22. Dezember

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Mike POV

Als ich aufwache, höre ich von unten Geräusche. Ich sehe neben mich und stelle überrascht fest, dass Robin nicht mehr im Bett liegt. Dass sie vor mir aufsteht, kommt nur äußerst selten vor. Das ist ja schon fast beunruhigend. Ich stehe auf und ziehe mir etwas über. Dann gehe ich runter in die Küche.

Robin ist wohl gerade dabei Frühstück zu machen. Als sie mich sieht, kommt sie auf mich zu und gibt mir einen Kuss. "Guten Morgen." Ich sehe sie skeptisch an. "Guten Morgen. Geht's dir gut?" Lachend nickt sie. "Ja,  sehr. Bald ist Weihnachten. Und ich musste mich gerade übergeben." Würde man diesen Satz einfach so hören, wäre das vermutlich sehr beunruhigend. Aber bei Robin sind das natürlich gerade gute Nachrichten, so mal es ihr offensichtlich nicht schlecht geht. Lächelnd ziehe ich sie in meine Arme. "Das klingt vielversprechend. Schatz, ich freue mich so."

Mittlerweile haben wir gefrühstückt und gehen jetzt gleich Benny besuchen. Ich will endlich Aaron kennenlernen. Robin ist gerade noch dabei, die Spülmaschine einzuräumen. "Wie fanden Eric und...moment...wie heißt er? Darren? Hat ihnen das Ballett gefallen?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Ich hab seit dem nicht mehr mit Eric geredet. Aber sie hatten bestimmt Spaß. Will Jane eigentlich mit oder sollen wir sie bei meinen Eltern absetzen?" Jane, die gerade in die Küche gekommen ist, antwortet selbst. "Ich will zu Grandma und Grandpa. Ich muss Grandma doch beim Plätzchen backen helfen." Ich streiche meiner Tochter über die Haare. "Okay mein Engel. Dann mach dich fertig, wir gehen gleich los."

Jetzt sitze ich hier mit Aaron im Arm und merke, wie sehr ich mich eigentlich freue, dass ich hoffentlich bald wieder ein eigenes Baby im Arm halten kann. Aaron schläft friedlich und ich könnte ihn die ganze Zeit anschauen. Benny kommt ins Wohnzimmer und sieht mich lächelnd an. "Hi Mike. Alles klar?" Ich nicke. "Jap. Dein Sohn ist sehr süß. Wie geht's dir so?" "Abgesehen davon, dass meine Familie mich mobbt, weil ich zugenommen habe, sehr gut." Ich sehe ihn grinsend an. "Ich hatte das damals auch. Und es wird bestimmt wieder passieren. Oh Gott, dann muss ich ja noch mehr Sport machen." Benny setzt sich neben mich. "Also dir schaden ein paar Kilo mehr ja wirklich nicht. Aber wir können ja trotzdem zusammen Sport machen gehen. Dann finde ich vielleicht etwas mehr Motivation." Ich nicke. "Das wäre cool. Benny, wir müssen überhaupt mal wieder mehr zusammen unternehmen. Das war immer so cool." Er grinst. "Oh ja. Wir hatten viel Spaß. Aber ist dir eigentlich klar, dass ich erst zehn war, als du mit Robin zusammengekommen bist?" "Alter, stimmt. Das ist lange her. Da war Brandon ja auch noch so jung. Und jetzt ist er einfach Chirurg und hat Nolan." Benny nickt langsam. "Das ist wirklich krass. Die Zeit vergeht so schnell."

Während Robin und Gina jetzt nach  dem Mittagessen oben mit Aaron sind, sitzen Benny und ich bei einem Bier in der Küche. Benny seufzt. "Jetzt mal ohne Scheiß, wie hast du das damals ausgehalten, so lange nicht zu vögeln?" Ich verschlucke mich beinahe vor Lachen an meinem Bier. "Sorry, die Frage kam nur unerwartet. Irgendwie hältst du das schon aus. Du bist sowieso so beschäftigt mit dem Baby, dass du die Zeit, die du hast, wirklich gerne zum schlafen nutzt. Oder du musst halt andere Wege nutzen. Aber hey, sogar dein Dad hat es geschafft. Und von dem, was ich so aus seiner Zeit vor Mia gehört habe..." Benny grinst. "Okay, ja. Mein Dad war schlimm vor Mia. Die ganzen armen Flugbegleiterinnen...Ich hab einen Kollegen, der ist auch so. Bevor wir losfliegen, verschwindet der immer mal kurz mit jemandem." "Alles klar. Benny, du vermisst deine Arbeit, oder?" Seufzend lehnt er sich zurück. "Irgendwie schon. Ich meine, ich bin super glücklich, dass wir jetzt ein Kind haben und so, aber...ich liebe fliegen." "Weißt du, ich hab damals ja dann eine Rolle aufgegeben. Das war jetzt nichts krasses, aber mir hat das Performen trotzdem gefehlt. Bis ich dann überhaupt wieder am Broadway eine Rolle hatte, hat echt ein bisschen gedauert. Das sollte dieses mal hoffentlich einfacher sein." Benny wird hellhörig. "Das klingt, als wärst du sehr überzeugt, dass das gar nicht mehr so lange dauert." Ich beginne zu lächeln. "Naja, es sieht gerade ganz gut aus. Natürlich ist es noch früh, aber ich denke, das klappt." Benny nimmt mich in den Arm. "Ich freu mich für euch."

Alex ist auch vorbei gekommen, um Benny um Rat zu fragen, was er denn noch bei seinem Antrag beachten sollte. Ich finde dieses Verhältnis der beiden so toll. Ich habe keine Geschwister, aber ich hätte unheimlich gerne welche gehabt. Wenn ich Benny und Alex sehe oder Robin und Brandon, dann wünschte ich wirklich, ich könnte das auch irgendwie erleben.

Alex mustert seinen Bruder demonstrativ von oben bis unten. Bevor er irgendwas sagen kann, verdreht Benny bereits die Augen. "Alter, ich weiß. Jetzt fang bitte nicht wieder damit an." Alex grinst. "Na gut. Ausnahmsweise. Aber ich möchte gerne nochmal ein Babyfoto von dir anschauen." Ich beginne ebenfalls zu grinsen. "Dafür wäre ich aber auch."

Wir verbringen den Nachmittag dann tatsächlich damit, Babyfotos von Benny und auch von Alex anzugucken. Robin und Brandon sind auch auf einigen der Bilder und es ist echt witzig die anzuschauen. Mittlerweile sind wir immernoch hier. Gina und Robin sitzen noch in der Küche und unterhalten sich über Babys. Ich hingegen sitze mit Alex und Benny im Wohnzimmer und bin etwas angetrunken, da Benny plötzlich eine Flasche Scotch ausgepackt hat.

"Okay, okay. Mike, du kannst mir nicht erzählen, dass du einfach so ohne Sex klargekommen bist." "Das hab ich auch so nie behauptet." Alex grinst mich an. "Aha. Wann hast du Robin zum ersten Mal flachgelegt?" Benny boxt seinem Bruder lachend gegen den Arm. "So eine unverschämte Frage. Aber ja...wann?" Lachend schüttele ich den Kopf. "Ihr seid echt speziell. Aber um eure Frage zu beantworten...als wir sechzehn waren...an Neujahr. Ich bin da allen Ernstes zu Finn und Nathan gegangen und habe nach einem Kondom gefragt, weil ich nicht wirklich vorbereitet war." Benny grinst. "Naja. Wenigstens Onkel Nathan und Onkel Finn. Die sind ja super gechillt in der Hinsicht." Da hat er recht. Ich habe wirklich, wirklich Glück mit meinen Schwiegervätern.

Robin muss mich bis zum Bett stützen. Sie schmeißt mich förmlich darauf, was mich schon wieder zum Lachen bringt. Der Abend war echt witzig. Das liegt vermutlich mitunter am Alkohol. Und morgen werde ich das ganz furchtbar bereuen. Meine Frau sieht mich lächelnd an. "Du bist süß, wenn du betrunken bist. Schlaf dich aus, Mike. Ich liebe dich." Ich ziehe sie auf mich und gebe ihr einen Kuss. "Und ich liebe dich, Robin."

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