Amorous

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Auch wenn er Kylo hassen sollte, er verstand seine Denkansätze und seine Entscheidungen, natürlich, noch immer, sie entstammen schließlich demselben Kopf, dennoch waren sie falsch. Ja, sie waren grundlegend falsch. Kylo hatte von anderen erwartet weiter zu denken, er hatte von allen erwartet über den Tellerrand hinauszuschauen, während er selbst eigentlich dauerhaft das Gegenteil davon tat um die Blase um sich herum mit aller Gewalt weiter aufrecht zu halten, sie schrumpfte nur immer weiter in sich hinein, bis sie mit ihm implodierte. Er hatte sich selbst zerstört, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt, aber das hatte in seiner momentanen Situation auch keinen Nutzen mehr.
Ben war stolz auf diese Stellungnahme, über diese Ansicht, diese Ansicht über ihn selbst. Darübrr hatte er noch nie nachgedacht, denn diesen Ansatz von Kritik hatte er in dieser Weise noch nie an sich herangelassen, er hatte es nicht zugelassen, es nicht soweit geschafft sich zu erlauben so weit zu denken, jedenfalls nicht so.

Er lag falsch, ja, nur leider haben seine Vorstellungen Leben, viel zu viele Leben gekostet. Es war alles so unglaublich schwierig, wenn er sich auch noch mit ethischen Grundsätzen auseinandersetzten würde, würde er sich zu Tode quälen, was er in der Hinsicht sicherlich verdient hätte. Tja, das wäre wohl ein von ihm wilkommener Weg, eine sehr schöne Abwechslung zu dem trostlosen Nichts. Mit diesem kurzen Impuls hätte er dieses Vakkum gerne angebrüllt, aber er konnte nichts dergleichen bewerkstelligen, auch wenn er es versucht hätte.
Diese Erkenntnis war wiederum nicht neu, doch er sollte auch aufhören sich Hintertüren zu wünschen und sich Tatsachen vorzuenthalten, nur weil sie unangenehm, verdammt unangenehm waren. Das jedenfalls war mehr als nur der falsche Weg, aber gab es überhaupt einen Richtigen?
Hatte er sich langsam selbst satt? Offensichtlich, bald wohl nochmehr als dieses schwarzlose Nichts, obwohl eine Stimme ihm ständig sagte dass er nicht die ganze Schuld trägt, dass er verdorben wurde, von Anfang an. Er wusste noch nicht ob er der Stimme glauben sollte, es wäre falsch, er hasste Kylo nicht, aber ausstehen konnte er in hier mittlerweile auch nicht mehr. Er war frustriert, er hatte es satt emotional von dem einen Maximum auf das andere zu springen, das konnte nicht gesund sein, was ihm momentan eigentlich auch egal sein konnte. Jetzt konnte er nicht glauben dass er das in seiner Situation gerade wirklich gedacht hatte, dabei war es noch nicht einmal eine wirkliche Situation oder überhaupt eine Lage. Er hatte Kompfschmerzen, jedenfalls bildete er es sich ein, weil es gerade verdammt gut zu dem falschen Dröhnen in seinem inexistenten Schädel passte. Und am Ende half die Schuldfrage auch niemanden, alle Taten wurden trotzdem begangen.

Aber es war nicht alles trostlos. Rey war es nicht, er erinnerte sich an ihre traurigen Augen, wie sie ihn anschauten, aber sie haben nie die Hoffnung verloren, niemals. Ihre Verbindung war der Anfang von etwas Neuem gewesen, von etwas Neuem was schon so verdammt alt war, was sich jedenfalls verdammt alt anfühlte, als wäre es ein ewiger Bestandteil eines grundlegenen Systems gewesen, wie ein Puzzle dessen Bild alles ergibt was man zu kennen glaubte, es war so neu doch es fühlte sich nicht fremd an, es war noch nie passiert, doch war es nicht ungewöhnlich, es fühlte sich immer richtig an, soweit er sich erinnern konnte, immer.

Immer.

Das war das Einzige was unerschütterlich richtig war und er dachte jenes erst jetzt, jetzt wo er nichts mehr davon fühlen konnte und selbst das Gefühl selbst nicht mehr spüren könnte.
Es war ein Prickeln gewesen, es war immer ein Prickeln am Rande seiner Wahrnehmung gewesen, ein Prickeln was sie in in dieser Art angekündigt hatte, ein Prickeln was sich darauf öffnete und das offenbarte was es inne hatte.
Es war wie eine neue Welt, jedes Mal.

Ein Prickeln dass er sich jetzt wünschte, zu fühlen wünschte, ein Prickeln welches er wieder spüren wollte, ein Prickeln was niemals wieder da sein würde. Ein Gefühl, dessen Fehlen sich so verdammt schrecklich anfühlte, sich so anfühlte ohne tatsächlich was zu fühlen, doch diese Leere war garkein Gefühl mehr, es war Teil seiner selbst gewesen, als würde er nun selbst fehlen. Da war nurnoch ein abgerissenes Ende in ihm, ein Ende dessen Anfang unauffindbar war, eine Ende allein in der leeren Wirklichkeit. Wirklichkeit? Nein. Dunkelheit.
Er vermisste es, er vermisste diese komplette Welt...
...er vermisste sie.

Ben Solo: AftermathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt