. Ich schließe die Tür auf und degradiere ihn in mein Zimmer.

In meinem Zimmer schließe ich ihn in meine Arme. Unsere Lippen treffen aufeinander. Es ist kein sanfter oder zärtlicher Kuss, es ist ein Kuss voller Leidenschaft. Gierig wandern meine Hände über seinen Körper. Sein T-Shirt hat er bereits verloren und meine Hände erkunden jeden Zentimeter seiner Haut. Erik hat seine Hände in mein Haaren vergraben und presst sich an mich wie ein Ertrinkender.

ERIK'S POV

Seine Lippen lassen von meinen ab und küssen sich mein Kinn entlang. Seine Hände fahren gierig über meinen Körper, er presst sich an mich und ich kann seinen Penis deutlich spüren. Mir wird bewusst, worauf das hinaus läuft, doch ich bin nicht in der Lange es aufzuhalten. In mir kribbelt alles, und ich habe das Gefühl, das meine Knie gleich unter mir nachgeben werden. Und genau das ist der Grund wieso ich aufhören muss, ich bin ihm verfallen, doch wenn ich mit ihm schlafe wird es noch schlimmer. Aber wie soll ich ihn abweisen? Ich presse ein letztes mal meine Lippen auf seine. Der Kuss ist voller Leidenschaft und Gier, dann stoße ich ihn weg und renne aus dem Zimmer nach unten, nach draußen. Ich muss an die frische Luft, den sonst habe ich Angst die Kontrolle über mich zu verlieren.

Mein neuer Stiefbruder boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt