Kapitel 53

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Wincent

In ein paar Minuten würde ich Mia nach einer Woche Bandproben wieder in die Arme schliessen können. Ich liebte meinen Job nach wie vor, das heisst auch all das was demnach alles dazugehörte. Aber seit ich Mia an meiner Seite hatte, liebte ich es auch wieder nach Hause zu kommen. Ich wusste, da würde jemand auf mich warten, der mich vermisst hatte. Da würde jemand sein, der sich freute, dass ich wieder nach Hause kam. Jemand, den ich liebte und ich es kaum erwarten konnte wieder zusehen. Ja es hatte sich alles verändert seit ich mich, vor etwa zwei Jahren in Mia verliebt hatte. Ich bog in unsere Strasse ein und von weitem sah ich mein zu Hause. Ich drückte den Fuss etwas kräftiger aufs Gas und fuhr so schneller, als die erlaubten 30 durch unser Quartier. Ich wollte nun einfach nur noch zur Haustür rein und Mia in den Arm nehmen. Mann wie sollte das noch werden wenn ich auf Tour bin? Wenn ich sie länger als eine Woche nicht seh? Ich kann es nach einer Woche kaum erwarten. Wie wird es nach vier oder fünf Wochen sein? Egal, darüber konnte ich mir Gedanken machen, wenn es dann so weit war. Jetzt wollte ich einfach nur noch zu meiner schwangeren Freundin. Ich parkte das Auto in der Garage und ging dann zur Haustüre und wollte sie gerade öffnen, als sie von innen aufgemacht wurde. Ich hob meinen Blick und sah in das  lächelnde Gesicht meiner Freundin. „Wincent!" sagte sie und strahlte mich an. „Hey mein Liebling." lächelte ich, betrat das Haus und nahm sie fest in den Arm nachdem ich die Tür geschlossen und  meine Tasche abgestellt hatte. Ich schloss meine Arme fest um sie und Mia kuschelte sich dicht an meine Brust. Ich hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf und legte meinen auf ihren. Wir standen eine Weile so da und hielten uns einfach fest. Ich spürte dann eine leichte Regung von Mia und sah zu ihr. „Hab dich vermisst." lächelte sie mich an und ich musste ebenso lächeln. „Ich dich auch." sagte ich und küsste sie dann sanft.

Mia nahm dann meine Tasche und sah mich an. „Ich mach mal deine Wäsche. Im Kühlschrank ist noch eine restliche Portion vom Mittagessen, falls du Hunger hast." sagte sie und ging dann ins Badezimmer wo wir die Waschmaschiene stehen hatten. „Okei." sagte ich und mein Magen knurrte unüberhörbar. Ich öffnete den Kühlschrank und schmunzelte. Eine restliche Portion? Da war ein Teller, mit einem Stückfleisch, Gemüse und etwas Nudeln schön angerichtet. Ich lächelte leicht und nahm den Teller, Mia hatte einfach eine zweite Portion für mich gemacht, weil sie wusste, dass ich wahrscheinlich vor Hunger sterben werde wenn ich heim kommen würde. Der Klang der Mikrowelle holte mich aus meinen Gedanken und ich schnappte mir den Teller und setzte mich an den Tisch. Ich begann zu essen und tippte nebenbei etwas auf dem Handy rum. Ich hörte dann wie Mia zurück kam und musste leicht grinsen, als sie hinter mir vorbei ging und ihre Finger über meinen Nacken gleiten liess. Sie berührte mich immer irgendwie wenn sie hinter mir durch ging. Sei es am Rücken, am Nacken, Arme, Hände. Egal wo, eine kurze Berührung war immer da und ich liebte es!

„Ich hab letzte Woche Shayenne im Einkaufszentrum getroffen..." sagte Mia und setzte sich hin. „Ja?" meinte ich und sah sie abwartend an. Bitte, lieber Gott, lass Mia nun nicht sagen dass ein Junge dabei war. „Sie hat mich gefragt wann wir mal wieder vorbei kommen. Du fehlst ihr." sagte sie und ich war wirklich erleichtert. Ich legte die Gabel hin und trank einen Schluck Cola. „Und heute hat sie mir wieder geschrieben, ob ich dich nicht vielleicht dazu überreden kann, heute noch vorbei zu kommen." schmunzelte sie etwas. Ich grinste leicht und begann weiter zu essen. „Von mir aus können wir nachher gehen, wenn du willst." sagte ich und Mia nickte. „Sie würde sich wirklich freuen." antwortete Mia und trank ihren Tee. „Ist bei dir alles in Ordnung?" fragte ich als ich den Tee sah. Mia trank selten Tee und wenn dann mur, wenn sie sich nicht wohl fühlte. „Ja alles gut." sagte sie und ich deutet auf ihren Tasse.  „Und warum trinkst du dann Tee?" fragte ich und sah sie an. „Ich kann dir nichts vormachen oder?" schmunzelte sie etwas. Ich schüttelte nur den Kopf und stellte den leeren Teller in die Geschirrspülmaschiene und drehte mich wieder zu ihr. Abwartend sah ich sie an. „Ach halb so wild. Ich hab die letzten beiden Nächte nicht so gut geschlafen. Vielleicht brüte ich was aus." sagte sie und ich musterte sie genau. „Müssen wir zum Arzt?" fragte ich und sah sie an. Doch Mia winkte ab und schüttelte den Kopf, war ja klar. „Sag mir einfach wenn ich dir irgendwie helfen kann." sagte ich, ging zu ihr und küsste sie sanft. „Ich geh mal kurz duschen und dann können wir gehen." sagte ich und verschwand nach oben.

Bei meiner Mum angekommen, klingelte ich kurz und betrat dann das Haus. „Mama? Shayenne?" rief ich und wir blieben beim Eingang stehen. „Wincent!!!" hörte ich dann Shay und wir gingen mehr ins Haus rein. Sie kam um die Ecke und blieb erst mal kurz stehen. Sie lächelte mich an und flog dann direkt in meine Arme. Wie sehr ich meine kleine Schwester doch liebte. Ich drückte sie fest an mich und hielt sie einen Moment in den Armen, ehe ich sie los liess und sie zu Mia ging. Meine Mum hatte Mia bereits begrüsst und nahm mich nun in den Arm. „Kommt rein, ich wollte mir grad einen Kaffee machen." sagte meine Mama und wir folgten ihr. „Für mich keinen Kaffee bitte." sagte Mia dann und ich schmunzelte. „Bist du krank? Du trinkst sonst immer nen Kaffee mit uns." sagte meine Mutter und musterte Mia. „Sie fühlt sich heute nicht so wohl." sagte ich schnell und Mia nickte sofort. Eigentlich wollten wir meiner Mum und Shayenne, die tolle Neuigkeit ja auch überbringen. Aber wir wollten das bei uns zu Hause machen, bei einem gemütlichen Abendessen und mit zwei kleinen Geschenken für die beiden. Desshalb sagten wir heute noch nichts. Es sollte eine schöne Überraschung werden und Mia und ich hatten auch den Plan schon. Für beide wollten wir ein Babybody bedrucken auf dem steht: ‚Du wirst Oma' oder ‚Du wirst Tante'. Aber das wollten wir erst die Tage machen und sie fürs nächste Wochenende einladen. Und dazu wollte ich sie nun fragen.

„Habt ihr nächstes Wochenende schon was vor? Wir würden euch gerne zum Abendessen einladen." sagte ich und sah meine Mum und Schwester an. Gerade wollten sie mir antworten als Mia neben mir leise aufstöhnte, mit dem Stuhl zurück rutschte und sich mit den Armen vor dem Bauch vorn über beugte. „Mia?" sagte ich und sah sie verwirrt an. „Was ist los?" fragte ich und legte meine Hand auf ihren Rücken. „Ich hab so Bauchschmerzen." keuchte sie. „Brauchst du einen Arzt?" fragte ich und sah sie besorgt an. „Nein. Ich komm gleich wieder."

Murmelte sie, stand langsam auf und ging in gebeugter Haltung auf die Toilette. Sie musste ziemliche Schmerzen haben, denn sie stöhnte immer wieder leise auf, auf dem Weg ins Bad. Shay, Mum und ich sahen uns überrascht an und in meinem Kopf begannen die Gedanken zu kreisen. Ich holte mein Handy hervor und wollte grad googeln als ich meinen Namen hörte. Heftig zuckte ich und auch meine Familie zusammen. Denn er wurde nicht einfach so gerufen. Mia schrie meinen Namen und ich hörte die Panik in ihrer Stimme. „Was ist los?!" fragte Shayenne und ich sprang ohne zu antworten auf und rannte zum Bad. Ich riss die Tür auf und da lag Mia zusammen gekauert auf dem Boden, weinend vor Schmerzen und ihre Hose war getränkt mit Blut. „Mia!!!" schrie ich ebenso auf und das veranlasste meine Mum und Shayenne, ebenso zu uns zurennen. Ich kniete neben Mia und drehte sie zu mir. Gebeugt vor Schmerz lag Mia in meinem Arm und meine Familie sah geschockt zu uns. „Wir müssen ins Krankenhaus!" sagte ich hektisch und mir war speiübel. Erstens weil Mia wimmerte vor Schmerz und weil ich noch nie so viel Blut gesehen hatte. „Mum!" rief ich dann laut und sie und Shay erwachten aus ihrer Schockstarre. „Wincent was ist los?!" fragte meine Mutter und ich hob Mia langsam und vorsichtig hoch. „Wir wollten es euch eigentlich am nächsten Samstag sagen! Mia ist schwanger!" sagte ich hektisch, aber irgendwas in mir drin schmerzte als ich ich es aussprach.

Mir war es egal, dass ich das ganze Blut an mir kleben hatte. Ich wollte einfach nur noch ins Krankenhaus. Mit einem Handtuch umwickelt, was eigentlich vergebens war, legte ich Mia auf die Rückbank vom Auto meiner Mutter. Ich setzte mich zu ihr und hielt sie fest, während meine Mutter das Auto fuhr und Shay im Krankenhaus anrief. Ich strich Mia durchs Haar und flüsterte leise, jedoch mit wenig Hoffnung: „Es wird alles gut."

Wincent Weiss - Ich krieg nicht genug von Dir!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt