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"Mir ist bewusst gewesen, dass ich dir nichts normales geben kann. Und sieh es auch als dank dafür, dass du wieder zurück gekommen bist, mich an dich rangelassen und dich..." Alucard stellt sich hinter mich und legt mir seine Arme um meinen Bauch, ehe er sich zu meinem Ohr hinunter beugt. "für mich aufgehoben hast." flüstert er und ich drehe leicht meinen Kopf zu ihm. "Du bist der beste Mann, den man sich wünschen kann." erwiedere ich leise und er muss amüsiert schnauben. "Wir sind nicht verheiratet, Prinzessin." entgegnet er mit meinen eigenen Worten und ich lächle. "Noch nicht."

Kurz knabbert er an meinem Ohrläppchen und richtet sich dann wieder auf. "Du lebst gefährlich, weißt du das?" fragt er und lässt mich los. Ich nicke. "Ich weiß. Du, der Virus, meine japanischen Freunde..." Ich stocke und sehe den Gang entlang. "Apropos, hast du etwas von ihnen mitbekommen?" Alucard nickt und bedeutet mir, ihm zu folgen. Ich gehe von der Zelle weg. Nein, eher von dem Kerker! Darin befindet sich ein infizierter Ghul. Seine roten Augen leuchten und seine Zähne sind ausgefahren. Überraschenderweise ist er still und gibt kein Geräusch von sich. Ist der führende Vampir in der nähe, oder ist er zu weit weg, als dass er sich bewegen könnte?

Der schwarzhaarige bleibt vor der hintersten und letzten Kerkerzelle stehen und sieht auf die rechteckige Aussparung, die einen kleinen Blick in die karge innenausstattung bietet. "Danke." Sage ich und nicke ihm zu, ehe ich durch die Wand gehe und einen erschrockenen, aber doch wild entschlossenen Mann vorfinde. Seine Kleidung zerissen. Sein Gesicht blau und angeschwollen. Aber seine Augen blitzen und sein Blick ist ungebrochen. Ich sehe ihn von oben an und mustere ihn. Kein einziger japanischer Zug. Mehr westlich. Dunkelblond. Blaue Augen. Das einzige was ihn verrät ist ein fehlender kleiner Finger.

"Interessant, dass selbst die Ninkyō Dantai mich tot sehen wollen. Bisher dachte ich, dass es nur einzelne Gruppen sind. Aber gleich Japan's gesamte Unterwelt?" Der Mann sitzt auf dem Boden, der Oberkörper lehnt am Gestein. Ich gehe in die Hocke und lege meine Unterarme entspannt auf meinen Oberschenkeln ab. "Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin die Eiskönigin." erkläre ich auf japanisch und die Augen meines gegenübers werden klein. "Eine Verräterschlampe!" knurrt er nur auf eben derselben Sprache zurück und ich ziehe einen Mundwinkel hoch. "Wieso sollte ich ein Verräter sein? Ich habe mich nur aus meinem Geschäft zurück gezogen."

Der Mann hebt seinen Kopf, als wolle ER auf MICH hinunterblicken. "Du bist eine zu große Gefahr für die Geheimnisse der Ninkyō Dantai! Du weißt zu viel!" Ich seufze und schüttle den Kopf. "Also ich weiß ja, dass ihr so einige Probleme mit Verrätern habt. Ich habe selbst genügend ermorden müssen. Aber denkt ihr nicht, dass ich so etwas wie Ehre habe?" frage ich ein wenig gelangweilt und sehe, wie sein Bein zuckt. Oho? Er will mich angreifen? Sein gesamter Körper spannt sich an und ich während er sich so schnell es für menschliche Verhältnisse aufrappelt und mich anspringt, stehe ich nur auf.

Eine Hand krallt sich um seinen Hals und hält ihn so auf. Überrascht keucht er auf und ringt nach Luft, während ich ihn mühelos in die Luft hebe. "Erbärmlich. Und so etwas will sich Auftragsmörder nennen." Ich schleudere ihn in die nächste Ecke und lasse mein rechtes Auge aufleuchten. "Von einem Mitglied der Yamaguchu-gumi habe ich mehr erwartet. Solltest du hier rauskommen..." Eine Pause entsteht und ich neige meinen Kopf. "Dann sag dem werten Ken'ichi Shinoda, dass ich IHN in ruhe lasse, wenn er MICH in ruhe lässt." Ein letzter Blick auf den Mann und ich verschwinde durch die Mauer.

Alucard hat auf mich gewartet und sieht mich neugierig und irgendwie enttäuscht an, als er meinen Gesichtausdruck ansieht. "War es nicht das richtige?" fragt er, doch ich stelle mich vor ihn, ziehe seinen Kopf zu mir runter und lege meine Lippen auf seine. Lasse den Kuss etwas länger währen und löse mich dann wieder, um ihn anzusehen. "Es ist perfekt." flüstere ich und sehe dann auf die kleine Zelle. "Ich bin nur etwas enttäuscht von dem Kerl, der sich Auftragsmörder schimpft. Er hat nichts, was ihn dazu veranlassen würde." murmle ich und seufze. "Ich kann euch beide da draussen verstehen."

Ich fange an zu schmunzeln und muss mir ein lachen verkneifen, als ich zu dem Rechteck gehe und hinein sehe. Der Kerl sieht mir etwas beleidigt entgegen. "Wer kann bitte heutzutage kein Englisch?" frage ich und der Mann verdreht die Augen. Ich trete wieder durch die Mauer und lehne mich dann gegen diese, während ich meine Arme verschränke. "Und während du hier drinn schmorst und mich umbringen wolltest, arbeite ich an einem Mittel gegen die neue Pest. Also versuch erst gar nicht, mich noch einmal zu töten. Denn nur ich kenne mich in der Sache aus und wenn du willst, dass-"

"Du machst WAS?!" Der Mann springt auf. "Meine Tochter wurde wegen dieser Pest getötet! Zu mir hieß es, dass du an einer weiterentwicklung des Viruses arbeitest!" Erst bin ich verblüfft. Wer wäre das nicht? Doch dann schüttle ich den Kopf. "Ich arbeite gegen den Virus, mein Freund. Jemand der mir nahe steht ist infiziert und bevor diese Person entgültig dem Virus verfällt, will ich ein Mittel gefunden haben. Und wenn es funktioniert, werde ich das Mittel weltweit zur verfügung stellen." Der blonde sinkt vor mir auf die Knie und umarmt meine Beine. "Oh Gott! Vielen Dank, dass es doch jemanden gibt, der dagegen arbeitet!"

Komplett perplex sehe ich auf den Kerl runter. Was soll ich jetzt machen? "Wenn du sie nicht los lässt wirst du ganz sicherlich nicht mehr erleben, wie das Mittel funktioniert!" Mein Kopf dreht sich nach rechts und ich sehe, wie Alucard durch die Mauer kommt. Er ist sauer. STINKsauer! Seine Augen lodern, als würde sich ein Inferno in ihnen wiederspiegeln. Seine spitzen Zähne sind gebleckt und der Kerl lässt sofort los. Ich stelle mich vor Alucard. "Ganz ruhig. Jetzt komm mal wieder runter, klar?" Der schwarzhaarige sieht mich an, sieht zu dem Mann und holt dann tief Luft. "Ich verzieh mich. Und du kommst mit." knurrt er und zieht mich hinter sich her.

Vampirpest 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt