Es beinflusste ihn, hinderte ihn, war ein Keil in diesem Türrahmen dessen Tür er zuwerfen wollte, verriegeln wollte, verbrennen wollte, für immer. Doch es war da, es war da und blieb, würde niemals gehen. Seine Unvollkommenheit kränkte ihn, machte ihn anfällig, machte ihn aggressiv, machte ihn rasend. Es zerriss ihn förmlich, dieser ewige Kampf, dieser ewige Kampf mit sich selbst, der Kampf der Dunkelheit mit diesem winzigen Licht.
Ben öffnete seine zitternde Hand, stellte sich dieses Lichtlein vor, sah es vor sich und lächelte, lächelte garnicht, doch er stellte es sich vor. Es gab ihm Trost, das glimmende Licht, Trost in dieser Troslosigkeit. Er hasste es nicht mehr, heute nicht mehr, er lächelte es nur traurig an, traurig und so voller Schuld...
Er hatte gemordet. Diese Erkenntnis, eine weitere bittere Erkenntnis, aber nein, erst jetzt, erst jetzt war es wirklich bitter wie er hier saß und seine Taten im Ganzen sah, im Ganzen betrachten konnte, betrachten musste. Und es war erst der Anfang, diese Morde die er beging waren erst der Anfang, das wusste er, aber überraschte ihn nicht, nicht mehr. Er redete es sich richtig, früher, doch jetzt, jetzt wusste er, dass es falsch war, dass alles falsch war. Und trotzdem konnte er nichts tun, die Vergangenheit ändern, Taten rückgängig machen, er konnte sich nur erinnern, sich mit seinen Erinnerungen quälen, nichts vergessen, es niemals zu vergessen, diese Taten niemals zu vergessen. Es war seine Schuld, seine Pflicht und seine Bürde. Das Lichtlein erlosch, löste sich einfach auf, einmal mehr, als hätte es nie exestiert. Er schloss seine Handfläche und schloss damit die erneute Leere wieder ein. Es hatte nie exestiert.Und Kylo mordete weiter, mordete als Ren, aber bald auch unter der ersten Ordnung. Sie erhob sich, erhob sich aus der Asche des Imperiums, war dessen Spross, größer, mächtiger und grausamer. Sie erhob sich aus der Dunkelheit, erreichte Zivilisationen aus den unbekannten Regionen und Snoke, Snoke war der Strippenzieher, der Oberste Anführer. Dieser hatte es Jahrzehnte lang geplant, ausgearbeitet, vorbereitet, eine neue Welle, eine neue Ordnung die endlich alles umkrempeln sollte, die Galaxis unterjochen sollte, alles besser machen sollte, etwas Größeres schaffen sollte, eine neue Welt bringen sollte.
So fasste es Kylo auf, so fasste er es auf und so lebte er es auch, überzeugt, patriotisch und ohne Kompromisse. Dazu gehörte er ihr im Grunde genommen garnicht an, der ersten Ordnung, er war seinen Rittern treu, seinen Rittern und seinem Meister, daher auch der Ordnung, treu aus tiefstem Herzen, jahrelang. Jahre in denen er diese Grundgedanken kaum hinterfragte, er tat das Richtige, immer, ohne Frage, in jeder Hinsicht.
Folgend diente er oft unter ihrem Namen, unter dem Namen der ersten Ordnung, hatte ihre Banner hinter seinem Rücken wehen, führte ihre Bataillione an, verbrachte viel Zeit auf ihren Schiffen, verbachte einige Zeit mit Führungspositionen, und übernahm baldig auch selber eine, eine Führungsposition nahm einen ihrer höchsten Ränge ein.
Und sie hatten Angst, alle hatten sie Angst vor ihm, hatten daraus tiefen Respekt vor ihm, wussten dass er in jedem Moment austicken konnte, seiner ewig währenden Wut freien Lauf lassen könnte. Er spürte es, immer, überall auf den Gängen, jeden Schritt den er tat, jeden Schritt den er auf diesen grellen Gängen tat. Jedes Mal wenn er an ihnen vorbeitrat, sie passierte, ihre Gesichter immer emotionslos, emotionslos und stocksteif, ihre Augen starr nach vorne gerichtet, immer, aber ihre blanke Angst konnte er spüren, so deutlich spüren, immer, und es machte ihn stolz, er genoss es, es ließ ihn seinen Zwiespalt vergessen.
Es machte ihn damals so stolz, dass Ben heute ein Schauer den Rücken hinunterlief...
Nur einer hatte es nie, diesen Respekt. Angst ja, doch nur weil dieser jemand wusste dass er ihm im Zweikampf Meilen unterlegen wäre. Er konnte ihn nicht leiden, doch jenes beruhte auf Gegenseitigkeit, sie hätten sich gegenseitig ermordet, wenn sie die Chance dazu gehabt hätten. Sie hatten des Öfteren Chancen, Chancen zu töten, daran erinnerte er sich, aber es hätte dem jeweiligen keinen Vorteil verschafft, noch nicht. Er war ein genauso hohes Tier wie er selbst, stand im direkten Kontakt mit seinem Meister, wusste wer er war, wirklich war, dass er einmal Ben Solo war. Kaum jemand wusste es und Kylo machte es umso wütender dass er es wusste, dass es dieses ekelhafte Zündholz wusste, dieses Zündholz welches unglücklicherweise immer unberechenbar blieb, dass Hux es wusste, Armitage Hux es wusste. Aber egal wie sehr er diesen Mann hasste, er war gezwungen mit ihm zusammenzuarbeiten, er war gezwungen aufzupassen dass dieser seine Karten, die er gegen ihn in seinen Händen hielt nicht zum ausspielen bekam. Trotzdem brachte er Hux gerne einigermaßen subtil und möglichst unauffällig auf die Palme, sodass es sein Meister nicht unbedingt mitbekam.
Er arbeitete die ersten Jahre in der Ordnung noch zu einem Großteil mit seinen Rittern zusammen, führte Aufträge aus, dreckige Aufträge und Kylo brachte es diese grimmige Genugtuung wenn sie diese auf Hochglanz geputzten Gänge der Finalizer, Hux Schatz, bei ihrer Rückkehr maximal mit ihrer verschlammten Ausrüstung beschmutzten. Oh und er wusste ganz genau wie sehr Armitage ihn dafür gehasst hatte. Jedenfalls verstand er nicht wie sein Meister einen solchen Nichtsnutz in einer der Führungspositionen halten konnte, obwohl Nichtsnutz vielleicht übertrieben war. Hux mangelte es keineswegs an Grausamkeit und eigentlich war er sehr gerissen und tatsächlich intelligent, nur seine Ausführungen würden meist dazu neigen in mehr Verlust als Gewinn zu enden, etwas was Kylo auch nur abschätzen konnte, wenn er klar und rational nachdachte, was während eines Kommandos beschämender Weise eher selten passierte. Während er kämpfte verfiel er in einen Rausch, verlor sich in seinem rasenden Zorn, verbiss sich in seinem Ziel, entwickelte eine unbändige Kraft, eine kaum kontrollierbare Kraft. Eine Schwäche. Er verlor sich... in der Dunkelheit.
Snoke versuchte ihm dies abzutrainieren, schon immer und jenes nicht wirklich liebevoll. Und er wusste um diese Schwäche, seine Schwäche, und er wusste auch, dass es vielleicht einmal zu seinem Untergang führen könnte, aber für Diplomatie war er nicht gemacht. Also im Grunde schon, seine ehemalige Familie bestand aus vielen Politikern, also die eine Seite dieser, aber er konnte und wollte nichts mehr mit seiner Vergangenheit zutun haben, nie mehr. Und irgendwann glaubte er es selbst, er vergaß, vergaß sein vergangenes Ich.
DU LIEST GERADE
Ben Solo: Aftermath
RomansaEin Zweiklang, eine Verbindung der Macht selbst, die seit Generationen schon nicht mehr gesehen wurde. Die gleiche Lebensmacht, ein tiefer Bund dessen Ausmaß niemand wirklich begreifen kann. Die lebende Macht, ein ständig fließender Strom der sich...