Warnung: Dieses Kapitel beinhaltet Gewalt-Szenen
Für SteffiDietz
Und weil wir Frauen immer neugierig sein müssen 😘
________________________*Kathlyn*
Das ganze Rudel hatte einen Kreis um die Lichtung gebildet, auf der Jace und Caleb standen. Beide hatten ihre Oberteile und ihre Schuhe ausgezogen und wärmten sich für den Kampf auf.
Nun konnte ich Caleb näher betrachten – was ich heute Nacht tunlichst vermieden hatte. Er war muskulös, ohne Zweifel. Doch was mir sofort ins Auge stach war die große Narbe, die links an seinem Hals begann, sich quer über seinen Oberkörper fortzog und unter seinem rechten Rippenbogen endete.
Auch Jace hatte Narben – vier genau genommen. Parallel zueinander verliefen sie über sein rechtes Schulterblatt. Sie waren fein, beinahe Zierde, sodass sie mir zunächst gar nicht aufgefallen waren und ich sie später nicht weiter beachtet hatte. Ich hatte ihnen einfach keine besondere Bedeutung beigemessen.
Calebs Narbe hingegen dominierte seine halbnackte Erscheinung und gab ihm gleichzeitig einen Anstrich von Gefahr und Verletzlichkeit. Was auch immer passiert war, er sollte sich bei jedem Blick in den Spiegel daran erinnern.
„Das war Nero." Josi hatte meinen Blick bemerkt. „Caleb musste zusehen, wie seine Eltern getötet wurden. Er hat versucht ihnen zu helfen und das hätte ihn beinahe selbst das Leben gekostet, wäre Jace nicht gewesen."
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, doch sie schien auch keine Reaktion zu erwarten. Außerdem liefen Caleb und Jace gerade aufeinander zu und gaben sich die Hand, wodurch sämtliche Gespräche um uns herum verstummten. Und dann begann der Kampf.
Ich mochte Actionfilme schon immer, sofern nicht alle zwei Minuten etwas explodierte. Doch manche Kampfszenen fand ich einfach übertrieben und unrealistisch. Niemand konnte einen ausgewachsenen Mann meterweit durch die Gegend schleudern. Und selbst wenn, so würde der andere danach nicht einfach wieder aufstehen, als wäre nichts gewesen und fröhlich weiterkämpfen. Nun allerdings fühlte ich mich in genau so einen Film hineinversetzt und es fehlte nur noch die Kamera.
Dass dieser Kampf hier jedoch bitterer Ernst war, sah man an den tiefen Abdrücken in der Erde, die ihre Füße hinterließen, sowie an der abgesplitterten Baumrinde und den Kerben, die von fehlgeleiteten Schlägen herrührten. Außerdem waren ihre Bewegungen so schnell und präzise, dass ich Mühe hatte ihnen zu folgen. Schweiß bedeckte ihre Körper, dennoch gerieten sie nicht außer Atem. Das zeigte mir nur wieder, wie überlegen sie uns körperlich waren.
„Wie lauten die Regeln?" Jace war gerade einem erneuten Hieb von Caleb ausgewichen und dieser hatte einen Baum getroffen, sodass er komplett wackelte. Ein Schlag dieser Art hätte für mich wohl einen Schädelbruch zur Folge gehabt und selbst Jace hätte ihn nicht ohne weiteres weggesteckt.
„Keine Hilfsmittel aus Silber, keine Waffen, keine Einmischung anderer Rudelmitglieder. Der Gegner darf nicht lebensbedrohlich verletzt werden. Gewonnen hat derjenige, vor dem der andere sich verneigt.", antwortete Josi leise. Ansonsten war es totenstill auf der Lichtung, nur die Geräusche des Kampfes waren zu hören. Alle sahen gebannt zu und auch ich fieberte unwillkürlich mit.
Die beiden Alphas standen sich in nichts nach. Hochkonzentriert wichen sie dem anderen aus, versuchten ihn mit Tritten und Hieben zu treffen, oder ihn zu Boden zu werfen. Caleb war hierbei deutlich angriffslustiger und konnte ein paar gezielte Treffer landen, die mich den Atem anhielten ließen. Jace steckte sie erstaunlich gut weg, das übliche Funkeln in den Augen.
„Jetzt komm schon Jace. Klatsch ihm endlich eine für mich.", murmelte Josi ungeduldig und neben uns ertönte ein abfälliges Schnauben.
„Wie ernst kann ein Kampf unter Freunden schon werden?", spottete ein Rudelmitglied von Vastus, das wohl Eric hieß. Er war mir bei meiner Befragung schon unangenehm aufgefallen und die Art, wie er Jace beobachtete gefiel mir nicht. „Jace zögert bei seinen Freunden genauso, wie bei seiner Familie."
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Between the lines
Hombres Lobo„Wenn wir eine Ausgangssperre verhängen, dient diese nicht nur der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger. Sie ermöglicht es auch den Wölfen, ungehindert ihre Arbeit zu tun. Du hattest erstaunliches Glück, dass sie rechtzeitig eingreifen konnten...