(44) Alphazeremonie

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Amy POV

Als sich Marc jr. erhob, um sich in das Getümmel für den Hauptgang zu stürzen, folgte ich ihm. Am Büffet trat ich neben ihn, während er sich kaum etwas nahm: „Hey, hast du Angst?"
„Glaubst du, ich würde es zugeben, während meine Leute mir alle zuhören können?", er verzog sein Gesicht.
„Nein, da hast du wohl Recht", begann ich vorsichtig, „aber dann bin ich mal so ehrlich. Ich hab mir damals fast in die Hose gemacht. Jeder hat das Gefühl, er trete in Fußstapfen, in die er nie im Leben reinpassen wird. Und jeder guckt dir dabei zu."
„Und das soll mich beruhigen? Man, du hast ein Rudel, das dir vertraut."
„Ja, aber jedes Rudel vertraut seinem Alpha. Blind! Sie werden gleich zu dir aufblicken und glaub mir, wenn ich dir sage, dass sie das zurecht können. Da oben, wird keiner gucken, um bei dir Fehler zu finden. Jeder wird mit Stolz hochgucken."
„Da kannst du dir doch nicht sicher sein."
„Aber ich war schonmal da oben."
„Aber ich bin nicht du oder mein Vater", ich hatte nie gemerkt, dass er sich mit mir verglich und mich nicht hasste, wie am Anfang.
„Aber du bist du. Und da oben wirst du auch ein Alpha sein. Ihr Alpha. Ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll, aber wenn da oben deine Zeremonie beginnt, wirst du in deiner Rolle aufgehen. Das Vertrauen wird auf deiner Seite sein. Iss jetzt ordentlich was, geh da hoch und Rock das Ding." Einen Gegenkommentar ließ ich nicht zu. Ich erinnerte mich leider noch zu gut an meine Zeremonie. Dass ich mir nicht vor allen Leuten in die Hose gemacht habe, war ein Wunder. Aber wenn die Zeremonie erst beginnt, hat man das Gefühl, als wäre man geeignet für alle Aufgaben, die kommen.

Während der folgenden Stunde gaben wir unser Bestes, dass Marc jr. seine Zeremonie vergaß. Der Augenblick, wenn er da hoch müsste, würde ihn schon genug stressen. Er sollte es jetzt noch ignorieren und genießen können. Tatsächlich begann er irgendwann mit uns zu lachen und zu reden. Er hatte es geschafft, das Kommende zunächst zu vergessen.
Doch auch das konnte nicht für ewig sein. Alpha Marc trat auf die Bühne.
„Mist, ich dachte, ich könnte noch einmal zum Büffet", schimpfte Alex vor sich hin.
„Geht's noch?", Ab war entsetzt, während Jared nur lachte. „Du warst doch schon dreimal. Ich stehe nicht auf Männer, die ich kugeln muss."
„Viermal", ergänzte Jared unter einem Husten getarnt.
„Hast du gerade Männer gesagt?! Plural?!", jetzt war es an Alex entsetzt zu sein.

Aber Alpha Marc verhinderte, dass Ab sich erklären musste oder es noch schlimmer wurde: „Meine Lieben. Ich habe nun mit euch als Zeugen die Ehre, meinen Sohn in das Amt des Alphas zu führen. Ich werde heute meinen Alphaposten abtreten und meinem geliebten Sohn übertragen. Ich könnte nicht stolzer sein. Ich könnte besonders nicht stolzer sein, euch, liebes Rudel, einen mehr als geeigneten, neuen Alpha an die Hand zu geben. Jeder muss lernen, Alpha zu werden und Alpha zu sein. Ich bin davon überzeugt, dass mein Sohn", er zeigte auf Marc jr., welche nun auf dem Weg nach oben war, „Marc jr., soweit ist, diese Aufgabe Würdevoll zu übernehmen." Die Menge fing an zu applaudieren und auch pfiffe waren zu hören. Marc jr. war in sehr kurzer Zeit von einem überheblichen Alphasohn zu einem Mann geworden, der es würdig ist, Alpha genannt zu werden. „Er hat alles, was ein Alpha braucht, gelernt. Der einzige, der jetzt noch was lernen muss, bin ich. Ich glaube, ich werde schlecht darin sein, nicht mehr Alpha zu sein. Daher hoffe ich, dass ihr und unser neuer Alpha gnädig zu mir seid." Wir fingen an zu lachen und applaudierten vereinzelt.

Damit ging es ans Eingemachte. Die eigentliche Zeremonie begann. Auch sein Rudel erhob sich, während er kniend die Treue schwor. Jedoch genügte bei ihm nicht nur eine Frage. Er wurde, wie es die Alphazeremonie vorschrieb, wiederholt gefragt. So schwor er auch, sein Rudel zu beschützen, für es zu kämpfen und mit ihm gemeinsam in jeden einzelnen Kampf zu ziehen, sei es wortwörtlich oder bildlich gesprochen. Als er schließlich wieder aufstand, stand er nicht als Marc jr. auf. Es stand ein Mann auf. Alpha Marc jr.. Er strahlte die Kraft und Stärke, das Vertrauen und die Macht eines Alphas aus. Er hatte sein Selbstvertrauen wieder und nutzte es nun als ehrwürdiger Alpha.
„Ich bin sehr dankbar und auch stolz, euer Alpha zu sein. Ich hoffe, ihr werdet mich dabei unterstützen, auch euer Vertrauen zu bekommen. Ich weiß, dass ich vor nicht allzu langer Zeit ein ziemlich lausiger Alpha gewesen wäre. Deshalb stehe ich auch erst jetzt vor euch. Ich werde aber nicht hier stehen bleiben. Ich möchte euch gerecht werden und ein guter Alpha werden. Dazu brauche ich euch und meinen Vater", sie blickten sich an. „Keiner kann von heute auf Morgen ein perfekter Alpha werden, aber ich bin ehrgeizig diese Aufgabe mit euch zusammen anzugehen. Heute Abend hatte ich zugegeben noch Zweifel, diesen Fußstapfen zu folgen. Einer Freundin wollte ich nicht glauben, dass ich durch die Zeremonie in der Rolle aufgehen werde. Jetzt weiß ich es besser. Sie hat die Wahrheit gesagt. Ich bin vollkommen bereit, diese Rolle anzugehen und die Aufgaben zu meistern." Wir standen auf und jubelten. Er war ein guter Alpha. Marc und die Zeremonie und sein Rudel würden ihm helfen.
Der Jubel, der ihm gebührte, hörte erst auf, als bereits alles umgeräumt, die Tanzfläche frei wurde und die Band Lieder zum Tanzen anspielte. Nachdem wir ihm schnell gratuliert hatten, zog mich Jared mit einem „Wenn du mir diesen ersten Tanz als gemeinsame Alphas verweigerst, überlege ich mir das nochmal, ob ich das hier schön finde" auf die Tanzfläche. Ich erwiderte noch ein „Wie kann ich da Nein sagen", bevor ich mich tanzend in seinen Armen befand. Ich konnte zwischendurch auch Jo mit Mia und Abbey mit Alex erkennen. Joanna hatte sich einen Wolf aus dem Rudel von Marc jr. geschnappt. „Weißt du, dass ich mich in deinen Armen ganz schön wohl fühle?", dass ich das sagte, musste an dem ganzen Alkohol liegen, den ich schon intus hatte. „Das hoffe ich doch", grinste mich Jared an und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Wie perfekt konnte ein Tag bitte werden. Auch da musste der Alkohol aus mir sprechen.

Wie geht nochmal das Sprichwort, dass Kinder und Betrunkene die Wahrheit sagen?

Ich ignorierte Lia für den heutigen Abend und genoss ihn in aller Fülle. Nachdem ich auch mal mit Jo und sowohl Alpha Marc jr., als auch Marc getanzt hatte, veränderte sich die Musik. Wir tanzten nun ausgelassener in Grüppchen und ignorierten jede Zeit. Dieser Abend war mehr als nötig gewesen, nach allem, was passiert war. Als wir dann mal eine Pause brauchten, genossen wir den Nachtisch und ich konnte jeden auslachen, der sich gegen so schöne Schuhe, wie ich sie an hatte, entschieden hatte. Erst als es schon wieder hell wurde, machten wir uns auf den Weg zum Rudelhaus. Wir waren alle aber so betrunken, dass wir uns gegenseitig dabei unterstützten, dass jeder sein eigenes Bett fand. Keiner wollte seinem besten Freund bzw. seiner besten Freundin antun, dass sie morgen aufwachen würde und nicht wusste, was da noch so alles im Dunkeln passiert war.

Damit wäre die Zeremonie beendet.
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Alpha wants Alpha | abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt