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Ich bleibe stumm, bis er mich nach draussen gezogen und die Werkbank wieder zurück geschoben hat. Erst da reisse ich mich von ihm los und sehe ihn wütend an. "Vlad! Was sollte das?!" knurre ich und die roten Augen starren mich an, ehe er hinter sich die Tür der Hütte zuknallt. "Kein anderer Mann legt auch nur einen Finger an dich!" knurrt er zurück und stellt sich vor mich. Hinter ihm bildet sich eine schwarze Masse mit Augen und ich kann sagen, dass er selten so sauer war, wie jetzt. Sein Höllenhund wartet auf ein Opfer, greift mich aber nicht an.

Blinzelnd stehe ich vor ihm und lege den Kopf schief. "Das nenne ich astreine Eifersucht..." murmle ich und Alucard zuckt zurück. "Ich bin nicht eiferüchtig!" zischt er und meine Mundwinkel gehen hoch. "Doch, das bist du. Weil mich ein anderer Mann angefasst hat." erwiedere ich und gehe einen Schritt auf ihn zu. Sein Höllenhund verschwindet wieder und ich kann einen leichten Schleier der röte auf seinem Gesicht erkennen. "Niemand legt auch nur einen Finger an dich!" knurrt er und ich stelle mich ganz nah vor ihn. Kein Blatt Papier passt mehr dazwischen. "Das ist die Definition von Eifersucht, Alucard."

Er antwortet nichts mehr, sondern sieht nur auf das Anwesen. "Du solltest schlafen." brummt er und ich nicke, während ich seine Hand in meine nehme und voraus gehe. "Komm mit. Du auch." So schnell gereizt ist er eigentlich nur, wenn er wenig geschlafen hat. Und da diese Hütte und das Verlies darunter neu sind, wird er wahrscheinlich kaum geschlafen haben. Ohne wiederrede geht er hinter mir her und ich passe meinen Schritt an seinen an. Leicht dürcke ich seine Hand und sehe zu ihm hoch. "Und danke. Für alles." sage ich und er nickt. "Ich hoffe das bringt dich schneller zum Erfolg."

Mit geschlossenen Augen lehne ich mich an ihn. "Zumindest muss ich Seras nicht als Versuchkaninchen benutzen. Und wenn was schief läuft, dann funktioniert trotzdem alles und sie ist nicht gefährdet." Alucard nimmt seine Hand aus meiner und legt den Arm um mich. "Und einem Mann musst du das berühren auf jeden fall erlauben, Vlad." Ich sehe zu ihm hoch und merke, wie angespannt er ist. "Paps, also Walter, kannst und wirst du es nicht verbieten. Ist das klar?" Schmunzelnd nickt er. "Verstanden Prinzessin." erwiedert er und ich bin beruhigt. Und müde. "Na komm. Ich bring dich zurück." meint er, hebt mich hoch und verschwindet im Schatten.

In meinem Zimmer angekommen, stellt er mich ab und ich ziehe mich um. "Pass auf, wenn du Wache schiebst. Und bitte töte die Leute nicht, die mich töten wollen! Ich will sie alle unabhängig befragen. Ich vertrau dem Kerl sowas von gar nicht." Solche Gefühle und solche Geschichten kann man in der verzweiflung schnell faken. Habe ich schließlich selbst oft genug gemacht. Mit einem wiederwilligen brummen bejaht er meine Bitte und gibt mir noch einen Gute-Nacht-Kuss, ehe er verschwindet und ich selbst schlafe, nachdem ich den verhassten Wecker so eingestellt habe, dass ich ungefähr acht Stunden Zeit habe.

Dieses mal ist der Wecker gar nicht mal so schlimm. Zwar reisst er mich so abrupt aus dem Schlaf, dass ich aus dem Bett falle, aber ich bin wach und werde auch nicht mehr einschlafen können. Brummend bringe ich meinen Körper dazu, aufzustehen und den Wecker auszuschalten, ehe ich mich gähnend strecke und in das Bad schlurfe, in dem ich ersteinmal Dusche und auf die Toilette gehe. Dann zähne putzen und nach dem umziehen in die Küche, Frühstück machen. Dort sehe ich Pip. Er sieht komplett fertig aus und ich setze mich mit meinem Müsli neben ihn. "Wieso bist du so müde?"

Pip dreht langsam seinen Kopf und ich zucke zurück. Seine Augenringe gleichen die von mir, als ich die vier Tage nicht geschlafen habe. Aber... seine Augen sind blutunterlaufen. Seine Haut sieht ausgetrocknet aus. Er wirkt... knochiger. Alles andere als gesund! "Pip? Ich werde dich nachher mal untersuchen und mir dein Blut ansehen. Du siehst aus, als wärst du der lebendige Tod!" gebe ich von mir und esse misstrauisch immer ein Auge auf ihn habend, mein Müsli. Die Schüssel lasse ich einfach stehen und nehme mir dann den ausgemergelten Arm des Söldners. An seinem Handgelenk suche ich nach seinem Puls und meine Augen werden klein.

Ich stehe auf und zerre den vollkommen erschöpften Pip hinter mir her. Dieser wankt mehr, als dass er geht und kurzerhand hebe ich ihn mir über die Schulter. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Ganz und gar nicht! Aber was ist passiert? Er sah doch noch so munter aus, ehe er zu Seras ging! Ein Ruck geht durch meinen Körper und ich beschleunige meine Schritte in Richtung Labor. Bitte lass es nicht dass ein, was ich vermute. Bitte lass es nicht das sein, was ich vermute! Immer wieder wiederhole ich den Satz in meinem Kopf, ehe ich in meinem Theoriezimmer ankomme.

Ich lege alles auf den Boden, was ich auf dem metallenen Tisch habe liegen lassen und lege dann Pip darauf. "Beweg dich nicht. Ich bin gleich wieder da." sage ich und verschwinde schnell, um mir eine Operationsmaske, Handschuhe, einen Laborkittel und eine Schutzbrille mitsamt Schutzhaube und überzüge für die Schuhe zu holen. Dann noch die Sachen für die Blutabnahmen und ein extra Mikroskop. Mit diesen Dingen gehe ich wieder zurück und erstelle mir hier ein provisorischen Untersuchungsraum. Dem Erschöpften Pip ziehe ich die Kleidung aus und schlucke, als ich seinen Bauch sehe. "Scheiße..." Es war doch das, was ich befürchtet habe.

Seras hat ihn gebissen. Mehrmals, ohne die Wunden zu verschließen. Ich hole tief Luft und zwinge mich zur Ruhe. Pip trägt dieses Virus in sich. Und wenn ich mit meiner Vermutung recht behalte, dann hat sich das Virus weiterentwickelt und bleibt nicht mehr inaktiv, wenn es in den menschlichen Kreislauf kommt. Warum war das aber bei Walter so? Oder war der Virusstamm... Ich schüttle den Kopf und nehme ersteinmal Blut ab, ehe ich auch ihm einen Zugang lege und ihm einen Beutel mit Betäubungsmittel und Alucard's Blut hinhänge. Während er in das Land der Träume verschwindet, mache ich einen Blutausstrich und lege diesen unter das Mikroskop.

Vampirpest 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt