Ben tauchte hinab. Er tauchte hinab in die Dunkelheit, in die farblose unendliche Dunkelheit. Immer weiter. Er ließ Schleier um Schleier hinter sich. Er strengte sich an, er strengte sich an, immer tiefer in sich hinabzutauchen, in seinen Geist. Er brachte eine Willenskraft auf, von der er nicht gedacht hätte sie so schnell oder jemals wieder aufbringen zu können. Denn in der Vergangenheit brachte er ihn schoneinmal auf, einen immensen Willen, voller Verzweiflung. Er wollte sich erinnern wieso, wieso er zu diesem Zeitpunkt einmal alles gab. Seine Erinnerung. Er wollte seine Erinnerung, er wollte seine Erinnerung um jeden Preis zurück, verdammt jeden Preis. Jeden Preis den er noch geben konnte und dies war nicht viel, eigentlich nichts. Irgendwo am Rande bemerkte er, dass seine Hände auf seinen Knien verkrampften und sein Körper schwitzte und zitterte, was er nicht tat, aber er fühlte es.
Er hatte vergessen wie lange er schon hinabstieg, in einem Tempo, bei dem es einem übel werden müsste. Doch langsam, ja langsam ging ihm seine Kraft aus, sie würde in einer hanvoll Momente ausgeschöpft sein, würde entgültig austrocknen. Aber schlimmer noch, sein Mut verließ ihn, leise fing dieser an zu zweifeln, kratzte an seinem Willen, wollte nicht mehr weiter, da es aussichtslos war, Dunkelheit, überall, Aussichtslosigkeit, es kratzte weiter an ihm. Es konnte nicht wahrsein, sein Geist, sein Verstand konnte nicht nur aus Dunkelheit bestehen, aus Schleiern die nicht preisgeben wollten wer er war, was ihn überhaupt ausmachte, einmal. Nein. Er gab nicht auf, er gab niemals auf. Es machte ihn immer noch aus, seine Erinnerung. Und wenn er eines wusste, dann dass er niemals aufgibt auch wenn es ihn entgültig auslöschen wird. Aufgeben sprach gegen seine verdammte Natur. Was hätte er schon zu verlieren? Für ewig allein mit der Dunkelheit. Besser konnte es garnicht werden. Er hatte nurnoch einen Fokus, eine Aufgabe. Und er steigerte sich hinein, steigerte sich unendlich hinein, immer weiter, immer tiefer in die Dunkelheit. Er zitterte, er zitterte und bemerkte es kaum, er zitterte vor Anstrengung, sein Kopf brüllte und er wusste, er wusste in ein paar Momenten war es vorbei. Es würde vorbei sein, entgültig, auf ewig. Er flehte die Dunkelheit an, er flehte sie mit allem an, was ihm noch blieb. Er gab seine letzte Kraft, alles was er noch besaß, alles für ein einziges, ein einziges Licht... und dann hörte er auf zu zittern.Ein Licht. Ein Lichtflackern. Er sah ein Lichtflackern. In der Ferne. Es war zu weit entfernt. Er war zu schwach. Doch es war da, er sah es ganz deutlich vor ihm.
Ein Schwall. Ein Schwall neue Kraft durchfuhr ihn. Eine große Kraft, die nicht von ihm kam, die er nicht erzeugte, er benutzte sie nur. Ja, er nutzte eine Kraft, eine Macht und sie war ihm vertraut. Wirklich vertraut. Er hatte wieder seinen Weg zu ihr gefunden. Sie wiedergefunden. Und er schaffte es, schaffte es hin, zum Licht. Und er griff danach, streckte sich danach aus. Er griff nach dem Licht. Und aufeinmal lüftete sich ein Schleier, gab das Licht vollens frei, das erste Licht, dass er in dieser endlosen Dunkelheit sah. Seine Beine wurden schwammig, doch er stand nicht. Es war nicht der letzte Schleier, nein eigentlich war es nur ein erster Schleier, das wusste er. Aber er war bereit, er war verdammt bereit! Er umschloss es mit seiner narbenlosen Hand und sein gesamter Verstand erstrahlte in Licht.Ben öffnete seine Augen, kniff sie aber gleich wieder zusammen, es war grell. Jedenfalls war es keine Dunkelheit, da war er sich sicher. Er hob eine Hand vor sein Gesicht und öffnete seine Augen erneut. Er blinzelte mehrmals und langsam erkannte er eine Szenerie. Er selber saß noch immer in der Dunkelheit, doch dies war eine Erinnerung, eine Erinnerung, an die er sich nicht selber erinnerte, die Macht half ihm, zeigte es ihm. Er war jediglich ein stiller Beobachter, gehindert daran einzugreifen. Es war jedeglich ein Echo, ein Echo der Macht. Aber er fühlte Glück, Glück endlich mehr als Dunkelheit wahrzunehmen und er war aufgeregt, denn was jetzt folgte war ihm ungewiss, aber endlich, endlich konnte er was sehen, etwas wahrnehmen.
Da war er nun als unexestenter Beobachter und schaute in einen Raum hinein, einen Raum, der sonnendurchflutet, weiß und kaum eingerichtet war. Aber dies war ihm gleich, denn sein Blick wurde unmittelbar in die Raummitte gelenkt. In dessen Mitte saß eine Frau, keine ihm unbekannte Frau, er erinnerte sich an sie. An ihr warmes Lächeln, an ihre glänzenden Augen und ihren gütigen aber stets auch selbstsicheren Blick. Leia. Er erinnerte sich an ihr Gesicht, ja an ihr wunderbar vertrautes Gesicht. Aus Bens Augenwinkel würde sich nun eine Träne lösen, eine Träne des Glücks, doch er konnte nicht weinen, dennoch hatte er das Gefühl. Ben blinzelte, blinzelte sich die Träne weg und richtete alles an Aufmerksamkeit was er hatte auf diese Erinnerung, diese Erinnerung, die garnicht ihm gehörte. Denn seiner Mutters Hände lagen auf ihrem Bauch, ihrem Babybauch. Die Macht gab ihm Zugang, Zugang zu dieser Erinnerung, dieser wundervollem Erinnerung, in der er noch garnicht geboren war.
Ben fielen weitere Dinge auf. Leia saß einer Topfpflanze gegenüber, einem Baumsetzling. Ihre Augen waren geschlossen und es schien Ben so, als ob Leia versuchte mit dem Setzling in Kontakt zu treten, eher in zu spüren, seine Lebensmacht wahrzunehmen. Und er konnte etwas spüren, ansatzweise spüren, was Leia in diesem Moment spürte, in der Macht, er spürte ein Echo ihres Gefühls. Tatsächlich versuchte sie dieses Pflänzchen zu spüren und sie versuchte es nicht zum ersten Mal.
Doch prompt ließ sie davon ab, da sie sich nicht fallen lassen konnte. Verbittert über ihr scheitern spürte Ben sie abdriften, abdriften in ihre Gedanken, aufbrausende Gedanken die Ben nicht wahrnehmen konnte. Aber er spürte ihre Gefühle, immernoch schwach, da es ein Echo war, doch er spürte sie, er spürte sie deutlich. Da war etwas Trauer und etwas Wut doch die Trauer überwiegte, Einsamkeit. Doch kurz darauf änderte sich etwas, etwas in ihrem Empfinden, sie versuchte nun jemanden zu erreichen, jemanden der ihr sehr wichtig war, der sie erst verlassen hatte, sie wollte ihn erreichen, erreichen durch die Macht. Seine Mutter kannte die Wege der Macht. Ben realisierte, dass dieser Fakt neu für ihn war, er wusste es zuvor nicht. Aber zu diesem Zeitpunkt erinnerte er sich an zu wenig um weitere Schlüsse daraus ziehen zu können...
Jäh wurde Ben aus seinem Gedankengang gerissen, als sich etwas dramatisch veränderte, er spürte was sie spürte und es war ein gewaltiges Gefühl. Ein pulsierender Schwall von Licht, strahlend und flackernd durchfuhr Leias Körper. Leias Gesichtsausdruck war überwältigt. Ben ebenso, nach ein paar kurzen Momenten konnte er auch ausmachen woher dieser plötzliche Schwall von Macht kam. Er kam von ihrem Bauch her, von ihrem ungeborenen Kind, von ihm selbst. Es war ein starkes Gefühl, roh und mächtig. Leia hatte ihr Kind nie zuvor so wahrgenommen, das spürte Ben. Leia saß dort, in der Mitte dieses weißen Raumes vor einer Topfpflanze und lachte. Aber sie weinte auch, sie weinte vor Glück. Vor Glück durch die Macht zum ersten Mal jemanden spüren zu können, vor Glück ihr Baby spüren zu können. Und bevor Ben nocheinmal blinzeln konnte, eine Reaktion auf das Gesehene haben konnte, erstarrte Leia, hörte auf zu lachen, denn ein dunkler Hauch, ein dunkler Hauch zog an ihren glasigen Augen vorbei. Ben fühlte Angst in ihr aufkeimen, Angst und Ungewissheit, große Ungewissheit. Sie machte sich Sorgen, sie hatte Angst, Angst um die Zukunft ihres Babys, ihres Kindes, um ihn. Sie atmete schnell, rau und zitterte etwas. Doch die Panik ließ so schnell wieder von ihr wie sie gekommen war und langsam, langsam fing sie sich wieder, versuchte zur Ruhe zu kommen, schüttelte alle Gedanken wieder von sich, um ihres Kindes Willen. Sie spürte wie unruhig ihr Ungeborenes geworden ist. Denn es fühlte was sie fühlte. Sie ließ sich zurückfallen und streichelte ihren Bauch, stets bemüht ruhiger zu atmen. Und langsam, langsam erkannte Ben wieder ein Lächeln, welches sich auf ihren Lippen bildete, da sie ihren Bauch anschaute. Mit einem Blick voller Liebe.
Die Erinnerung, das Echo fing an zu verblassen. Ben schaute seiner Mutter traurig hinterher, bedrückt und unbeholfen, bis sie gänzlich verschwunden war, bis die ganze Erinnerung verschwunden war. Nur der Lichtschimmer blieb. Ben war bedrückt, er wusste nicht was er denken soll, es war viel, fast schon zuviel, was er verarbeiten musste doch er hatte keine Zeit, keine Zeit weiter darüber nachzudenken, es würde alles einmal Zeit haben, das hoffte er.
Er senkte seine Lider für einen Moment, für einen Moment der Ruhe, atmete einmal tief ein und aus, und öffnete sie wieder.
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Ben Solo: Aftermath
RomanceEin Zweiklang, eine Verbindung der Macht selbst, die seit Generationen schon nicht mehr gesehen wurde. Die gleiche Lebensmacht, ein tiefer Bund dessen Ausmaß niemand wirklich begreifen kann. Die lebende Macht, ein ständig fließender Strom der sich...