...Es ist laut, Wind pfeift, alles rauscht, Wasser, flüstern, wann hört es auf, Stille. Der ohrenbetäubende Lärm stoppte. Ben hörte nichts mehr. Er schlug die Augen auf, richtete sich auf und nichts, er sah nichts. Der Raum war luftleer, dunkel und vorallem still. Es gab kein Oben und kein Unten, keinen Wind und auch kein Gefühl. Gefühl. Gerade war er noch voller Gefühl, das wusste er. Er betrachtete seine Hand. Keine Narben, keine Schwielen, einfach eine Hand. Sie war fast durchsichtig, leicht flackernd, ein Echo. Ben starrte sie an, fragte sich, ob er überhaupt noch einen physischen Körper besaß. Ob er je einen besessen hatte. Er ballte seine Hand zu einer Faust, so das Knochen hätten ächtzen müssen, doch er spürte keinen Schmerz. Schmerz. Ein Hall, ein Echo von großen Schmerz durchfuhr ihn. Er wollte sich erinnern doch konnte es nicht. Es war als ob es gerade noch da war, als ob er gerade noch genau gewusst hatte warum, doch jetzt rieselte diese gerade noch greifbare Erinnerung durch seine nicht vorhandenen Hände, wie Sand der nie da gewesen war. Doch er hielt es fest, dieses Gefühl, er konnte nicht alles verlieren, nicht alles durfte ihm entgleiten, also, wieso empfand er in jüngster Vergangenheit Schmerz? Er schloss die Augen. Er strich mit seiner Hand über seine rechte Wange, spürte dort ein weiteres Echo, eine Unebenheit die hätte da sein sollen, was sie aber nicht war. Ein Echo von etwas, was einmal da war, das ihn einmal jemand zugefügt hatte. Jemand Bedeutendes. Sein Finger verweilte genau dort, zwischen Nase und Wangenknochen. Das Echo fing an zu verblassen. Er hielt daran fest, er wollte nicht, dass es verschwindet, weil er weiß dass es etwas verdammt Wichtiges war und dass es ihm einmal seine ganze gottverdammte Exestenz bedeutete. Einmal. Wann eigentlich? Wie lange war er schon ihr? Er atmete einmal tief ein, doch er atmete nicht. Wie hieß er eigentlich? Ben. Er kannte seinen Namen. Jedenfalls fühlte er sich richtig an. Ben. Er hatte einmal einen Namen, eine Identität. Es war ursprünglich nicht sein Name, das wusste er. Der Name gehörte einmal jemanden Bedeutenes. Einer letzten Hoffnung. Woher er das wusste? Es hatte ihn einmal jemand erzählt, als er nicht einschlafen konnte. Jedenfalls glaubte er das. Ja, er konnte oft nicht einschlafen. Stimmen haben ihn verfolgt, auch tagsüber, aber nachts, nachts in seinen Träumen war er ihnen ausgeliefert, immer. Er konnte sich an ein Flüstern erinnern, eines was er jetzt nicht mehr wahrnehmen konnte, ein Flüstern, welches immer da war, sein ganzes Leben lang. Selbst als Ungeborener, immer. Es hatte ihn manchmal wahnsinnig gemacht, sie hatten immer etwas von ihm verlangt, wollten ihn lenken, ihn verführen, ihn beeinflussen. Sie? Er wusste es nicht mehr genau, vielleicht war es auch immer die gleiche Stimme, immer das gleiche Flüstern. Manchmal ist er ihm erlegen, manchmal hatte er ihm getrotzt, dem Flüstern. Doch diese Stimmen verstummten, dieses Flüstern verstummte, wenn ihn dieser Jemand Geschichten erzählte. Er liebte diese Geschichten, das wusste er. Sie inspirierten, beruhigten und zeigten ihm, wie bunt und vielschichtig die Galaxis wirklich sein konnte. Galaxis. Ein mächtiger Begriff. Ben wollte seufzen, aber er atmete nicht. Er wollte sprechen, wenigstens ein Geräusch hervorbringen, doch er sagte nichts. Hatte er eigentlich je gelebt? Konnte er je sprechen, brüllen oder atmen? Er weiß es nicht mehr. Aber doch es musste so sein, er hatte einen Namen und dieser Fakt verblasste nicht, es war kein Echo, es war sein Name, das wusste er und niemand konnte ihm das wegnehmen. Er schaute wieder in die Ferne, dabei gab es keine Ferne sondern nur eine unendliche Dunkelheit. Ben. Er konnte sich an eine Stimme erinnern, eine Stimme, die seinen Namen flüsterte, voller Stolz, blass, aber sie war da, vor langer Zeit, eine Stimme zu der er eine tiefe Verbindung hatte, eine Stimme, die er bereits vor seiner Geburt wahrnehmen konnte. Eine tief vertraute Stimme. Die Stimme seiner Mutter. Er musste eine gehabt haben, das wusste er. Sie hatte oft Angst. Das spürte er als Ungeborener schon. Angst vor etwas Dunklem, Angst vor jemanden, der sie aus der Dunkelheit heraus beobachtete. Doch er liebte sie, das wusste er, er liebte sie von ganzem Herzen.
Leia. Ein Name an den Ben sich unwillkürlich erinnerte. Leia. Seine Mutter. Ben wollte weinen, er erinnerte sich an den Namen seiner Mutter. Doch er weinte nicht, er konnte es auch nicht. Er hatte nur sein Gefühl. Ben starrte wieder in die Dunkelheit, nach der kurzen Euphorie breitete sich wieder Schmerz in ihm aus. Wieder? Ja, das Echo wurde lauter. Schmerz, den er empfand, da er an seine Mutter dachte. Wieso? Das würde ihm wieder einfallen, das wusste er.
Er schaute seine schlaff auf seinem Schoß liegenden Hände mit zusammengezogenen Brauen an. Wo war er geboren? Chandrila. Es war ein Planet in den Kernwelten. Der Planet war wunderschön. Er blinzelte stutzig. Das hatte er sich sehr selbstsicher beantwortet. Planeten, Systeme, sie waren riesig. Er konnte sich momentan an keine weiteren Namen erinnern, doch wusste er, dass er viele gesehen hatte. In seinem Leben, früher. Er war sich mittlerweile sehr sicher, dass er eines hatte, ein Leben gelebt hatte, in der Vergangenheit...
Einen Vater. Wenn er eine Mutter hatte, hatte er auch einen Vater. Und wieder durchfuhr ihn ein Echo, ein Echo von Schmerz, großem Schmerz, aber dieses Mal, dieses Mal fühlte Ben nicht nur Schmerz, er fühlte auch Reue...
Ben blinzelte und fasste sich reflexartig in seine Haare. Er verband sie mit seinem Vater. Er überlegte kurz wieso und ihm fiel es ein, ihm fiel es tatsächlich ein. Vor langer Zeit, als er noch jung war, unwissend war, da war es eine Gewohnheit von ihm sie zu durchwuscheln. Ja, immer wenn er aufbrach oder eine Geschichte beendete, ausnahmslos. Ben blinzelte und lächelte. Sein Vater war dieser Jemand, dieser Jemand hatte ihn inspiriert, ihn geliebt und irgendwann aufgegeben. Aufgegeben? Wieso er das tat wusste Ben zurzeit noch nicht, darüber musste er noch eine Weile nachdenken, doch der Name, den Namen seines Vaters wusste er, der Name seines Vaters lautete Han. Ja, er lautete Han, Han Solo. Ben schaute herauf und lächelte, lächelte ins Nichts. Doch er lächelte. Er erinnerte sich, er erinnerte sich an die Namen seiner Eltern. Und er war Ben, Ben Solo, Sohn von Prinzessin Leia Organa und General Han Solo.Der junge Solo starrte wieder in die Dunkelheit, sein Mund leicht geöffnet. Überrannt von Gefühlen konnte er sich nicht bewegen, nicht atmen, doch er atmete nicht. Er wusste nicht wie lang er dasaß, wie lange er die Dunkelheit niederzustarren versuchte, aber er versuchte es auch garnicht. Gefühle ebbten wieder in ihm ab, verschwanden in der Leere, in seinem tauben Dasein. Die kurze Lawine von Euphorie ebbte ab. Er erinnerte sich, er erinnerte sich an die Namen seiner Eltern, an ihre Titel, doch wer waren sie, wer waren sie und wer war er? Die Dunkelheit, die er kurz vergessen hatte, umschlung ihn erneut, doch sie griff nicht an, sie würde ihn niemals mehr wagen anzugreifen. Sie umschlung ihn nur. Doch wieso wagte sie es nicht? Bedrückt saß Ben weiter dort, in der Dunkelheit, in der unendlich stillen Dunkelheit, mit so vielen Fragen, Fragen die er sich selbst beantworten musste...
Sein Blick wanderte zum Boden hin, eigentlich kein Boden, denn es war einfach die gleiche Dunkelheit. Worauf saß er dann eigentlich? Er wollte den Grund mit seiner Hand abtasten, doch er fühlte nichts, er verschwand sobald er ihn abtasten wollte, ihn wahrnehmen wollte. Es war sicher keine Materie, aber doch saß er und fiel nicht. Ben wollte aufstehen, gehen, konnte aber nicht. Er wollte eigentlich auch nicht. Wohin sollte er gehen? Er konnte nirgendwo hingehen. Er war allein, allein in der Dunkelheit, mit der Dunkelheit...
Er presste seine Kiefer zusammen, er fühlte nichts, er fühlte keine Spannung, kein Knirschen und schon garkein Gefühl, aber doch bildete er es sich ein. Ja, er bildete es sich ein. Er wusste doch wie es sich anfühlte, er erinnerte sich wieder. Er ballte seine Hände zu Fäusten, er wusste wie sich das Ächtzen anfühlte, auch wenn er es nicht fühlen konnte, ja er erinnerte sich an das Gefühl.
Mit dieser Tatsache blickte er grimmig in die Dunkelheit, eine Entschlossenheit festigte sich in seiner Brust, er wollte wissen wer er war, warum er so war und wen ihm einmal wichtig war. Er war fest entschlossen, ja er fing von vorne an! Er atmete tief ein, er atmete zwar nicht, doch er bildete sich es ein, denn er wusste wie es sich anfühlte, wie es sich anfühlte, wenn sich seine Lungen mit Luft füllten, ja mit Luft. Er vermisste Luft. Er straffte seine Schultern und setzte sich gerader hin. Seine Hände verweilten nun ruhig auf seinen Knien. Er war bereit, bereit sich seinem früheren Leben zu stellen, er war bereit zu erfahren wer er war. Er würde sich erinnern, Schritt für Schritt. Er atmete aus und schloss seine Augen.

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Ben Solo: Aftermath
RomanceEin Zweiklang, eine Verbindung der Macht selbst, die seit Generationen schon nicht mehr gesehen wurde. Die gleiche Lebensmacht, ein tiefer Bund dessen Ausmaß niemand wirklich begreifen kann. Die lebende Macht, ein ständig fließender Strom der sich...