17. Dezember

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Nolan POV

Ich wache mit einem flauen Gefühl im Magen auf. Langsam setzte ich mich auf. In dem Moment beginnt auch der Wecker zu klingeln. Ich stelle ihn aus. Brandon sieht mich verschlafen an und nuschelt ein "Guten Morgen". Als er etwas wacher geworden ist, mustert er mich genauer. "Alles gut? Du bist ein bisschen blass um die Nasenspitze." "Mir ist ein bisschen komisch im Bauch. Aber das geht bestimmt bald weg." Brandon sieht mich besorgt an. "Sicher? Vielleicht solltest du lieber zu Hause bleiben." Seufzend stehe ich auf. "Ich geh arbeiten. Das wird schon. Was ist mit dir?" "Ich muss auch arbeiten. Willst du frühstücken oder lieber nicht?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ich mach dir jedenfalls jetzt Frühstück."

Ich bin mir nicht so sicher, ob es schlau von mir war, arbeiten zu gehen. Ich hätte lieber auf Brandon hören sollen. Jetzt stehe ich vor meinem Physik Kurs und versuche mühsam nicht zu kotzen. Henry sieht mich besorgt an. "Nolan? Geht's dir gut?" "Nicht so wirklich. Mir ist ein bisschen schlecht." Das war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Oh Gott.

Ich schaffe es tatsächlich bis zur Toilette, bevor ich mich übergeben muss. Na klasse. Ich spüle mir den Mund aus und stütze mich dann am Waschbecken ab. Mein Blick fällt in den Spiegel. Ich sehe wirklich so scheiße aus, wie ich mich fühle.

Als ich mir sicher bin, dass ich mich nicht nochmal übergeben muss, gehe ich zurück zum Physikraum. Henry hebt eine Augenbraue. "Sicher, dass dir nur 'ein bisschen' schlecht ist?" Ich verdrehe die Augen. "Das war vielleicht untertrieben, ja. Also ich würd sagen, ich geh jetzt besser nach Hause." "Haben wir dann Freistunde?" Ich zucke mit den Schultern. "Das entscheidet die Schulleitung, aber ich werde da mal sagen, dass es unnötig ist, euch einen Vertretungslehrer zu schicken. Ich hab nicht mal Arbeitsaufträge für euch. Es ist doch eh die letzte Schulwoche."

Nachdem ich das abgeklärt habe, fahre ich einfach direkt zum Arzt. Ich brauche schließlich eine Krankschreibung. Als ich die Praxis betrete ist es so voll, dass ich am liebsten einfach wieder gehen würde und am Ende sitze ich wirklich über eine Stunde im Wartezimmer, bevor die Arzthelferin endlich meinen Namen ruft.

Dr Robbins sieht mich lächelnd an. "Ah, Mr Gates. Wir haben uns aber lange nicht mehr gesehen." Ich habe letztens rausgefunden, dass mein Arzt der Sohn von einem gewissen Peter ist, der irgendwie wie ein Vater für Finn war. Besagter Peter ist schon ziemlich alt, sein Sohn ist ziemlich jung. Viel mehr weiß ich aber auch nicht über Peter und die ganze Story. "Hi. Wie geht's Ihrem Vater?" Er sieht mich grinsend an. "Fragen Sie das, weil sie was mit Brandon haben?" Als ich perplex gucke, zwinkert er mir zu. "Ich hab da so meine Quellen. Aber um die Frage zu beantworten: Ihm geht's soweit ganz okay. Er wird nur immer vergesslicher. Er ist halt...alt. Aber er besteht darauf, dass Brandon mal mit dir vorbei kommt. Mein Dad ist echt korrekt. Sorry, ich hab gerade Du gesagt." Ich winke ab. "Ach, wenn das hier so Beziehungen sind, dann finde ich es schon okay, wenn wir uns duzen." Er streckt mir die Hand entgegen. "Nathaniel. Wo der Name herkommt ist auch eine längere Geschichte. Die erzählt dir Finn bestimmt irgendwann mal. Also, Nolan, was fehlt dir?" Ich glaube es gibt echt viel, was ich noch nicht über Brandons Familie weiß.

Als ich wieder zu Hause bin, schnappe ich mir ein altes Fotoalbum von Brandon und lege mich dann ins Bett. Ich beginne durch das Album zu blättern. Brandon ist noch eine Weile arbeiten und ich will aber jetzt irgendwie mehr über früher wissen. Ich finde tatsächlich ein Foto, auf dem ich jemanden sehe, den ich nicht kennen. Finn ist da noch total jung und neben ihm steht ein junger Mann. Und vor ihnen ein kleines Mädchen. Moment mal. Ich betrachte das Mädchen genauer. Das ist Robin, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber der Mann ist nicht Nathan. Auch wenn er irgendwie Ähnlichkeit mit ihm hat. In dem Moment wird mir wieder richtig schlecht und ich kann mir keine weiteren Gedanken darüber machen, wer das sein könnte.

Die nächste Stunde verbringe ich im Badezimmer. Dann raffe ich mich auf und lege mich wieder ins Bett. Ich hab jetzt auch noch furchtbare Magenkrämpfe bekommen und will einfach nur schlafen. Aber eben diese blöden Krämpfe machen das ganze nicht so leicht. Ich bin aber doch so erschöpft, dass ich in einen unruhigen Schlaf verfalle.

"Nolan?" Ich schlage die Augen auf und sehe ihn Brandons besorgtes Gesicht. Ich stehe auf und schwanke ins Bad. Brandon kommt mir nach und streicht sanft über meine Rücken. "Du Armer. Was hat Nate gesagt?" Ich spüle mir den Mund aus und greife nach meiner Zahnbürste. "Ganz normaler Magen-Darm Virus. Ich habe Fragen zu Nate." Brandon lacht. "Okay, alle klar. Dann komm mit zurück ins Schlafzimmer."

"Also, er hat da so was angedeutet bezüglich seines Namens und Finn. Und ich habe dieses Foto gefunden." Ich tippe auf das Bild und Brandon sieht nachdenklich darauf. "Das ist Nathaniel. Finns erster Ehemann. Er ist an den Folgen eines schweren Autounfalls verstorben, als Robin fünf war. Dad redet mittlerweile fast gar nicht mehr über ihn, genauso wie mein anderer Dad nur noch sehr selten über Jane redet." Ich sehe Brandon irritiert an. "Warte, wer ist Jane? Ich denke mal nicht deine Nichte." "Mein Dad war auch schon mal verheiratet. Mit Jane. Und meine Nichte haben Robin und Mike nach ihr benannt, obwohl sie sie nicht kannten. Aber sie wussten, wie viel das ihm bedeuten würde. Hey, ich glaube, du musst mal ein paar Geschichten von früher von meinen Dads erzählt bekommen. Damit du endlich mal über alles hier in der Familie Bescheid weißt." Ich nicke langsam. "Ja, ich glaube auch. Hey, Peter will uns sehen." Brandon lächelt. "Oh ja. Wir müssen ihn mal besuchen. Er ist aber schon echt alt und langsam echt nicht mehr so auf der Höhe. Aber immernoch verdammt lieb."

Brandon stellt mir sicherheitshalber einen Eimer nebens Bett. "Hier, nur zur Sicherheit. Wenn irgendwas ist, weck mich Schatz." Ich lächle ihn an. "Danke, Brandon. Ich liebe dich." Er lächelt jetzt ebenfalls. "Ich liebe dich auch, Nolan. Und jetzt versuch zu schlafen. Gute Nacht Schatz." "Gute Nacht mein Schatz."

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