13. Dezember

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Brandon POV

Als der Wecker anfängt zu klingeln, bin ich ohnehin schon wach. Nolan setzt sich auf und sieht mich sofort besorgt an. "Alles okay?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll und ich weiß nicht, ob ich schon heute Vormittag ins Krankenhaus gehen sollte um meinem Dad Gesellschaft zu leisten." Nolan zieht mich an sich. "Ich denke, du solltest schon Vormittags zu Nathan. Es wäre doch blöd, wenn er ganz alleine warten muss." Ich nicke langsam. "Da hast du recht. Kannst du nicht mitkommen?" Er streicht mir sanft durch die Haare. "Brandon, ich muss arbeiten. Ich kann gerne den Nachmittag freinehmen...wenn ich irgendwas von familiärem Notfall rede, dann ist das bestimmt in Ordnung." "Danke Nolan."

Ich trinke schweigend meinen Kaffee, wärend Nolan Frühstück macht. Ich weiß, dass er es überhaupt nicht mag, wenn ich so still bin. Allerdings hat er bis jetzt noch nichts dazu gesagt und stattdessen selbst die ganze Zeit geredet. Jetzt wird es ihm allerdings wohl doch zu blöd und er sieht mich traurig an. "Brandon, kannst du bitte wenigstens irgendwas sagen. Sag mir einfach, was du denkst oder so. Aber bitte, bitte rede doch mit mir." Ich seufze. "Heute ist Freitag der Dreizehnte." Nolan hebt eine Augenbraue. "Schatz, das besorgt dich doch jetzt nicht ernsthaft. Ich trau das vielen Menschen zu, aber nicht dir. Du hinterfragst doch gefühlt alles und glaubst nicht wirklich an irgendwas, was sich nicht beweisen lässt." Er stellt sich hinter mich und ich lehne mich an ihn. "Ich würde gerade wirklich gerne an Gott glauben." Er gibt mir sanft einen Kuss auf meine Haare. "Was spricht dagegen?" Ich überlege einen Moment. Es fällt mir einfach schwer an etwas zu glauben, von dem keiner sagen kann, ob es wirklich existiert. Keiner weiß, ob es da draußen irgendwo einen Gott gibt, also sehe ich nicht so ganz die Logik dahinter, da so dran festzuhalten. Aber andererseits ist es bestimmt schön, wenn man irgendwas hat, an dem man so festhalten kann. "Das weißt du selbst. Ich kann nicht einfach plötzlich an was glauben, von dem ich nicht überzeugt bin. Ich würde ja echt gerne für Dad beten oder so, aber naja." Nolan streicht mir über die Haare. "Dafür bin ich ja da. Ich muss jetzt zur Arbeit. Wir sehen uns später. Ich liebe dich." Ich drehe mich zu ihm um und gebe ihm einen Kuss. "Danke. Ich liebe dich auch."

Als ich ins Krankenhaus komme, finde ich meinen Dad in der Cafeteria. Er holt sich wohl gerade Kaffee. Als er mich sieht wendet er sich nochmals der Bedienung zu. Kurze Zeit später kommt er mir mit zwei Kaffeebechern entgegen. Er hält mir einen davon hin und ich nehme ihn danken entgegen. Mein Dad sieht mich aus müden Augen an. "Schön, dass du hier bist. Ich kann etwas Gesellschaft gut gebrauchen." Schweigend laufen wir zum Wartebereich und setzten uns hin.

"Du weißt, dass die OP ziemlich lange dauert, oder?" Ich sehe meinen Dad an. "Ja, ja das weiß ich. Ein Grund mehr, warum du hier nicht alleine sitzen solltest. Nolan kommt später auch." Dad sieht mich lächelnd an. "Du und Nolan seid echt ein tolles Paar. Habt ihr schonmal über Zukunftspläne geredet?" Ich sehe ihn kurz verwirrt an, dann wird mir klar, worauf er hinaus will. "Ja, Dad, du wirst von meiner Seite aus ein Enkelkind bekommen. Wir haben doch da schon drüber gesprochen." Er sieht mich glücklich an. "Stimmt ja. Das freut mich sehr. Kannst du dir schon vorstellen zu heiraten?" Lächelnd nicke ich. "Ja, definitiv. Ich will mit ihm den Rest meines Lebens verbringen. Ich denke aber, dass Nolan eher der ist, der den Antrag macht." Dad lächelt und sieht einen Moment gedankenverloren an die Wand. Dann bilden sich Tränen in seinen Augen. Ich lege sofort meine Arme um ihn. "Dad...es wird alles gut." Er nickt langsam. "Ja. Hey, hab ich dir eigentlich je erzählt, wie ich deinem Dad den Antrag gemacht habe?" Das hat er schon, ich schüttele aber dennoch den Kopf. Also beginnt mein Dad mir von dem Antrag zu erzählen und holt dabei ziemlich weit aus. Das ist allerdings gerade eine sehr willkommen Ablenkung.

Es ist kurz nach zwei als Nolan zu uns kommt. Dad sieht ihn überrascht an. "Musst du nicht noch arbeiten?" Mein Freund nickt. "Ja, eigentlich schon. Ich hab aber gesagt, es gibt einen familiären Notfall. Mein Sportkurs wird es mir verzeihen." Einer der Assistenzärzte kommt auf uns zu. Er sieht nicht sonderlich besorgt aus, das ist schonmal beruhigend. "Sie sind Angehörige von Dr Summer, richtig?" Dad nickt und sieht den Arzt erwartungsvoll an. "Also, die OP läuft ziemlich gut. Bis jetzt gab es keine Komplikationen und wir sind sehr optimistisch, dass eine komplette Resektion möglich ist." Mein Dad nickt. "Okay, sehr gut. Vielen Dank." Der Arzt nickt uns kurz zu und verschwindet dann wieder Richtung OP.

Nolan korrigiert während wir da sitzen und warten Klausuren. Ich finde es eigentlich ganz witzig ihn dabei zu beobachten. Manchmal murmelt er leise irgendwas vor sich oder runzelt die Stirn. Dann sieht er wiederrum begeistert aus und vergleicht zufrieden die Schülerantwort mit seinem Erwartungshorizont. Dad beobachtet Nolan wohl auch beim Korrigieren. "Kann es sein, dass du ziemlich großzügig benotest?" Nolan sieht auf und zuckt mit den Schultern. "Ich bewerte nur fair. Okay...vielleicht auch ein bisschen großzügig." Ich sehe ihn grinsend an. "Ein bisschen? Du hast gerade fast nur Einsen und Zweien dahin geschrieben." Nolan seufzt. "Vielleicht hab ich einfach schlaue Schüler. Außerdem hab ich bis jetzt erst vier Klausuren korrigiert, also tu mal nicht so." Mein Dad lacht nur und steht dann auf. "Ich geh mal was zu essen besorgen." Ich sehe ihn erwartungsvoll an. "Für uns alle?" Er grinst mich an. "Natürlich. Du musst ja am verhungern sein. Du bist schließlich mein Sohn."

Es ist schon spät abends, als wir endlich mitgeteilt bekommen, dass mein Dad die OP gut überstanden hat und bald auf Station kann. Das ganze hat zwar länger gedauert, als sie dachten, aber wir sind alle einfach froh, dass es keine Komplikationen gab. Robin und Mike sind irgendwann auch zu uns gestoßen. Dad sieht uns an. "Ihr könnt ruhig alle heim gehen." Ich schüttele den Kopf. "Ich will hier bleiben." Robin seufzt. "Wir müssen leider Mikes Eltern mal zu Hause ablösen. Die sind nämlich bei uns und sie wollen sicherlich nicht noch länger da bleiben. Aber wir kommen gleich morgen früh vorbei. Zusammen mit Jane."

Nachdem die zwei sich verabschiedet haben, gehen Nolan und ich mit meinem Dad in das Zimmer, in das mein anderer Dad gleich kommen soll. Ich sehe zu Nolan. "Du kannst auch nach Hause gehen, wenn du möchtest." Er schüttelt den Kopf. "Nein, ist schon okay. Ich bleibe bei dir Schatz." Ich gebe ihm einen Kuss. Dann setzt er sich in einen der Sessel und deutet auf seinen Schoß. "Komm her." Meine sehr kurze Nacht, macht sich jetzt doch bemerkbar. Ich höre Nolan noch ein "Schlaf schön" flüstern bevor ich tatsächlich einfach einschlafe.

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