#33 Splitter

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Wir fahren jetzt seit drei Stunden. Langsam bekomme ich es mit Nervosität zutun.

Mein bester Freund wirft mir einen raschen Blick zu, bevor er sich wieder auf die endlose, verblichene Straße vor sich konzentriert. »Du bist nervös«, sagt er.

Schnell schaue ich nach unten und bemerke, dass ich mit meinen Fingern herumspiele. Ich löse meine Hände voneinander und schiebe sie jeweils unter meine Oberschenkel. »Nee«, erwidere ich.

Von der Seite kann ich sehen, wie sich Shelters Augenbrauen in die Höhe begeben. »Wovor hast du Angst?«

Ich sehe mich im Pick Up um. »Vor gar nichts.«

»Am.«

Ich seufze und gebe nach. »Okay«, beginne ich, »Es ist schon acht Uhr morgens. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass die äußere Zone bei Tag nicht so gefährlich ist wie bei Nacht.«

»Du bist gut ausgebildet«, entgegnet er mir, »Und wir haben ein Fahrzeug.«

Ich nicke. »Und dennoch, Waffen haben wir keine. Ein Schuss in jeden Hinterreifen und wir bleiben liegen. Das war's dann.«

Schluckend umklammert Shelter das Lenkrad fester. »Mach mich bitte nicht verrückt.«

»Tut mir leid.«

»Wir sind bald da.«

Ich lehne mich zurück. »Will ich hoffen. Wenn Shevre uns bemerkt, kriegen wir einen riesigen Einlauf.«

Shelter lacht. »Das wäre ziemlich abartig.«

»Ja, das wäre es.«

Dann ist die kurze und knappe Konversation vorbei. Ich habe keine Ahnung, worüber wir noch reden könnten, genau das ist mein Problem. Über was soll man mit Menschen reden, die man einst wusste, gut zu kennen?

Mein Blick wandert aus dem Fenster. Ödes Land erstreckt sich durch mein gesamtes Blickfeld. Kaum zu glauben, dass hier vor ein paar Jahren noch Pflanzen wuchsen.

»Darf ich dich etwas fragen?«, reißt mich Shelters Stimme aus meinen Gedanken.

Ich blinzle ein paar Mal und schaue ihn anschließend an. »Natürlich.«

Er räuspert sich, seine Augen immer noch geradeaus auf die Straße geheftet. »Warum hat Jason Schluss gemacht?«

Ehe ich mich versehe, sind meine Hände wieder ineinander verschlungen und kneten sich. Ich weiß, dass es eigentlich kein großes Problem darstellen sollte, Shelter die Wahrheit zu sagen, doch da genau diese Wahrheit ihn ebenso betrifft wie mich, ist das nicht so einfach. Ich habe keine Ahnung, wie er reagieren wird; ob er lachen wird, oder doch eher wütend sein wird. Ich kann ihn nicht einschätzen.

Ich hole tief Luft. Früher oder später müsste ich es ihm sowieso sagen. Nicht, weil es eine lebenswichtige Information ist, sondern weil ich mich als seine gute Freundin dazu verpflichtet fühle.

Ich lache nervös. »Ist eigentlich eine ganz witzige Geschichte.«

»Okay«, erwidert Shelter als Zeichen, fortfahren zu können.

Ich schlucke heftig. »Jason dachte ... Nun ja, das klingt vielleicht ein wenig komisch, aber er glaubte wirklich, ich hätte mich in dich verliebt-«

Mit einer Vollbremsung bringt Shelter den Pick Up von der einen Sekunde auf die andere zum Stehen.

Mein Körper wird nach vorn geschleudert, der Gurt scheuert an meinem Hals.

»Was zur Hölle!«, rufe ich aus und schaue ihn fassungslos an.

Shelter is your NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt