"Alucard?" Ein fragendes Brummen ertönt. "Kann ich etwas komisches erfragen?" Diesmal ein bejahendes Brummen. "Krieg..." Ich drehe meinen Kopf zu ihm. "Krieg ich ne Umarmung?" Wir scheinen beide etwas geschockt zu sein. Ich, weil ich es ausgesprochen habe und Alucard, weil ich so etwas erfragt habe. Ein paar peinlich stille Momente vergehen, ehe der schwarzhaarige den Kopf schief legt und seine Arme ein wenig hebt. "Was ist. Wolltest du nicht...?" Meine Mundwinkel gehen ein wenig nach oben und ich nicke, ehe ich mich umdrehe, zu ihm gehe und ich meine Arme auf seinen Rücken lege. Und schon spüre ich seine Arme auf meinem.
Ich brauche das jetzt. Ich... weiß zwar nicht wieso, aber ich hatte den Drang nach nähe. Nach der nähe von jemandem, der das volle Ausmaß der Katastrophe und auch meiner Situation kennt. Und das ist eigentlich nur Alucard und Walter. Weder Lady Integra noch Pip haben eine Ahnung davon, was auf uns zukommt und Walter ist beschäftigt. Beruhigt es mich? Nein. Nicht wirklich. Aber es ist gut zu wissen, dass ich so etwas von ihm erfragen kann. "Na komm. Wir sollten uns an unsere Arbeit machen." meint Alucard nach ein paar Minuten und ich nicke. Bewege mich aber nicht.
Schlussendlich und nach ein paar Diskussionen haben wir uns darauf geeinigt, dass ich jetzt noch ein paar Stunden theoretisch daran arbeiten werde und Alucard erst noch den Sarg in mein Arbeitszimmer stellt, ehe er sich auf seinen Rundgang begibt. Also geben wir Pip alles durch. Er meldet sich freiwillig, um sich um Seras zu kümmern. Seine Männer machen einen exzellenten Job ohne ihn, weswegen er sich um den Tropf und den Gesundheitszustand von Seras kümmern wird. Und jetzt stehe ich wieder hier. Vor meinen Tafeln. Mit dem Marker in der Hand und meine Gedanken sehr weit in dem Virus vertieft.
Ich zucke zusammen, als ich aus dem Augenwinkel etwas sehe und drehe meinen Kopf. "Du bringst mich noch irgendwann zum Herzinfarkt..." brumme ich Alucard zu, der den Sarg trägt. Dieser grinst mir entgegen. "Ich bringe doch nur unser Bett, Prinzessin. Und ein Herzinfarkt ist bei dir nicht möglich." Mit einer erhobenen Augenbraue blinzele ich ein paar mal. "Bitte? Also erstens ist das nicht 'unser' Bett sondern deines, in dem ich freundlicherweise schlafen darf. Und zweitens bin ich immer noch halb Mensch!" Ich habe zwar selbst keine Ahnung, ob ich einen Herzinfarkt bekommen kann, aber irgendwas muss ich doch antworten, oder nicht?
"Also UNSER Bett. Schließlich schlafen wir beide darin. Und bei zweiterem... untersteh dich! Du wirst hier dringend gebraucht." Das letzte knurrt er schon fast bedrohlich und ich seufze, ehe ich ihm wieder den Rücken zudrehe und mich den Tafeln widme. "Streiten bringt jetzt nichts." brumme ich nur und verschränke meine Arme. Sofort bin ich wieder im Thema drinn und kaue auf der Rückseite des Markers, der schon einige Bissspuren von mir hat. Und dabei ist er nicht einmal einen Tag alt! Aber das kann mir egal sein. Eine ganze Kiste Ersatzstifte steht in einem der Schränke, die an der Wand hinter der Tür stehen.
Ich versinke in weitere Berechnungen, mutmaßungen, theoretischen Lösungswegen. Verrenne mich in Annahmen, die ich im nachhinein als falsch deklarieren kann und wische die hälfte der Tafeln dann wieder frei, als ich das in den Laptop übertragen habe. Walter bringt mit zwischendurch immer wieder etwas zu trinken und ich gönne mir nur eine Pause, wenn ich auf die Toilette muss. Zumindest glaube ich, dass es Walter ist, der mir die Getränke bringt. Denn so wirklich mitbekommen tue ich nichts, wenn ich so tief in meinen Gedanken und den Tafeln mitsamt meiner Arbeit bin.
Immer wieder springe ich von Tafel zu Laptop um. Entweder meine Gedanken fliegen von einem Thema zum nächsten, oder es sind meine Hände die entweder mit Marker über die Tafeln, oder mit den Fingern über die Tastatur fliegen. Ich muss weiterkommen. Noch nie in meinem Leben hatte ich so einen Zeitdruck im Nacken! Aber es geht um Seras. Es geht um jemanden, der mir persönlich nahe steht und da darf ich mir keine Fehler oder zusätzlich verschwendete Zeit leisten. Aber da würde es jedem so wie mir gehen. Normalerweise kein Problem. Aber kaum ist jemand betroffen den man persönlich kennt, schon wird man um einiges entschlossener.
Plötzlich spüre ich etwas, dass sich anfühlt wie ein Biss in meine Wange. Blinzelnd komme ich wieder in das hier und jetzt und sehe auf die Seite. Und tatsächlich. "Alucard... Lass. Mich. Los." knurre ich und ich spüre seine Zunge, die über meine Wange leckt, ehe der schwarzhaarige sich aufrichtet. Ich wische mir über meine Wange und sehe zu ihm auf. "Was sollte das?" frage ich ein wenig angefressen, doch die roten Augen seinerseits funkeln kurz. "Ich habe dich drei mal gerufen. Und du hast nichteinmal reagiert, als ich deine Wange abgeknutscht habe. Also-" "Warte... WAS?!" Ich spüre, wie mein Gesicht dunkelrot wird.
Ich springe ein paar Schritte zurück und sehe, dass Alucard nicht einmal die Miene verzieht. Er ist Todernst. Nur ein Schulterzucken entkommt ihm. "Wie sollte ich dir sonst anders zu verstehen geben, dass ich da bin. Dich ausziehen?" Ich mache meinen Mund auf und zu, kann aber keine Antwort finden. "D-Du hättest auch einfach mit der Hand vor meinem Gesicht wedeln können!" rufe ich ein wenig empört und peinlich berührt. Doch er verdreht nur die Augen. "Eher wird Seras wieder gesund." Eine Augenbraue seinerseits geht in die Höhe. "Was meinst du, was ich auch schon probiert habe?" fragt er.
Verlegen knabbere ich auf meine Unterlippe und sehe auf den Boden. Bin ich wirklich so weit weg gewesen? "Und jetzt komm. Ich will schlafen und ich habe hunger. Und wir haben einen Deal!" Etwas erschrocken zucke ich zusammen und sehe zu dem schwarzhaarigen, der sich schon den Mantel auszieht und zum Sarg geht. Fuck... das habe ich total verschwitzt! Nervös mache ich den Marker zu, lege ihn auf den Tisch und folge ihm mit tappelnden Schritten zum Sarg, der in der hintersten Ecke des Zimmers steht. "A-Also wegen dem Beissen... Ähm..." Alucard dreht seinen Kopf. Seine Augen glühen. "Deal ist Deal, Prinzessin. Oder seit wann brichst du deine Versprechen?"
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Vampirpest 2
FanfictionNachdem es Alexandra irgendwie geschafft hat, wieder aus Japan zurückzukehren, stellt sich ihr ein neues Problem in den Weg. Der Virus. Zwar hat sie ungefähr sechs Jahre lang theoretische Forschungen anstellen können, aber mit einer infizierten Freu...