(20) Gefühlsumschwung

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Amy POV

Heute Nacht hatte ich das erste mal wieder durchgeschlafen. Auch wenn es mir schleierhaft war, wo ich doch so kurz vor der absoluten Katastrophe stand.

Vielleicht war es der Gedanke an Jared.

Da musste ich Lia leider Recht geben. Ich hatte bis zum einschlafen Jareds Blick hoch zu meinem Fenster vor Augen und mit dem selben Bild bin ich heute morgen auch wieder aufgewacht. Und so ungern ich es auch zugebe. Vielleicht gibt es die Mondgöttin nicht ohne Grund...

...um solche Ereignisse zu überleben.

Und vielleicht muss ich Hilfe anderer in Anspruch nehmen.

Auch ein weiblicher Alpha kann nicht mehr leisten als ein männlicher.

Ich musste anfangen andere teilhaben zu lassen, so schwer es mir fiel.
Und anfangen wollte ich bei Jo. Auch wenn heute Montag war, die Schule also wieder anstand, entschied ich mich dazu zunächst zu Jareds Rudel zu fahren. Genug Zeit hatte ich, wie ich nach einem Blick auf die Uhr feststellte.

Ich bin stolz auf dich!
Warum?
Du willst Hilfe annehmen, du sprichst seinen Namen aus...
Lass mich einen Schritt nach dem anderen gehen.
So langsam du sie auch gehst, ich bin dabei!
Danke, Lia!

Und tatsächlich fuhr ich zum anderen Rudel. Keine morgendlichen Läufe waren nötig. Als ich im Haus runter kam, war noch keiner unten, lediglich das morgendliche Poltern war zu hören. Es konnte also nicht mehr lange dauern, bis es hier zum Chaos wurde. Ich schnappte mir einen Autoschlüssel und ging raus. Ich fühlte mich, als wäre ich 12 und würde heimlich Zuhause abhauen, um zu meinem Freund zu fahren. Nur verheimlichte ich es nicht vor meinen Eltern, sonder vor meinem ganzen Rudel, meiner ganzen Familie. Das war ein schöner Gedanke. Ich hatte eine Familie, eine große dazu und ich konnte jedem Vertrauen.

Und dann ist da noch ein Rudel mit noch mehr Familie.

Es klang mehr wie eine Frage, aber da war auf jeden Fall Jo und was mit dem Rest war, musste ich noch heraus finden. Aber jetzt fiel mir auf, dass ich Jo endlich wieder gefunden hatte und seitdem nicht mehr wirklich gesehen hatte.
Diese Fahrt war mehr als nötig!

Als ich ankam, war hier das Chaos schon perfekt. Überall wuselte es und alles war in Bewegung.

Wie sollen wir hier Jo finden?
Das weiß ich auch noch nicht. Leider kennen wir nichtmal den Ort, wo sie hier hingezogen sind.

Da kam ein Mädchen strahlend auf mich zugerannt. Irgendwoher kannte ich sie, aber ich konnte es zu meinem Bedauern nicht zuordnen.

Sie ist bei uns im Sportunterricht.
Stimmt, dass passt.

„Du bist doch Amy" - was hatte sie denn für eine Energie?
„Ja, die bin ich und du?", fragte ich das einzige logische.
„Ich bin Tina, die kleine Schwester von Jared. Du suchst bestimmt Jared. Eigentlich wollte er jeden Moment raus kommen, aber ich kann ihn für dich suchen. Ich find es ja super, dass du mal herkommst und wir uns mal unterhalten können. Ah, da kommt er ja schon. Mein Bruder ist nicht immer der pünktlichste, ich glaube das solltest du vorher wissen..."

Es gab wirklich Menschen, die am frühen Morgen so viel erzählen konnten.

Aber sie ist schon süß.

Ich hörte den beiden nicht weiter zu, denn wirklich kam Jared raus. Wir sahen uns glaub ich wie in so einem Kitsch-Film an. So, wenn sich zwei gefunden haben, aber nicht zueinander können. Das verstieß zwar gegen meine Grundsätze, aber irgendwas passierte mit mir. Es wurde anders, alles.

„Was machst du denn hier?", mittlerweile war Jared bei uns angekommen.
„Ich wollte zu Jo", sagte ich, während ich nur am Rande mitbekam, wie sich Tina davonschlich.
„Du hast dich also noch nicht entschieden?"
„Ich muss noch einiges klären", das Gespräch war völlig surreal, nichts passte hier in diese Situation.
„Er ist noch in seinem Zimmer. Treppe hoch und am Ende vom Gang."

Es passte nichts. Erst diese Kitsch-Film Szene und dann diese gestellt nüchterne Unterhaltung. Aber das musste jetzt gerade in den Hintergrund rutschen. Ich hatte noch was wichtiges zu erledigen. Mit einem „Danke" ging ich ins Haus und den beschriebenen Weg entlang.

Ich klopfte, ein „Herein" erklang und so stand ich nun auf der anderen Seite der Tür.
„Hast du ein paar Minuten für deine kleine Schwester?", denn ich kam nicht als Alpha und meinem Bruder gegenüber war das auch mehr als unangemessen.
„Immer! Daran hat sich nie was geändert und wird es auch nicht."
„Wo ist denn Mia?"
„Sie ist schon arbeiten. Du wirst sie bald kennenlernen. Aber deswegen bist du doch nicht hier?"
„Nein, aber es fällt mir schwer, vorallem hier."
„Hast du ihn getroffen?"
„Ja", was war da noch zu erzählen? Aber ich hatte mir ja was vorgenommen, deswegen fuhr ich doch fort. „Es ist verdammt komisch, kompliziert, es passt alles nicht."
„Wie es passt nicht?"
„Das, was mit uns passiert. Es ist als wäre alles gewollt. Diese Unerreichbarkeit und dann mir als Alpha treu bleiben."
„Du nimmst unser Angebot nicht an?!" - Jo war entsetzt.
„Ich möchte noch einiges geklärt haben...", setzte ich an.
„Also nimmst du unser Angebot an?", blieb Jo skeptisch.
„Ich habe nur gesagt, dass ich einiges klären möchte und auch noch was klar stellen möchte."
„Du nimmst es an", Jo grinste, „natürlich nur zu deinen Bedingungen"
„Ja, aber darum bin ich gerade nicht hier. Ich möchte das du weißt, dass ich dich liebe, dass mir die ganze Scheiße leid tut. Ich möchte wieder mehr die Schwester sein und nicht der Alpha des anderen Rudels und damit meine ich nicht, wie du mich sehen sollst, sondern wie ich mich dir gegenüber sehen möchte. Ich möchte mehr mit dir zutun haben, mit deiner Mate, ich möchte dich als Bruder in mein Leben einbeziehen  und sei es zu diesem Zeitpunkt auch nur so, dass wir uns zu festen Tagen treffen. Ich..."
„Woah, Amy. Das reicht glaub ich für den Anfang an Sentimentalität", lachte Jo und nahm mich in den Arm. „Nein, im Ernst. Ich bin bei allem dabei. Find ich toll. Du machst das toll!"
„Danke", mehr wollte ich nicht sagen und ich glaube mehr brauchte ich auch nicht mehr sagen, Jo war schließlich immer noch mein Bruder. Und ich musste zugeben, dass es verdammt gut tat, die kleine Schwester raus hängen zu lassen.

Mit einem Blick auf die Uhr stellten wir fest, dass die Schule vor geraumer Zeit begonnen hatte, daher beschlossen wir schon jetzt mit Zeit als Geschwistern zu beginnen. Denn die restlichen Dinge konnte ich nicht heute noch klären, das wäre zu viel für mein Alpha-Ego.

Ich finde das reicht für den Anfang.
Danke, Lia.
Immer gerne.

Gegen Nachmittag lernte ich auch Mia kennen, Jos Mate. Sie war wirklich eine tolle Frau und die perfekte Ergänzung zu Jo. Da kamen nur komische Gefühle in mir hoch, was meiner Überzeugung den Mate gegenüber noch weiter zum Wackeln brachte.

Manchmal muss man seine Überzeugung ändern, ohne am Grundkonstrukt zu rütteln.
Und wie soll ich das schaffen?
Dafür gibt es doch die Mondgöttin, die genau für diesen Fall den richtigen Mate auswählt.

Gestern hab ich das neue Kapitel nicht mehr geschafft. Dafür gibt es das heute😊
Ihr dürft gerne euren Kommentar angeben und voten, wenn es euch gefällt🙈❤️

Alpha wants Alpha | abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt