Klare Ansagen

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Die Sonne scheint am Himmel, es ist ein wunderschöner Tag, doch meine Stimmung ist trüb. Mich beschäftigen genau zwei Fragen. Was ist mit Sergej los und wieso ist er nicht nach Hause gekommen?

Woher ich weiß, dass er nicht zu Hause übernachtet hat? Ich habe ihn gehört, als er heute Morgen gegen 5 Uhr kam und er war nicht gerade leise. Mittlerweile ist es Mittag und ich sollte langsam aus den Federn kommen, doch immer wieder kehren meine Gedanken zu ihm zurück. Was ist los mit ihm? Wieso ist er so? Er kann charmant sein, wenn er das möchte, doch genau so kann er zu einem echten Arsch werden. Ich verstehe ihn nicht und noch viel weniger verstehe ich mich selbst. Wieso muss ich an ihn denken und wieso ist er mir nicht vollkommen egal?

Schluss mit den trüben Gedanken, der Tag ist eindeutig zu schön, um ihn im Bett zu verbringen. Endlich schwinge ich meine Beine über die Kante und ziehe mich an. Ich mache gerade die Tür auf, als ich laute Stimmen höre. Die Stimmen kommen eindeutig aus Sergejs Zimmer. Neugierig bleibe ich stehen, um besser verstehen zu können, worum es da geht.

„Sergej, was sollte das gestern? Wir haben doch abgemacht, dass du nach der Schule nach Hause kommst, um mir zu helfen. Wieso bist du nicht erschienen? Wo hast du dich wieder herumgetrieben? Ich habe dir deutlich gesagt, dass ich verlange, dass du zu Hause bist.“ Manuel klingt wirklich wütend, so kenne ich ihn gar nicht. "Mensch Dad, ich habe keine Lust, hier den Babysitter zu spielen. Du hast die beiden hier angeschleppt, also wirst du sie auch unterhalten und was ich in meiner Freizeit mache, geht dich gar nichts an.“

„Jetzt hör mir mal zu, Sergej. Solange zu unter meinem Dach wohnst, wirst du immer noch das tun, was ich dir sage. Ich erwarte von dir, dass du heute zu Hause bis. Wenn du dich wieder aus dem Staub machst, dann hat das für dich Konsequenzen. Hast du mich verstanden?“ Mir ist es ja peinlich, die beiden bei einem Streit zu belauschen, doch ich kann nicht anders. Einen Moment ist es ruhig, ehe Sergej erwidert: „Ja Dad, ich habe es verstanden.“ Manuel scheint mit der Aussage zufrieden zu sein, denn er verlässt das Zimmer und geht nach unten.

Ich muss mich einen Moment sammeln, um zu verdauen, was ich gerade gehört habe. Es geht mich nichts an, es ist ein Problem zwischen Vater und Sohn. Aber wenn ich ehrlich zu mir wäre, dann würde ich bemerken, dass Sergejs Reaktion mich verletzt hat. Ich setze ein Lächeln auf und gehe zu Mom und Manuel in die Küche. Es ist gleich Mittagszeit und das Essen ist soweit fertig. Nachdem auch Sergej sich uns angeschlossen hat, können wir in Ruhe essen. Es herrscht eine eisige Stimmung zwischen Manuel und Sergej, die man fast mit den Händen greifen kann.

Am Abend stoße ich auf Sergej. „Hör mal, wir wollen heute einen DVD-Abend machen, bist du dabei?“ Seine Nähe macht mich wieder mal unglaublich nervös. Eigentlich sieht er ja nicht so aus, als hätte er unbedingt große Lust darauf. Er hat schon den ganzen Tag schlechte Laune, wird wahrscheinlich an dem Streit heute Morgen liegen. Mein Wunsch, ihn auf andere Gedanken zu bringen, ist unerwartet groß, deswegen sind die nächsten Worte schneller aus meinen Mund heraus, als mir lieb ist. „Es wird bestimmt lustig mit allen zusammen und ich würde mich wirklich freuen.“ Eine leichte Röte überzieht mein Gesicht. Oh mein Gott, ist das peinlich, aber ich muss feststellen, dass ich mich wirklich freuen würde, wenn er dabei wäre.

Er schaut mir tief in die Augen, ich habe das Gefühl in ihnen zu versinken. Ein unerwartetes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht und da ist es wieder, dieses Glitzern in den Augen, das ich absolut nicht einordnen kann. Ganz langsam kommt er auf mich zu, so als würde ich bei der kleinsten Bewegung die Flucht ergreifen. Wobei, ganz so falsch ist der Gedanke gar nicht. Mir wird seine Nähe immer deutlicher bewusst, seine Präsenz ist deutlich zu spüren. Ich sehe, wie er die Hand hebt und ganz langsam und vor allem sanft meine Wange berührt. Ich habe das Gefühl zu schmelzen. Seine Finger sind unglaublich sanft, es ist ein Wispern, ein Versprechen nach mehr, als er mir ins Ohr flüstert. „Wenn du es unbedingt möchtest, dann bin ich selbstverständlich dabei. Ich kann meinem Kleinen doch keine Bitte abschlagen.“ Es ist nur ein sanfter Hauch, als seine Lippen meine Wange berühren. Meine Gefühle fahren Achterbahn, ich verstehe im Moment gar nichts mehr, doch im nächsten Augenblick ist der Zauber gebrochen. Meine Mutter kommt aus dem Bad und ich springe förmlich einen Meter von Sergej weg.

Mein neuer Stiefbruder boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt