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Vermummt und mit der größten Vorsicht stelle ich das Gerät ab und bringe den behälter langsam zu meinem Tisch, an dem ich auch der mutierte Virenstamm von Pip bereit liegt, um getestet zu werden. Mit einer Pipette hole ich mir ein wenig von dem Blut-Kakerlakenproteingemisch und pippetiere das vorsichtig auf die Platte mit dem Virus. Ich beobachte alles unter dem Mikroskop und kann sehen, dass meine Hand mehr zittert, als ich erwartet hätte. Ich zwinge mich zu einer ruhigen Hand und drücke den Kolben langsam in die Pipette hinein, um das hoffentlich wirksame neue Präparat an den Viren zu testen.

Die Flüssigkeiten vermischen sich und ich stelle das Mikroskop noch einmal scharf. Mit angehaltenem Atem warte ich auf die Reaktion der beiden Komponenten. Die Pipette lege ich vorsichtig auf die Seite und warte eine Minute. Warte zwei Minuten. Keine Reaktion. Zumindest lässt das Virus das Blut-Proteingemisch in Ruhe und greift es nicht an! Doch plötzlich... Eines der Viren vergreift sich an einem roten Blutkörperchen! Und als wäre dass das Signal für die weißen Blutkörperchen gewesen, die mit dem Kakerlakenprotein verschmolzen sind, greifen diese den Virus an und... ich kann es nicht anders beschreiben, als dass sie den Virus richtiggehend zerfleischen.

Nach und nach gehen alle weißen Blutkörperchen auf die Viren los und zerrupfen diese in ihre Einzelteile. Meine Augen werden immer größer, als ich durch die Obektive des Rasterelektronenmikroskop sehe. Ich... Ich habe es fast geschafft! Ich muss nur noch einen Weg finden, wie ich weißen Blutkörperchen dazu bringe, sich selbst zu aktivieren! Mein Herz schlägt kurz und ich stehe auf, um im Labor herum zu gehen. "Also gut. Was bringt die Viren dazu, anzugreifen. Einen Auslöser muss es geben..." murmle ich und sehe auf meine blauen Handschuhe runter. Meine Gedanken rasen wieder von einer Ecke in die andere, aber so richtig eine Idee kommen will nicht.

Ich gehe immer weiter im Kreis und schlage mir plötzlich das Knie an einer der vielen Tischkanten an. Sofort lehne ich mich gegen eine Wand und entlaste das Bein. "Als Mensch wäre das sowas von ein blauer Fleck!" zische ich und seufze, ehe ich meinen Kopf hebe. Blauer Fleck? Der wird durch die Hämoxygenase abgebaut. Das ist ein Enzym... "Enzyme!" rufe ich laut und klatsche einmal. "Das ist es!" Ich laufe zum Mikroskop, setze mich dort hin und schmeiße ersteinmal die Mischung aus toten Viren und ruhigen roten und weißen Blutkörperchen weg, ehe ich mit etwas neuem beginne.

Jetzt habe ich den Grundbaustein des Mittels. Aber ich kann mich jetzt nicht auf diesem Teilerfolg ausruhen, sondern muss weiterarbeiten. Schließlich kann ich nicht hoffen, dass ein Virus so freundlich ist, eines der Blutkörperchen anzugreifen! Wobei ich nur diese brauche. Also werde ich die Leukozyten, die weißen Blutkörperchen, noch einmal extra extrahieren müssen. Und dann werde ich versuchen, dass sie sich vermehren. Ich kann nicht Tonnen von Blut mit Kakerlakenproteinen beimpfen! Und irgendwann wird man das künstlich herstellen können. Aber für den Notfall, muss das jetzt ersteinmal reichen. Etwas anderes gibt es auch nicht.

Mein Kopf ist am heißlaufen. Um die Leukozyten muss ich mir keine Sorgen machen. Die Oberflächen werden von den bestehenden Leukozyten abgescannt und die Gedächtnisszellen werden von selbst diese Art von Abwehrmechanismus übernehmen. Ich mache mir meine Elektrophorese bereit und stelle sie nach dem injizieren an. Es wird einen unterschied zwischen den aktivierten Leukozyten und Viren und den inaktiven Leukozyten und Viren geben. Und diesen Unterschied, dieser kleine Streifen auf dem Ergebniss des Elektrophoresestückes wird das Stück sein, an dem die Menschheit hängt! Ein einzelnes Immunglobulin fällt mir ein, dass ein Auslöser sein könnte. Und ich setze mich gleich daran, dies auszutesten, während die Elektrophorese läuft.

Und noch während die Phorese läuft, habe ich es gefunden. Bevor ich aber aufspringen und jauchzen kann, muss ich auf die Elektrophorese warten. Glücklicher war ich in den letzten Tagen selten! Was ist los? Ich stehe hier draussen und werde überflutet mit Freude! Bist du Schwanger oder wie? Ich zucke bei Alucard's Stimme in meinem Kopf zusammen und schmeiße fast die Probe mit dem Virus auf den Boden. Schnell stelle ich sie wieder sicher auf den Tisch und seufze erleichtert. Ein Test noch und ich habe ein mögliches Gegenmittel gefunden! Es sieht gut aus und- "Bin schon da!"

Alucard taucht neben mir aus dem Schatten des Tisches auf und ich deute auf die Glasscheibe, hinter der mein Theoriezimmer ist. "Hau da ab! Das ist gefährlich!" rufe ich entsetzt und er grinst, ehe er sich wirklich hinter der Glasscheibe wieder manifestiert. Tut mir leid, da war ich doch wohl ein wenig zu enthusiastisch! Ich sehe zu ihm rüber und schüttle nur den Kopf. Erst enthusiastisch werden, wenn es wirkt! Aber ich habe nicht viel. Kannst du mir, wenn der letzte Test vorbei ist, einen der infizierten Ghule holen? Erst will ich es an einem unbeteiligten ausprobieren, ehe es an Seras oder Pip geht.

Kein Problem. Irgendwelche wünsche, was die Probanten angeht? Ich überlege kurz und nicke. So schwer wie möglich. Ich muss austesten, ob sich das Gewicht und die Blutmenge auf die Wirkung des Mittels auswirkt! Ein lachen ertönt. Du denkst wirklich an alles, was? Ich schnaube und sehe zur Phorese, die gleich fertig ist. Muss ich. Ansonsten hätten wir ganz andere Probleme. Erwiedere ich und stehe auf, um zur Platte zu gehen. Vorsichtig beuge ich mich darüber und nehme ein Lineal zu Hand, mit dem ich alles ausmesse. Der Streifen. Dieser Streifen. Jener Streifen. Wie breit und wie oft etwas da ist.

Unter der Maske kann man mein grinsen nicht sehen, aber es ist da. Und wie! Lass mich raten... Du hattest recht? Fragt Alucard und ich richte mich auf, ehe ich ihn durch das Glasfenster ansehe und heftig nicke. Ich gebe sogar einen kleinen Freudensprung zum besten und wackle fröhlich mit dem Kopf hin und her. Also gut. Ich werde das Op- den Probanten holen. Wo soll ich ihn hintun? Ich sehe auf die Phorese und dann wieder zu Alucard. Weißt du was? Ich packe alles zusammen und dann werden wir in die Hütte gehen. Und dann werden wir ja sehen, ob es wirkt.

Vampirpest 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt