20. Dezember

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Nolan POV

Brandon weckt mich mit einem Kuss auf die Stirn auf. "Geht's dir besser? Wenn ja, dann musst du jetzt aufstehen, sonst kommst du zu spät zur Arbeit." Ich nicke. "Ja, ich fühle mich ziemlich gut. Musst du arbeiten?" Er schüttelt den Kopf. "Ich arbeite gerade meine Überstunden ab." "Na dann kannst du dich ja wieder schlafen legen. Ich stell dir Frühstück in den Kühlschrank. Ich bin ja heute auch nicht lange weg. Letzter Schultag und so."

Als ich in der dritten Stunde zu meiner Klasse komme, sehen sie mich erfreut an. "Nolan! Du bist wieder da." Grinsend setzte ich mich aufs Pult. "Ja, leider müsst ihr mich heute nochmal ertragen." Henry sieht mich neugierig an. "Nolan, erzähl mal, was du an Weihnachten machst." Lächelnd nicke ich. "Okay. Also am Weihnachtsabend sind Brandon und ich bei seinen Eltern und seine Schwester kommt da auch. Und ich habe vor, meinem Freund einen Antrag zu machen." Ein paar der Mächen quietschen begeistert auf. Allie grinst mich an. "Nolan, das ist so süß. Du musst uns unbedingt schreiben, wie's war. Und was machst du am Tag danach?" "Okay, mach ich. Weihnachten sind Brandon und ich dann bei meinen Eltern. Tatsächlich wird das das erste Kennenlernen." Paul lächelt mich an. "Das klingt doch gut. Was war das eigentlich mit dem familiären Notfall letztens?" Seufzend stehe ich auf. "Brandons Vater wurde operiert und ist jetzt auch immer noch im Krankenhaus. Da musste ich jedenfalls hin. So, ich hab was für euch." Meine Schüler mustern mich skeptisch. "Hoffentlich keine Physikaufgaben." Lachend greife ich nach dem Beutel. "Nein, keine Sorge. Das sind nette kleine Geschenke für euch."

Henry grinst. "Kannst du dir das überhaupt leisten mit deinem Lehrergehalt? Laut Mrs Anderson ist man da ja ganz furchtbar arm und der Job ist ja so unterbezahlt." Ich beginne zu lachen. "Mrs Anderson ist da kein Maßstab. Die verdient schon gut, sie gibt nur alles beim Online Shopping wieder aus. Ich kann mich jetzt nicht beschweren. Aber mein Freund ist ja außerdem Chirurg." Grinsend sieht Paul mich an. "Deswegen hast du auch so ein geiles Auto." Ich zucke nur mit den Schultern und beginne die Geschenke auszuteilen. "Wo wir aber eben von Physikaufgaben gesprochen haben-" Ich werde sofort unterbrochen. "Nolan, nein!" "War nur ein Scherz. Ich geb euch doch keine Arbeitsaufträge über die Ferien. Vor allem nicht über die Weihnachtsferien. Das wäre nicht nett." "Ach Nolan, wären doch mehr Lehrer wie du."

Als ich nach Hause komme, steht Brandon am Herd. Ich traue meinen Augen erst gar nicht. Er kocht doch eigentlich nie. Ich umarme ihn von hinten. "Hi. Bist du krank?" Er dreht sich zu mir um und lacht. "Nein. Ich wollte nur...naja, ich wollte dir mal eine Freude machen und dich entlasten. Ich weiß, du hast dich gerade von einem Magen-Darm Virus erholt und ich will dir wirklich nicht neue Magenbeschwerden bescheren, aber ich hab wirklich alles genauso gemacht, wie es im Rezept steht und mir wirklich Mühe gegeben." Er wird rot. Lächelnd ziehe ich ihn an mich. "Das ist so süß, Schatz. Es schmeckt bestimmt lecker." Manchmal frage ich mich, was Brandon eigentlich gemacht hat, bevor wir uns kennengelernt haben. Er war ja wohl nicht immer bei Finn und Nathan essen. Wobei ich Nathan zutraue, dass er Brandon mit Essen versorgt hat. Er ist so fürsorglich, da kann ich mir das schon vorstellen.

Das Essen schmeckt gar nicht mal so schlecht. Ich glaube, Brandon ist einfach nur zu faul zum Kochen, aber das ist schon okay. Ich mach das schließlich gerne. Er sieht mich an. "Also das schmeckt im Vergleich zu dem, was du machst echt nicht so geil, aber man kann es schon essen, oder?" Lächelnd nicke ich. "Ja. Brandon, das schmeckt echt gut. Was hast du heute noch so vor?" Er überlegt einen Moment. "Also ich muss aufjedenfall nochmal zu meinem Dad. Danach...da hab ich Pläne mit dir." Schmunzelnd sehe ich zu ihm. "Okay, das klingt gut. Besonders der zweite Teil."

Mittlerweile sind wir bei Finn im Krankenhaus. Nathan ist gerade nicht da, da er noch Geschenke besorgen muss. Finn geht es wohl immernoch nicht wirklich gut, aber er ist wach und redet auch ein bisschen mit uns. Ich würde ja liebend gerne mehr über die Sache mit Nathaniel fragen,  aber damit warte ich lieber, bis es Finn besser geht. Brandon sieht das ganze aber wohl anders und sieht seinen Vater plötzlich nachdenklich an. "Dad, Nolan war ja krank und war da bei Nate. Peter will Nolan kennenlernen." Finn beginnt zu lächeln. "Weißt du, wie es Peter geht?" "Ich glaube ganz gut. Hey...kannst du was von Nate erzählen? Also nicht Peters Sohn sondern dein erster Ehemann Nate." Finn wirkt mit einem Mal ziemlich melancholisch. Er schweigt einen Moment und beginnt dann lächelnd zu erzählen.

"Nathaniel...er war unheimlich liebenswert. Ich hab ihn ja in der Schulzeit kennengelernt. Er war neu an der Schule und lungenkrank. Ich war damals...irgendwie ein Bad Boy. Aber Nate hat von Anfang an so viel in mir ausgelöst. Es ging alles ziemlich schnell. Wir hatten zwar dann mal einen schlimmen Streit und...naja. Davon erzähl ich euch ein anderes Mal. Später, als wir verheiratet waren, wollten wir ein Kind. Und naja, dann kam Robin. Sie war fünf als er gestorben ist. Er war mit meiner Schwester auf dem Weg ins Krankenhaus um mich zu besuchen. Seine Lungen haben versagt und er konnte dem LKW nicht  ausweichen, der auf ihn zugefahren kam. Das war der schlimmste Tag meines Lebens und gleichzeitig vermutlich auch einer der besten, denn da habe ich Nathan kennengelernt. Nathan war nach Nates Tod für mich da. Ich bin so froh, dass ich ihn kennengelernt habe." Er gähnt. "Entschuldigt. Ich bin jetzt doch ganz schön müde." Ich nicke verständnisvoll. "Ja, das glaube ich. Wir gehen dann jetzt auch gleich." Brandon gibt seinem Vater einen Kuss auf die Wange. "Bis morgen, Dad."

Ich und Brandon schauen in unserem Schlafzimmer gemeinsam Friends und er liegt in meinen Armen. Er malt mit seinem Finger Kreise auf meinen Oberschenkel, sodass es mir zunehmend schwerer fällt, mich auf den Fernseher zu konzentrieren. Als Brandons Hand plötzlich weiter hoch wandert, greife ich nach der Fernbedienung und drücke auf Pause. Er grinst mich an. "Nolan, was spüre ich denn da?" Ich gebe ihm einen Kuss. "Ich weiß ja auch nicht. Ich glaube, es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden..."

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