Ich stehe vor ihm und weiß wieder einmal nicht, was ich darauf antworten soll. Habe ich das Kontern während der sieben Jahre verlernt? Hatte ich einfach zu wenig menschlichen Kontakt? Ein seufzen bringt mich wieder aus meinen Gedanken, die mir die letzten Stunden einen guten Unterschlupf haben bieten können. "Jetzt entspann dich mal wieder. Ich hatte eh vor, dich zu desensebilisieren. Zwar vor sieben Jahren, aber auf die paar Jährchen kommt es eigentlich nicht an." Du hast ja gut reden! Doch meine Gedanken bleiben unausgesprochen und er bedeutet mir, mich in den Sarg zu legen. "Ich werde nur den Arm nehmen."
Ein wenig in mich zusammengesunken und ein klein wenig nun doch ängstlich vor dem bevorstehendem Biss, gehe ich zögerlich zum Sarg. Dort ziehe ich langsam den schwarzen Mantel aus und lege ihn neben den Sarg auf den Boden. Die Schuhe ziehe ich auch aus und steige in die hölzerne Box. Überraschend geräumig, das Ding! "Nehmen wir den Hals. Da geht es schneller." murmle ich und lege mich auf den Rücken, Alucard ansehend. Dieser zieht eine Augenbraue hoch, nickt dann aber. "Einverstanden. Aber wundere dich nicht. Am Hals ist es intensiver als am Unterarm." Ich schmunzle. "Ich erinnere mich da an etwas vor ein paar Jahren..."
Und ich glaube es hackt. Das... Das kann doch jetzt nicht...! Ich öffne überrascht meinen Mund. "Wirst... Wirst du gerade rot?" frage ich leise und das scheint ihm die Schamesröte noch mehr in sein Gesicht zu treiben. "Das..." Ich fange an zu kichern. "Das ist irgendwie süß." Alucard kratzt sich mit der rechten Hand am linken Mundwinkel, um seinen Mund zu verdecken und sieht auf die Seite. "Musste das sein." brummt er und ich nicke. "Tut mir leid, aber ja." erwiedere ich und seine roten Augen leuchten mir wie zwei Fackeln entgegen. Uh-Oh... Ich glaube... jetzt ist er sauer...!
Aber es kommt nicht wie befürchtet zu einem Übergriff seinerseits. Stattdessen macht er die Schleife an seinem Kragen auf und legt sie auf seinen eigenen Mantel, ehe er seine Schuhe ebenfalls auszieht und sich über mich kniet. Ich kann seinen Hunger spüren. Das Band lässt mich wieder ein wenig das spüren, was er voll mitbekommt. Eine Hände stützt er neben meinem kopf ab und er setzt sich vorsichtig auf meine Hüfte. Wir starren uns einen moment an, ehe ich mich langsam entspanne und meine Arme hebe. Was er anscheinend nicht wirklich vorhergesehen hat, denn er zuckt zusammen.
Vorsichtig lege ich meine Hände auf seine Wangen. "Wie geht es dir? Also mit den Emotionen... Jetzt, wo sie wieder da sind." Verwirrung. Das kann man deutlich in seinem Gesicht lesen. Einen Augenblick lang, sieht er mich nur an, ehe er für einen moment die Augen schließt und mich dann mit einer hochgezogenen Mundwinkelseite ansieht. "Besser als gedacht. Aber vielleicht solltest du dich noch etwas unter Kontrolle halten. Alles auf einmal..." Er hebt eine Hand und legt sie auf meine. "Wird doch etwas viel." Ich nicke verstehend und lächle leicht. "Ich versuche es. Aber ich kann nichts versprechen." antworte ich leise.
Es ist wirklich, als wäre ich nie weg gewesen. Alucard nimmt meine Hand mit seiner von seiner Wange weg und ich lasse es ein wenig verwirrt zu, dass er meinen Arm wieder über meinen Kopf legt. Dann lässt er meine Hand los, zieht sich einen Handschuh aus und legt ihn ausserhalb des Sarges ab, ehe er die Handschuhlose Hand in meine legt und seine Finger sich mit meinen verschränken. Ich vertraue ihm. Und zwar bedingungslos, das habe ich festgestellt. Alucard beugt sich zu mir runter und bleibt auf höhe meines Ohres stehen. Ich höre, wie er einmal tief Luft holt, als müsste er sich einen Geruch einprägen.
Plötzlich höre ich seine Stimme, die ganz nah an meinem Ohr ist. Warme Luft streift dieses. "Ich habe dich vermisst. Mach so etwas nie wieder." raunt er mir zu, ehe ich zusammenzucke. Seine Zunge streicht meinen Hals entlang und hinterlässt eine feuchte Spur, die sofort ein wenig auskühlt. Seine Zähne kratzen leicht über die Haut und Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus. Ich habe meinen Mund leicht offen, aber meine Augen geschlossen. "Ich... dich auch." erwiedere ich ebenso leise und plötzlich stoppt der schwarzhaarige. Ich spüre einzelne Strähnen seines Haares auf meinem Gesicht.
"Wie war das?" fragt er und ich setze an, als er mich schon wieder unterbricht. "Nein. Sieh mich dabei an." Etwas verwirrt öffne ich die Augen wieder und sehe ihm in seine roten Augen. "Und jetzt wiederhole, was du vorher gesagt hast." Mein Gesicht ist ernst und ich drücke leicht seine Hand. "Ich habe dich vermisst, Alucard." sage ich noch einmal. Diesmal laut. Deutlich. Und langsam genug. Ein knurren kommt aus seiner Kehle. Es klingt... zwar animalisch, aber auch irgendwie anziehend. Denk erst gar nicht an so etwas wie Lie- Doch weiter komme ich nicht einmal mit meinen Gedanken, da werde ich schon unterbrochen.
Überrascht keuche ich auf und drücke seine Hand nun nicht mehr, sondern presse sie. Alucard hat seine Zähne in meinem Hals vergraben und mein gesamter Körper spannt sich an. Der Schmerz wird wieder Lust. Ich beisse mir auf meine Unterlippe, um keinen weiteren Laut entkommen zu lassen. Nichts. Ein kribbeln baut sich langsam auf und wird immer stärker. Lässt alles um mich herum vergessen. Alucard liegt halb auf mir und ich verkrampfe mich immer weiter. Spüre die nähe der explosionsartigen Entspannung. Immer näher komme ich diesem Gipfel, den ich nun um alles in der Welt erreichen und erleben will. So wie damals.
Doch kurz bevor dieser Gipfel der Lust erklommen werden kann, flaut das Gefühl schon wieder ab. Enttäuscht hole ich kurz Luft, entspanne mich aber. Das heiße Gefühl bleibt aber erhalten und das prickeln zwischen meinen Beinen ebbt ab. Alucard trinkt noch ein wenig, ehe er sich löst und mit seiner Spucke und seiner Zunge die blutende Wunde wieder schließt. Er richtet sich auf und wischt sich den Mund ab. "Das ist ja immer noch so enttäuschend wie damals." brummt er, nachdem er den letzten Rest heruntergeschluckt hat und ich nicke leicht, ehe ich auf die Seite sehe. "Genau wie damals..."
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Vampirpest 2
FanfictionNachdem es Alexandra irgendwie geschafft hat, wieder aus Japan zurückzukehren, stellt sich ihr ein neues Problem in den Weg. Der Virus. Zwar hat sie ungefähr sechs Jahre lang theoretische Forschungen anstellen können, aber mit einer infizierten Freu...