Kapitel 18

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Wincent

Seit etwa 3 Wochen hatte ich Mia endlich wieder offiziell an meiner Seite. Endlich konnte ich sie wieder im Arm halten, sie küssen, mit ihr kuscheln und sie einfach ansehen wann ich wollte. Gestern Nacht spürte ich sie dann auch so, wie ich sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Dieser Moment war so intensiv und hatte mich kurzzeitig etwas aus meiner gewohnten Bahn geworfen. Zu viele Gefühle und Emotionen brachen danach über mich ein und mir liefen ein paar Tränen über die Wange. Für Mia war das ebenso etwas Neues, denn bisher hatte sie mich noch nie weinen sehen. Okei, ich hab jetzt nicht geflennt oder so. Aber dennoch waren es ein paar Tränen die ich vergossen hatte. Warum? Ich weiss nicht. Wie gesagt, zu viele Emotionen und Gefühle. Wahrscheinlich verarbeite ich nun alles was ich in mich rein gefressen hatte, jetzt wo ich sie wieder habe. Die Trennung von ihr war die Hölle, wäre ich in der Zeit nicht so in den Proben für die Tour gewesen und danach auf Tour, wäre ich ihr gefolgt. Nein ich hätte es erst gar nich zugelassen, dass das passierte, was passierte. Ich hatte in der Zeit so oft heimlich geweint. Das darf ich niemandem erzählen, aber sie fehlte mir so sehr. Ich fühlte mich so leer, mein Herz schlug nur noch weil es musste. Zwischen durch, wünschte ich mir es würde gar nicht mehr schlagen, einfach damit ich diesen unglaublichen Schmerz nicht mehr spüren musste.

„Hey Schatz." hörte ich dann Mia die gerade von einer ihrer Therapiesitzungen zurück war. Und ein paar Sekunden später spürte ich, wie sie ihre Arme von hinten um mich schlang und ihren Kopf auf meine Schulter legte. Sie blickte auf meinen Lap Top und wandte dann ihren Blick zu mir. „Hey Mäuschen." lächelte ich sie an und küsste sie. „Was machst du da?" fragte sie mich, deutete auf den Lap Top und setzte sich dann neben mich. „Ich schau mal was es so auf dem Wohnungsmarkt gibt." lächelte ich und sah dann wieder auf den Bildschirm. Mia kuschelte sich an meinen Arm und gemeinsam sahen wir uns die Inserate an. Viel sagte sie nicht, wie immer nach einer ihrer Sitzungen, desshalb quatschte ich einfach und kommentierte fast jedes Inserat. Wartete auf ein nicken oder kopfschütteln, speicherte die Inserate ab die auch ihr zusagten und genoss einfach ihre Nähe. „Wie war die Sitzung eigentlich?" fragte ich dann so beiläufig wie möglich. „Ganz gut." sagte sie nur, stand auf und ging in die Küche. Ich sah ihr nach bis sie aus meinem Blickfeld war und seufzte leise. Die Sitzungen taten ihr sicher gut und irgendwann auch die gewünschte Wirkung zeigen. Aber im Moment hasste ich diese Termine, denn Mia war dann immer genau so. Verschlossen und distanziert sobald ich sie drauf ansprach, ich durfte sie dann auch selten in den Arm nehmen. Ich stand dann ebenso auf und folgte ihr, sie stand vor der Kaffeemaschiene und liess ihren Kopf hängen. „Mia?" sagte ich dann leise und sie versuchte unauffällig eine Träne weg zu wischen. „Du kannst mir nichts vormachen." redete ich dann weiter und ging auf sie zu, stets bedacht, dass Mia vielleicht ausflippen könnte.

„Stop!" sagte sie dann und ich blieb sofort stehen. Langsam drehte sie sich zu mir und sah mich an. Ich sah Angst in ihren Augen und die Tränen die darin glitzerten. „Rede mit mir. Bitte!" musste ich diese Worte nach Monaten mal wieder aussprechen. Ich merkte wie Mia an mir vorbei sah und blickte ebenso in die Richtung. Es war meine Mutter die hinter mir stand und ebenso Mia ansah. „Sag es ihm!" sagte meine Mum bestimmt, aber dennoch einfühlsam. Was ist passiert? Was wusste meine Mutter was ich nicht wusste? Wieso redete sie mit allen nur mit mir nicht? Wieder stellte ich mir diese Fragen, ich hatte gehofft ich müsste dies nicht mehr tun. „Ich... ich hab einen Brief gekriegt." sagte sie und in mir zog sich alles zusammen. „Was für ein Brief?!" fragte ich und sah wieder zu meiner Freundin. Gab es eine weitere Stalkerin? „Vom Gericht." antwortete Mia mir und ich entspannte mich wieder etwas. „Ich muss zur Anhörung... und... SIE wird auch da sein." sagte Mia dann und begann zu weinen. Sie musste sich also ihrer Stalkerin stellen. „Schatz." sagte ich und ging langsam auf sie zu. Ich drehte fast durch, dass ich sie nicht einfach in meine Arme nehmen konnte. „Mia." murmelte ich und kam dann vor ihr zum stehen. „Wincent ich hab so Angst." schluchzte sie und schmiss sich regelrecht an meine Brust. Erleichtert schloss ich meine Arme fest um sie und drückte sie an mich. „Ich komme mit, dir wird nichts passieren. Es wird sicher nicht leicht, aber ich steh hinter dir." sagte ich leise. „Ich werde euch auch begleiten. Mia wir stärken dir den Rücken. Wir werden da sein. Wir sind eine Familie!" sagte dann meine Mama und die letzten vier Worte die sie aussprach brachten Mia nur noch mehr zum weinen. Ich zog meine Mum dann ebenso an mich und hielt die beiden Frauen fest im Arm. Nach einer Weile lösten wir uns dann wieder und meine Mama liess uns alleine. Noch immer hatte ich Mia nah bei mir und meinen Arm locker um sie gelegt. „Wann ist denn der Termin?" fragte ich und trocknete ihre Tränen. „In einer Woche." sagte sie und kuschelte sich wieder an mich. „Und wo?" fragte ich. „Neumünster." murmelte Mia und ich nickte leicht. „Wir schaffen das." sagte ich und hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf.

Mia ging dann nach oben und legte sich etwas hin. Sie tat mir jedesmal aufs Neue leid und ich musste wohl fürs erste einfach akzeptieren, dass sie so war wie sie war. Ich hoffte nur, dass das alles irgendwann abgeschlossen ist und sie wieder so leben kann wie davor. Wie damals als wir uns kennengelernt hatten. Sie war so gelöst, so entspannt und so cool. Und dann kam sie mit mir zusammen und es war ein einziger Horrortrip für sie. Ich strich mir übers Gesicht und liess mich mit dem Rücken gegen den Kühlschrank sinken. „Scheisse." murmelte ich und erschrack als meine Mum wieder da stand. „Was ist?" fragte sie und kam zu mir. „Mir ist grad klar geworden, dass wahrscheinlich ich an all dem..." begann ich, doch sie unterbrach mich. „Stop Wincent! Gib nicht dir die Schuld, was gewisse Menschen in Verbindung mit dir tun." sagte sie dann. „Aber Mum... Wenn ich nicht...", „Nein Wincent! Es ist nicht deine Schuld, wie es auch nicht Mia's Schuld ist." sagte meine Mama und zog mich in den Arm. Auch wenn ich nichts mehr sagte, hatte ich eine Last auf mir und es fühlte sich weiterhin an, als wäre das alles meine Schuld.

Nachdem ich mich auf verschiedene Inserate gemeldet hatte, ging ich dann ebenso nach oben und fand Mia schlafend im Bett. Vorsichtig legte ich mich zu ihr, doch sie schreckte hoch und sah mich an. „Ich bins nur." lächelte ich etwas und sofort rutschte sie dicht an mich und ich schloss meine Arme um sie. „Ich liebe dich Wincent. Und danke, dass du so für mich da bist." sagte sie leise und legte ihre Hand direkt auf mein Herz. Ich legte meine Hand auf ihre und drückte sie sanft gegen mich. „Das ist selbstverständlich. Ich würd alles für dich tun, nur damit es dir irgendwie besser geht." sagte ich leise und küsste ihren Kopf. Wir kuschelten beide etwas im Bett und hingen beide unseren Gedanken nach. Auf einmal klingelte mein Handy und ich sah eine unbekannte Nummer. Erst zögerte ich, doch dann setzte ich mich auf und ging ran. „Weiss?" meldete ich mich. „Guten Tag Herr Weiss. Sie haben sich vor ner Stunde auf ein Wohnungsinserat bei uns gemeldet. Wann hätten sie denn Zeit für eine Besichtigung?" fragte mich die Frau am anderen Ende. „Ähm.. Wow das ging jetzt schnell. Nach den Feiertagen?" fragte ich und wir einigten und auf den 28.12. Sie bestätigte mir den Termin und wir legten auf. „Was ist?" fragte Mia sofort, da sie hellhörig wurde als sie meine Reaktion bemerkte. „Wir können die erste Wohnung angucken gehen." lächelte ich und sah wie Mia's Augen begannen zu strahlen. „Echt?!" fragte sie und ich nickte. „Ahh ich freu mich!" strahlte sie und streckte sich zu mir und küsste mich. „Der nächste Schritt in unser gemeinsames Leben!" murmelte sie und liess sich auf meinen Schoss sinken. Ich erwiderte ihren Kuss zärtlich und strich mit meinen Händen über ihre Beine. Ihre ganze Angst auf den bevorstehenden Gerichtstermin war verflogen und Mia wirkte glücklich und entspannt, was sich auch im Kuss wiederspiegelte den sie mir gab.

Wincent Weiss - Ich krieg nicht genug von Dir!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt