8. Dezember

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Finn POV

Ich werde wach als irgendwas runterfällt. Ich sehe zu Nathan, der mich ebenfalls irritiert ansieht. "Was war das?" Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Wir sollten vielleicht nachgucken." Nathan nickt und greift nach seiner Orthese. "Das ist schon etwas seltsam."

Nathan und ich kommen in die Küche und sehen dann auch, woher der Krach kam. Brandon steht mit Nolan in unserer Küche und macht Frühstück. Nathan sieht irritiert zwischen den beiden hin und her. "Äh...Guten Morgen. Was macht ihr denn hier?" Brandon lächelt uns an. "Wir wollen mit euch über etwas reden. Und da dachten wir, wir machen euch Frühstück." Nolan sieht zu Nathan. "Geht's dir gut? Du siehst sehr müde aus." Ich sehe ebenfalls zu Nathan. Er sieht wirklich ziemlich fertig aus. Wir waren gestern Abend noch auf dem Friedhof, weil Nathans Bruder Brandon gestern Geburtstag gehabt hätte. Nachdem Nathan den ganzen Tag abgelenkt war, hat ihn dann abends erst so richtig die Trauer überkommen. Dementsprechend schlecht hat er auch geschlafen. Nolan selbst sieht allerdings auch nicht gerade erholt aus. Nathan scheint das auch zu bemerken und mustert ihn besorgt. "Mir geht's gut. Aber geht's dir gut? Du siehst etwas unerholt aus." Nolan zögert einen Moment bevor er antwortet. "Ich...hab nur schlecht geschlafen." Nolan lügt genauso schlecht wie Nathan. Aber ich frage jetzt mal nicht weiter nach, wenn Nolan darüber reden wollen würde, dann hätte er gerade die Wahrheit gesagt.

"Also, worüber wolltet ihr reden?" Brandon sieht uns grinsend an. "Nolan und ich möchten ein Kind." Nathan sieht die beiden überrascht an. "Was? Wow, das ist klasse." Ich nicke. "Das klingt toll. Aber warum teilt ihr uns das jetzt mit?" Nolan lächelt. "Wir wollen vor euch nicht mehr so viel geheim halten. Und wir wollten fragen, warum ihr euch eigentlich dazu entschieden habt, mit einer Leihmutter ein eigenes Kind zu bekommen." Ich nicke langsam. "Verstehe. Naja, damals bei Robin fand Nathaniel die Vorstellung von einem eigenen Kind irgendwie einfach schöner und wollte, das unser Kind irgendwie sozusagen ein Teil von mir ist. Nathan und ich haben uns dann halt auch so entschieden. Aber prinzipiell ist Adoption ja auch eine sehr gute Sache. Das müsst ihr für euch selbst entscheiden." Brandon sieht mich nachdenklich an. "Okay. Ja, wir wollten nur mal hören, was ihr so dazu sagt. Findet ihr es eigentlich zu früh?" Nathan schüttelt den Kopf. "Wenn ihr Zwei euch bereit fühlt, dann ist der Zeitpunkt doch perfekt."

Nolan und Brandon haben beschlossen, auch zum Mittagessen zu bleiben. Nathan kocht und Brandon hat ihm seltsamer Weise seine Hilfe angeboten. Ich habe mich dann mit Nolan ins Wohnzimmer gesetzt. Er sieht immernoch so erschöpft aus. Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter. "Alles okay?" Er seufzt. "Ich hab eine Angststörung. Aber durch die Medikamente und Therapie und so ist es eigentlich voll okay. Nur Abends wenn ich im Bett liege, ist es manchmal schwierig. Die Schlafstörungen hab ich nie so wirklich unter Kontrolle bekommen."  Es überrascht mich, dass zu hören. Nolan merkt man nicht wirklich an, dass er irgendein psyschiches Problem hat. Aber so lange kenne ich ihn nun wieder rum auch nicht. "Das hätte ich nicht gedacht. Aber wenn du sonst im Alltag gut klar kommst, ist das doch schonmal was." Nolan nickt. "Ja, da bin ich auch echt froh drüber. Das war echt immer so anstrengend die ganze Zeit Angst zu haben." "Kann ich mir vorstellen. Hey, wenn du mal jemanden zum Reden brauchst...Nathan und ich sind für dich da." Er sieht mich dankbar an. "Vielen Dank Finn, das weiß ich sehr zu schätzen."

Nach dem Mittagessen machen wir gemeinsam einen Spaziergang. Brandon und Nolan laufen ein Stück vor uns. Nathan sieht sie selig lächelnd an. "Die zwei sind so süß. Sie haben noch so viel vom Leben vor sich." Ich muss schmunzeln. "Schatz, warum so melancholisch? Vermisst du die Zeiten, als du noch jung warst?" "Vielleicht ein bisschen. Damals hat man so viel erlebt und so unheimlich viele Erfahrungen gemacht. Und heute...wir haben halt so unseren Tagesablauf und das geht einfach immer so weiter." Irgendwo hat Nathan ja recht. In letzter Zeit passiert nicht mehr wirklich so viel. Ich meine, wir lieben uns noch immer so, wie vor dreißig Jahren, und wir sind auch immernoch sehr, sehr glücklich miteinander. Aber irgendwie fehlt in letzter Zeit irgendwas. "Du hast recht. Irgendwas fehlt." Nathan bleibt stehen und sieht mich an. "Und genau deswegen bin ich sehr dafür, wir adoptieren wirklich noch ein Kind. Und zwar bald." Ich beginne zu lächeln. "Ja, das klingt nach einem guten Plan." Er gibt mir einen Kuss und nimmt dann wieder meine Hand. "Komm, sonst laufen die zwei uns noch ganz weg."

Während des Spaziegangs, hat Nolan auch Nathan von der Angststörung erzählt. Nathan hat natürlich super süß reagiert und hat zu Hause dann sofort angefangen, zu recherchieren, wie man Nolan noch helfen kann. Brandon hatte darauf hin Angst, dass Nolan das nicht so toll findet, aber er fand es auch total süß von Nathan. Mittlerweile sind die beiden gegangen und Nathan und ich sitzen zusammen beim Abendessen.

"Denk an unseren Zahnarzt Termin morgen." Ich nicke und muss dann plötzlich lachen. Nathan sieht mich irritiert an. "Was ist denn mit dir los?" "Ich find es nur krass, wie wir wirklich langsam...so typische alte Leute werden." Nathan grinst. "Also ich glaube für die typischen alten Leute haben wir abends noch viel zu viel Spaß im Bett." Ich stehe auf und Nathan rutscht ein Stück zurück, sodass ich mich auf seinen Schoß setzten kann. "Das könnte sein. Wenn wir gerade dabei sind...ich hätte jetzt nichts gegen etwas Spaß einzuwenden..."

Nathan malt mit seinem Finger Kreise auf meine Brust und sieht mich glücklich an. "Ich liebe dich." Ich lächle ihn an. "Und ich liebe dich." Nathan seufzt behaglich. "Ich bin so froh dich zu haben." "Ich bin auch wirklich froh dich zu haben. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre." Er zuckt mit den Schultern. "Gute Frage." Er hält kurz inne und muss gähnen. "Für die bin ich jetzt aber zu müde. Gute Nacht mein Schatz." Ich gebe ihm einen Kuss. "Gute Nacht Schatz."

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