Confident

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Oh ja, Luke die Legende und die glorreichen mystifizierten Jedi. Sie waren da und jeder würde für immer zu ihnen empor blicken, jeden würden sie für immer inspirieren auch wenn sie bereits alle Geschichte waren. Es deprimierte ihn, dass die Meisten niemals von den Gräuel erfahren würden die sich hinter dieser Legendenfassade verbarg, aber eines störte ihn noch mehr, nämliche die Tatsache dass er es selbst getan hatte. Er selbst hatte sie einmal bewundert, gar verehrt, ihnen nachgeeifert und sein ganzes Leben dem gewidmet, einer seiner Tiefpunkte, bis Luke selbst ihm seine Augen geöffnet hatte, bis Luke ihn schlussendlich final um seinen Glauben beraubt hatte, denn er hatte schon zuvor Zweifel gehabt, Zweifel die sich in seinem Verstand säuselten, denen er aber viel zu lang nicht ins Gesicht blickte, ihnen nicht in ihr Gesicht blicken wollte, aber am Ende hatten sie immer Recht gehabt, die Stimmen.
Snoke hatte ihn aufgefangen während sich alles von ihm abwendete, während selbst er selbst sich von sich abwendete. Doch diese Ära sollte nun auch langsam sein Ende finden, er sah darin keinen Sinn mehr. Die Vergangenheit musste sterben, auch wenn er sie dafür eigenhändig töten musste.
Er war sich sicher, dass Rey in Luke auch diesen Helden sah, den Helden den er selbst einmal in diesem Mann sah, diesen Retter der Galaxis, die Lösung für alle Probleme. Sie glaubte dass alles was der Widerstand ihr in den Kopf gepflanzt hatte ohne jeglichen Grundsatz zu hinterfragen. Naja gut, wie sollte sie auch etwas anderes glauben, das Mädchen hatte nicht wirklich viel was sie zum Hinterfragen her nehmen hätte können. Aber dieser Funken des Zweifels, dieser winzig kleine Funken den er in ihr gesäät hatte, da war er sich sicher, würde noch sprießen. Ja, dieser Funken würde der Anfang eines unaufhaltsamen Prozesses sein, dessen Ende zu seinen Gunsten fallen wird.

Er hatte zuvor noch nie einen Verbündeten in Erwägung gezogen, doch jetzt, in dieser Situation, würde das so unglaubliche Möglichkeiten für sie eröffnen, für sie beide. Sie würde noch sehr viel lernen müssen, doch ihr Potenzial war gewaltig.
Und ja er war überzeugt, überzeugt von einem für ihn perfekten Plan, nämlich diesen Plan, den Plan einer neuen Ära.
Doch sie brauchte noch immer Zeit, Zeit um sich ihrer Emotionen bewusst zu werden, Zeit um ihre Dunkelheit zu erkennen, diese Dunkelheit die in ihr brodelte.

Ihre dritte Begegnung durch dieses mysteriöse Band war anders. Weiterhin waren diese Begegnungen plötzlich und unkontrolliert und sie machte noch immer diesen einen ersten Schritt aber bei dieser dritten Begegnung wurde er nicht sofort ermordet oder angebrüllt. Sie schien zwar aufgebracht zu sein, aber noch lange nicht genug als dass er hätte bestätigen können dass sie von Luke die Wahrheit über diese eine Nacht verlangt haben könnte, sie hielt in gewisser Weise noch immer zu Skywalker. Also hatte er ihr nichts erzählt  jedenfalls nicht die Wahrheit, lächerlich. Aber wieso sollte er auch, es würde ihm ja mehr schaden als ihm überhaupt irgendetwas bringen.
Doch in ihrer Art war etwas Weiteres anders, konnte es sein, ja es konnte tatsächlich sein dass in ihr bereits Zweifel wuchsen, dass die Funken bereits zum Feuer entfachten und dass sie bereits eine erste Erkenntnis hatte, eine Erkenntnis die den schwindenen Glauben in Luke Skywalker beflügelten. Wieso das so war wusste er nicht, momentan hatte er aber auch keine Intentionen dazu den Grund in ihrem Verstand zu finden, wäre dies ohnehin kontraproduktiv da sie es wohl mittlerweile eh nicht mehr so einfach mit sich machen lassen würde.
Auch warf sie ihn darauf gleich wieder aus seinen Gedanken, da sie ihm eine Frage stellte, eine ernstgemeinte Frage, sie stellte ihm doch tatsächlich eine ernstgemeinte Frage. Und er würde sie ehrlich beantworten, auch wenn die Ränder seiner Wunde dabei einen Ruck weiter aufrissen. Aber als sie diese Frage in sein Gesicht spuckte war er etwas enttäuscht, denn sie stellte keineswegs die Frage die ihm offensichtlich ins Gesicht gebrannt wurde. Also da es nicht die Frage war, die sie gerade in Rage brachte, bekam sie auch keine ehrliche Antwort darauf, damit es zwischen den Fronten wenigstens fair bleiben würde, so empfand er jedenfalls.
Seine Antwort gefiel ihr nicht, unberechtigt wie er ebenfalls fand, sie unterstützte wenigstens das Niveau ihrer momentanen ziellosen Unterhaltung, ihr gefiel zudem nicht dass er oberkörperfrei war, was in diesem Moment jedoch mehr als unrelevant war, jedenfalls stellte es für ihn absoluten Nonsens dar, was sie empfand war ihm gleich, es gab wichtigere Dinge zu sagen. Also verschwendete er auch keinen weiteren Gedanken als diesen darauf, das sollte sie seiner Meinung nach auch tun, und ließ also ihre Bemerkung im aus und vor und starrte nur weiter zurück in diese lodernden Augen des Hasses umrahmt von einem überaus wütenden Gesicht. Sie wiederholte ihre Frage etwas angespannter und verlangte dieses Mal nach einer ehrlichen Antwort seinerseits. Eines musste er ihr lassen, sie war keineswegs dumm, doch so wird das Spiel nicht gespielt. Also erwiderte er ruhig, dass es ehrliche Antworten nur bei ehrlichen Fragen geben würde. Ihre Augen funkelnden noch verägerter als zuvor, natürlich wusste er was er damit in ihr auslöste und wenn es nicht so wichtig und essenziell wäre, hätte ihn das sehr amüsiert.
Also gut ihr Rondevou ging also noch weiter und endlich kam etwas an brauchbarer Fragestellung aus ihr heraus. Noch immer in einem zischenden Unterton aber nichts überraschendes, für ihn leider eher etwas unbeeindruckendes. Aber gut sie wollte es wirklich wissen und ja es tat weh, es tat noch immer weh, es waren immerhin auch erst ein paar Tage seitdem vergangen und es würde auch immer wehtun, aber die Dunkelheit verschlang dieses Gefühl für den Moment und für diese momentane Abstumpfung war er dankbar.
Also wieso hatte er Han Solo gehasst, wieso hatte er seinen ach so liebenden Vater bitteschön gehasst?
Er hatte es ja nicht, nicht so, nicht mehr, vielleicht hatte er es auch nie richtig, es war so simpel kompliziert. Das war seine Antwort und sie war ehrlich, so ehrlich und so nichtssagend weil er es doch selber nicht in Worte fassen konnte. Aber diese Antwort reichte ihr nicht, natürlich reichte sie ihr nicht, sie hakte weiter, das war aber nichtsführend.
Ihn machte es viel zu neugierig welche Frage sie nicht fragen wollte, die sie aber doch so offensichtlich beschäftigte, diese Frage die sie regelrecht auffraß. Sie sollte nicht fragen wieso er es getan hatte, sie sollte fragen wieso er was getan hatte, wieser er ihn ermordet hatte. Er drängte, gab ihr den letzten Ruck, stichelte bis sie es aussprach, diese nun wirklich ernstgemeinte Frage. Wie er kurz dachte, aber nein, jetzt war er entnervt. Es ging nicht darum wieso er seinen Vater getötet hatte, ihr ging es nicht um ihn, nicht jetzt, er verstand sich doch selbst nicht, doch sie verstand sich noch weniger. Das war nicht die Frage die sie beantwortet haben wollte, keineswegs war sie es.
Es ging ihr nämlich eigentlich um sich selbst, denn sie verstand sich nicht. Er war schon fast von ihr enttäuscht. Er wollte wissen was in ihr vorging, er wollte es wirklich wissen, mehr als alles andere, denn er verstand sie.
Alleine dass er aus purer Neugierde weiter in ihr herumstach machte sie wütend, so unglaublich wütend, es war für Kylo eine Win Win Situation, rollte sein Plan immernoch in seiner angedachten Bahn vorwärts.
Sie wollte Wahrheit, also erzählte er ihr das was für ihn die Wahrheit war, das was er in ihr gesehen hatte, in ihrer Vergangenheit gesehen hatte, er erzählte es ihr um die Frage in ihr selbst zu provozieren. Denn sie musste ihre Dämonen kennenlernen, früher oder später, deshalb konnte sie auch jetzt damit beginnen. Also sagte er es ihr mehr als einfache Tatsache um sie rasend zu machen, rasend vor Hass gegenüber ihm.
Ihre Eltern hatten sie weggeworfen, weggeworfen wie einfachen Müll.
Und das triggerte etwas in ihr, sie selbst konnte sich nicht mehr das Gegenteil einreden, jedenfalls nicht mehr wirklich, da sie es selbst nichteinmal mehr wirklich glaubte beziehugsweise niemals geglaubt hatte. Ihr verzweifeltes Flehen war verstummt, sie sah diesen Worten nun ins Gesicht, jedenfalls musste sie es. Selbst das kleine Mädchen damals in der Wüste es bereits gewusst, tief in sich drinnen, dort wo der Ball der Dunkelheit heute saß.
Er hatte nochmehr Zweifel in ihr gestreut und sie haderte, sie wollte ihm nicht glauben, sie wollte an ihre Lüge glauben doch sie wusste doch längst auch dass es keine war. Er hatte bereits ihre tiefsten Ängste gesehen, er hatte alles gesehen und er drehte die Klinge, die Wahrheit nur weiter in sie hinein, er benutzte ihre Schwäche. Diese Schwäche ihren Eltern nachzutrauern, sie Sekunde für Sekunde zu erwarten nur um sich am Ende Ersatzfiguren zu schaffen um auch von ihnen enttäuscht zu werden.
Mit diesem Satz war der Moment gekommen indem er ihr seine Frage stellen konnte, diesselbe Frage dessen Antwort er bereits ihrer letzten Begenung haben wollte. Die Frage ob Luke ihr nun über diese eine Nacht erzählt hatte, diese eine Nacht die alles, absolut alles und nichts verändert hatte.
Sie hasste ihn dort im Moment wieder mit Leib und Seele doch sie bejahte seine Frage.
Eine Lüge. Eine offensichtliche Lüge. Jedenfalls das was Luke ihr eingebläut hatte. Und sie selbst wusste dass es nicht die Wahrheit gewesen war. Spätestens erkannte sie es jetzt wenn sie nicht schon davor Zweifel an Lukes kleines Geschichtchen hatte.
Er gab also auf ihr "Ja" also ein simples und trockenes "Nein". Er sagte dieses Wort und machte eine kurze Pause, von ihr kam kein weiteres Geräusch, also fing er an ihr seine Geschichte, seine Version, ihr seine Wahrheit zu erzählen. Und obwohl sie ihn in diesem Momente eben mit Leib und Seele hasste, hörte sie ihm zu, sie hörte sich seine Geschichte an, seine Seite der Dinge.

Ihr Gesicht blieb während seiner kleinen Anekdote zu seiner Vergangenheit mit seinem ehemaligen Meister vergleichsweise emotionslos, doch sie unterbrach ihn  auch nicht, bis er endete. Danach war es zwischen ihnen weiterhin still, einige stille Momente in denen sie abzuwägen schien. Er hoffte kurz dass es doch so leicht gewesen war ihren Glauben an seine Wahrheit zu gewinnen, doch dann sah er wie sich ihre Gesichtmuskeln verhärteten und ihre Augenbrauchen nach unten wanderten, dicht gefolgt von dem Wort Lügner, welches sie durch ihre zusammengepressten Kiefer presste. Er fand aber dieses neue "Lügner" nicht wirklich überzeugend, es war ein letzter hilfloser Versuch von ihr unnahbar zu wirken, armes Ding wie er fand.
Sie konnte spüren dass er ihr keinerlei Lügen auftischte oder jedenfalls dass er nicht versuchte sie in die Irre zu führen, jedenfalls nicht auf diese Weise. Jenes wusste er, da es in gewisser Weise auf ihrem Gesicht geschrieben stand welches sich sichtlich nicht zwischen Wut und Grübelei entscheiden konnte.
Ohne ein weiteres Wort löste sich diese dritte Verbindung zwiqchen ihnen auf und sie war allein, allein mit den ersten Zweifel deren Saat bereits Form angenommen hatte. Kylo erlaubte es sich sonst nicht und es war in diesem Moment wahrscheinlich immernoch unangebracht, aber für einen kleinen Schimmer eines Augenblickes war er stolz auf sich, stolz auf sein Vorgehen und stolz auf den immernoch glatten Verlauf seines Planes, dann war dieses Gefühl aber auch wieder vorübergezogen, da es falsch war. Sie war nicht nur Ziel eines Planes, also in gewisser Weise schon, ja, aber er wollte sich ihr Vertrauen nicht erschwindeln, er wollte dass sie freiwillig kam, kam und blieb.

Aber ein gutes Gefühl blieb ihm dennoch, das Gefühl dass Rey Luke endlich zur Rede stellen würde, dass sie einsehen wird wer ihr Held wirklich war. Und vielleicht hatte er auch das Gefühl dass sie bald auch endlich mehr in ihm selbst sah, mehr als das Monster welches sie einmal kennengelernt hatte, denn für ihn ist sie bereits heute schon viel mehr.

Ben Solo: AftermathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt