3. Dezember

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Nolan POV

Das Piepen des Weckers kam mir noch nie so unangenehm vor. Neben mir stöhnt Brandon auf. "Ach du scheiße, mach das aus." Ich taste nach dem Wecker und schaffe es irgendwie ihn auszustellen. Als ich meine Augen aufschlage wird der Schmerz in meinem Kopf noch stärker. Ich setzte mich langsam auf und sehe Brandon an. "Du musst wenigstens erst heute Mittag arbeiten. Gott, ich kann doch nicht so zur Schule." Brandon springt plötzlich auf und flüchtet ins Badezimmer. Kurze Zeit später ertönt ein Würgen. Ich stehe seufzend auf und laufe dann ins Bad. Ich gehe an Brandon vorbei und ziehe meine Klamotten aus. Brandon sieht zu mir und beobachtet wie ich in die Dusche gehe. "Brandon?" "Ja?" "Ich fühle mich etwas beobachtet von dir." "Ich überlege gerade, ob ich zu dir kommen soll, aber ich bin so sehr verkatert, dass ich mich nicht dazu aufraffen kann. Also schau ich dich jetzt wenigstens an." Lachend sehe ich zu ihm. "Wow. Gar nicht creepy." Brandon grinst. "Und trotzdem liebst du mich."

Ich mache Brandon noch schnell Frühstück bevor ich gehe. So wie ich ihn kenne, wird er nämlich gleich Hunger bekommen. Ich fülle mir Kaffee in meinen Thermosbecher und gehe dann raus. Es ist echt kalt geworden, aber leider hat es bis jetzt noch nicht geschneit. So sehr ich Sonnenschein mag, gerade wäre mir wirklich lieber es wären ein paar Wolken am Himmel. Die blendende Sonne gefällt meinem Kopf gerade gar nicht. Ich frage mich immernoch, wie ich jetzt gleich unterrichten soll, aber wenigstens habe ich gleich erstmal die Klasse, bei der ich Klassenlehrer bin und kann etwas Orgakram einfügen.

"Guten Morgen Leute." Henry sieht mich belustigt an. "Alter, Nolan. Hast du zu viel gesoffen gestern? An einem Montag feiern gehen...interessant." Ich verdrehe die Augen. "Ich war nicht feiern. Allerdings war ich während meines Studiums tatsächlich das ein oder andere Mal unter der Woche feiern. Aber die Zeiten sind vorbei." Paul sieht mich neugierig an. "Aber wenn du nicht feiern warst, was hast du dann gemacht?" Ich greife nach dem Kursheft und beginne die Anwesenheit zu überprüfen. "Ich hab die Eltern meines Freundes kennengelernt. Weiß jemand, wo Callie ist?" Henry sieht mich perplex an. "Du hast einen Freund?" Ich nicke verlegen. "Ja, hab ich." Allie quietscht auf. "Oh Nolan, wie süß!" Ich spüre wie ich rot werde. "Wie auch immer. Also...ist Callie krank?" Henry nickt. "Ja. Aber jetzt lenk mal nicht ab. Du bist eh so verkatert, dass wir keinen Unterricht machen. Erzähl mal was von deinem Freund." Ich setzte mich auf den freien Tisch. "Na schön. Was wollt ihr wissen?"

"Ist dein Freund so alt wie du?" "Zwei Jahre jünger." Henry nickt und überlegt kurz. "Ist er auch Lehrer?" Ich lache. "Hoffst du, dass du ihn kennst? Dann muss ich dich leider enttäuschen. Er ist Traumachirurg." Paul nickt anerkennend. "Wow, cool. Aber warte mal...dauert das nicht immer eine Weile, bis man dann echt so richtig Chirurg ist. Er ist ja dann noch ziemlich jung." "Er hat ein fotografisches Gedächtnis. Dadurch hat er schon früher seinen Abschluss gemacht und ist direkt studieren gegangen." Allie sieht mich lächelnd an. "Und wie habt ihr euch kennengelernt?" "Ich hab mit einer Klasse Volleyball gespielt und bin dabei etwas unglücklich gestürzt. Und dann war ich in der Notaufnahme und er hatte gerade Dienst." Henry lacht. "Ein Glück, dass du dich verletzt hast. Wir wollen deinen Freund kennenlernen." Ich verdrehe die Augen. "Leute, das ist nicht wie mit dem Hund von Mrs Harrison. Ich kann doch nicht einfach random meinen Freund mit hierher bringen." Meine Schüler sehen mich enttäuscht an. "Wieso nicht?" Seufzend stehe ich auf. "Na schön. Ich frag ihn später mal. Aber dafür machen wir jetzt Unterricht." Henry stöhnt auf. "Dein Ernst? Du bist aber doch-" Ich unterbreche ihn. "Ich weiß, dass ich verkatert bin. Ihr könnt ja aber wohl trotzdem euer Buch aufschlagen. Seite 36. Das sind Übungen zum Elektromagnetischen Schwingkreis. Los geht's. Ich geh mir schnell noch einen Kaffee holen."

Als ich Nachmittags nach Hause komme, sitzt Brandon auf dem Sofa und ist anscheinend während er Fernsehen geguckt hat eingeschlafen. Ich nehme an, er hat sich auf der Arbeit krank gemeldet. Ich lege die Decke über ihn und gehe dann nach oben in mein Büro. Ich bin fast fertig mit der Unterrichtsvorbereitung, als Brandon seine Arme um mich schlingt. "Hey, wie lange bist du schon zu Hause?" Ich sehe zur Uhr. "Seit etwa drei Stunden. Ich bin gleich fertig." "Kochst du was?" Ich sehe ihn grinsend an. "Koch du doch." Brandon lacht. "Okay, wenn du Magenprobleme bekommen möchtest, gerne." "Schatz, ich bin mir sicher, ganz so schlecht kochst du nicht. Aber wir wollen ja kein Risiko eingehen."

Mittlerweile sitzen Brandon und ich beim Abendessen. Mir fällt wieder die Konversation mit meiner Klasse heite morgen ein. "Ach ja, meine Klasse möchte dich kennenlernen." Brandon sieht mich überrascht an. "Wie kommt es jetzt dazu?" "Sie wollten wissen, warum ich so verkatert bin und naja, dann hab ich es ihnen erzählt." "Okay. Das ist irgendwie niedlich. Also wenn ich mal Zeit hab, kann ich gerne mal vorbeischauen. Deine Schüler sind bestimmt voll cool." Ich lächle ihn an. "Ja, das sind sie. Sie würden sich echt sehr freuen, wenn das klappt." In dem Moment beginnt Brandons Pager zu piepen. Irritiert wirft er einen Blick drauf und sieht dann auf sein Handy. "Ach du scheiße. Es gab wohl einen heftigen Auffahrunfall, in den sehr viele verwickelt waren. Die brauchen mich, auch wenn ich mich eigentlich krank gemeldet hatte. Ich muss los, tut mir leid Schatz." "Kein Problem. Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch Nolan."

Ich liege schon eine Weile im Bett und kann nicht schlafen, als mich eine mir unbekannte Nummer anruft. "Hallo?" Nolan? Hey, ich bin's, Finn. Brandons Dad. Ist er da? "Nein, er musste ins Krankenhaus, arbeiten." Oh okay. Deswegen geht er nicht an sein Handy. Deine Nummer hast du uns übrigens anscheinend gestern Abend gegeben. "Was wolltest du denn so spät noch von Brandon?" Ich wollte nur was fragen. Aber das kann auch warten. Ich weiß, dass Brandon nie wirklich früh ins Bett geht. Deswegen so spät. Ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt. "Nein, alles gut. Ich konnte sowieso nicht einschlafen." Okay. Na dann...man sieht sich. Schlaf gut. "Ja, bis dann. Du auch. Liebe Grüße an Nathan." Ich lege mein Handy zur Seite und lege mich wieder richtig hin. Ich spüre, wie meine Augenlider immer schwerer werden, bevor ich endlich einschlafe.

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