Für everiah
Dein Tipp war Gold Wert, danke!
______________________*Kathlyn*
Drei Tage waren seit dem Mondfest vergangen. Cindys Plan war reichlich nach hinten losgegangen. Nicht nur, dass sie mich dank Jace komplett verfehlt hatte, sie hatte auch alle anderen nassgespritzt. Doch das Meiste bekam Jace ab.
Mir war es einmal passiert, dass ein ‚netter' Autofahrer mich mit Pfützenwasser geduscht hatte. Ich war komplett durchnässt, mir lief die Suppe sogar in den Kragen und den Rücken hinunter. Es war widerlich! Nun: Jace sah schlimmer aus.
Er stand da wie ein begossener Pudel und starrte Cindy nieder. Sie kniff den Schwanz zwischen ihre Beine und machte sich ganz klein. Das Bild hätte äußerst komisch wirken können – ein riesiger, gefährlich aussehender Werwolf kuschte vor einem komplett nassgespritzten (wenn auch großen und muskulösen) Mann –, doch niemand wagte es, zu lachen oder irgendetwas zu sagen. Auf der Lichtung war es mucksmäuschenstill gewesen, selbst aus dem Wald drang kein einziger Laut.
Was auch immer zwischen den beiden stattfand (Josi und Emmely hatten behauptet, sie könnten ‚im Geist' miteinander kommunizieren), schien Cindy nicht zu gefallen. Ihr Blick blieb an mir kleben, dann drehte sie sich um und verschwand in der Wolfshöhle. Seitdem hatte ich sie nicht mehr gesehen, aber ich vermisste sie auch nicht.
Die romantische Stimmung war jedenfalls im Eimer und Jace war sich später umziehen gegangen, weil ich ihn dazu gedrängt hatte. Die Zeit nutzte ich und sprach noch einmal mit Beth. Niemand in Ilargia wusste, wer die beiden wirklich waren. Sie waren getarnt als ganz normale Bürger – als Menschen. Aber wozu? Und wie viele gab es noch?
Doch diese Fragen blieb sie mir schuldig. Sie warf sogar noch Neue auf. Ich hatte sie und Martin gefragt, ob sie meinen Eltern eine Nachricht überbringen könnten. Ich hätte schnell einen Zettel geschrieben, den sie in den Briefkasten werfen konnten – damit meine Mom wusste, dass es mir gut ging und ich noch lebte.
„Das wissen sie doch schon." Dieser Satz war ein einziges Rätsel. Gerade als ich nachfragen wollte, was genau sie damit meinte, kam Jace dazwischen. Er hätte noch etwas mit ihnen zu besprechen, ich solle schon nach oben gehen. Ich sah sie nicht wieder, aber ihre Worte ließen mich nicht mehr los.
Natürlich hatte ich all meine Fragen auch Jace gestellt: „Du hast gesagt, ich könnte dich später damit löchern!", erinnerte ich ihn.
„Richtig. Aber ich habe nie gesagt, dass ich dir auch antworten werde." War er nicht nett?
Und nun saß ich hier, in der Bibliothek, und grübelte. Jace, Alec, Mike und Josi waren schon seit heute Morgen an irgendeiner Grenze. Irgendetwas war wieder passiert. Wir hatten nicht einmal unseren Spaziergang gemacht und die Festung verlassen durfte auch niemand. Aber mir war es recht. Ich nutzte seine Abwesenheit immer in derselben Weise. Emmely leistete mir Gesellschaft, war bei meinen Nachforschungen aber keine große Hilfe.
Inzwischen war ich nämlich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich nur weiter kam, wenn ich die Wette gewann. Sicher suchte auch mein Vater nach einem Weg, wie ich wieder nach Hause könnte. Und ebenso sicher stand dazu etwas in den Unterlagen der Wölfe. Ich würde Jace also quasi mit seinen eigenen Waffen schlagen: Durch das Einhalten der Gesetze und Verordnungen. Doch dafür musste ich wissen, wonach ich eigentlich suchte – wozu ich dringend meinen Vater brauchte. Denn das hier war die sprichwörtliche Nadelsuche im Heuhaufen.
Die Wölfe hatten ihre eigenen Gesetze, ihren eigenen Kodex. Dabei drehte es sich hauptsächlich um Verhaltensweisen, Rechtsprechungen, den Umgang untereinander und mit Menschen. Aber ich fand bisher nirgendwo Aufzeichnungen, dass ein Mensch gegen seinen Willen im Rudel leben musste. Wahrscheinlich, weil es einfach noch nie vorgekommen war.
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Between the lines
Werewolf„Wenn wir eine Ausgangssperre verhängen, dient diese nicht nur der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger. Sie ermöglicht es auch den Wölfen, ungehindert ihre Arbeit zu tun. Du hattest erstaunliches Glück, dass sie rechtzeitig eingreifen konnten...