Wincent Weiss - Ich krieg nicht genug von Dir!

Kapitel 21

Wincent

Ich konnte es kaum glauben, als ich sah wer Mia's Stalkerin war. Ich kannte sie, ja das tat ich und wenn ich dran dachte, dass sie wahrscheinlich nachher nur zugerne alles erzählen wird woher wir uns kannten, wurde mir schlecht. „Woher kennen sie Herr Weiss?" wurde der Stalkerin dann genau diese Frage gestellt. „Ich habe ihn in Hamburg vor 3 Jahren kennengelernt." sagte sie und sah zum Richter. „In welcher Verbindung standen oder stehen sie zu ihm?" kam dann schon die nächste Frage. „Wincent und ich waren auf dem besten Weg ein Paar zu werden." sagte sie dann und ich schloss kurzzeitig meine Augen. Nun war es also raus. Ich sah zu Mia, vesuchte irgendwie einen Blick von ihr zu erhalten, doch sie ignorierte mich. Als sie sich auch noch meiner Berührung entzog, wäre ich am liebsten aufgestanden und mit ihr gegangen. Ich wollte nicht, dass sie hörte was Steffi, ihre Stalkerin zu erzählen hatte. „Auf dem besten Weg?" fragte der Richter nach. „Ja. Wincent und ich verbrachten eine wunderschöne Zeit zusammen. Er kam immer zu mir und es fühlte sich jedesmal so gut an wenn er da war. Wenn er mich küsste, hatte ich jedes Mal das Gefühl zu schweben und wenn...", „Das tut hier nichts zur Sache oder?!" platze es dann aus mir heraus und stand auf. Ich wollte nicht, dass sie Mia auf die Nase band wie toll sie es fand. Das wusste Mia alles selber, sie erfuhr das alles an ihrem eigenen Körper quasi. „Herr Weiss ich bitte sie ruhig zu bleiben und setzen sie sich wieder hin. Bitte keine weiteren Unterbrechungen." weiste mich der Richter zurecht und ich liess mich wieder auf den Stuhl sinken. Mia sah mich noch immer nicht an. „Aber Herr Weiss hat recht. Was zwischen euch war wenn er bei ihnen war, geht uns nichts an und ist nicht relevant. Ich stelle die Frage anders. Warum ging es auseinander?" sagte der Richter. Steffi schwieg einen Moment und sah mich an, dann wandte sie ihren Blick zu Mia und dieser verfinsterte sich. Dann sah sie wieder zum Richter und hatte wieder einen normalen Blick drauf. „Wincent hatte dann die Notbremse gezogen. Er sagte er habe zu wenig Zeit für mich. Dass er sich nicht so viel Zeit freischaufeln konnte, die ich gerne mit ihm haben wollte. Ja ich bin ein Mensch der seinen Partner so oft wie möglich bei sich haben will und Zeit mit ihm verbringen möchte. Nur war das anscheinend für Wincent nicht möglich."

Es wurde alles notiert was sie sagte und der Richter schwieg einen Moment. „Und dann ist er mit Frau Schröder zusammen gekommen und das fanden sie nicht gut?" fragte er und Steffi's Gesicht wurde hart und eiskalt. „Nein! Natürlich nicht! Für sie hatte er die Zeit und für mich nicht? Ich hatte kurz davor noch versucht ihn zurück zubekommen und da war er sich noch nicht sicher, da er ja grad auf Sommertour war und keine Zeit hatte. Aber dann war die da auf einmal anwesend." sagte sie und deutete auf Mia. In meinem Augenwinkel sah ich wie Mia zusammenzuckte als Steffi auf sie deutete. Ich strich Mia über den Rücken um ihr zu zeigen, dass ich da war, aber sie versteifte sich richtig also zog ich meine Hand wieder zurück. „Ach ja Mia?!" sprach sie dann meine Freundin direkt an. Diese reagierte sofort und blickte Steffi an. „Ja?" sagte sie und ich sah zwischen beiden hin und her und blieb dann an der Stalkerin hängen. „Dein Lieblingslied ist ‚Auf halbem Weg' nicht wahr?" sagte sie und Mia nickte. „Steffi!" sagte ich dann und sah sie an. Mia sah zu mir und dann wieder zu ihr. „Nein Wincent, das soll sie nur wissen." sagte Steffi und sah wieder zu Mia. „Dein Freund, hat diesen wunderschönen Song für mich geschrieben." grinste sie Mia an. Mein Blick ging zu Mia und diese starrte Steffi an. „Und ganz ehrlich! Mich würde das stören wenn mein Freund ständig Songs über seinen One Night Stand singt und über seine Ex! Vielleicht hat er sie ja doch noch nicht vergessen und hängt noch an ihr!" grinste sie nun echt fies zu Mia. „Das reicht!" mischte ich mich wieder ein. „Herr Weiss! Ruhe!" hörte ich den Richter wieder, aber erneut gab er mir recht. „Es reicht wirklich. Wir brechen hier ab ihre Anhörung wird zu späterer Zeit fortgesetzt!" sagte der Richter bestimmt und deutete an, dass sie Steffi wieder mit nehmen konnten. Sie wurde abgeholt, musste aber leider genau an uns vorbei. Mia stand automatisch auf und ich ebenso. Vor uns schaffte es Steffi das sie stehen blieben und sie starrte Mia an. „Du hast ihn nicht verdient! Du hast mir Wincent weggenommen! Ich hasse dich und ich werde..." doch weiterreden konnte sie nicht, sie wurde unterbrochen und die Männer zogen sie raus. Mia stand komplett erstarrt da und ich stellte mich dichter hinter sie. „Schatz?" sagte ich leise und legte meine Hand auf ihre Schulter. Sofort brach sie in Tränen aus und verliess fluchtartig den Raum.

Natürlich folgte ich ihr und erblickte sie, wie sie in den Armen meiner Mama lag. Ich ging schnell zu den beiden und legte meine Hand auf Mia's Rücken. „Hey..." sagte ich leise und meine Mum übergab mir Mia und ich schloss sie fest in meine Arme. Sie wehrte sich nicht, sie klammerte sich aber auch nicht an mir fest. Sie liess es einfach nur zu, dass ich sie hielt und weinte. „Ich will nach Hause." murmelte sie dann und löste sich von mir. Beim Auto angekommen setzte ich mich zu ihr auf die Rückbank. Es war ziemlich ruhig auf der Rückfahrt, nur das Radio war das Einzige welches Töne und Klänge von sich gab. Immer wieder sah ich zu Mia, in ihrem Kopf arbeitete es auf hochtouren und ich wusste, dass sie über die Worte von Steffi nachdachte. „Tu das nicht." sagte ich dann leise zu ihr und sie sah endlich in meine Richtung. „Was?!" wollte sie wissen. „Drüber nach zudenken was Steffi gesagt hat." antwortete ich. „Können wir sie bitte weiterhin meine ‚Stalkerin' nennen? Ich will keinen Namen verwenden für sie!" sagte Mia kalt und ich sah sie überrascht an. So kannte ich sie gar nicht. Ich wusste, dass sie ein Dickkopf war und sie hitzige Diskussionen und kleine Auseinandersetzungen mit mir brauchte, aber so hatte ich sie noch nie gesehen.

Zurück in Eutin verschwand sie sofort nach oben, nachdem sie sich bei meiner Mama bedankt hatte. „Mia!" rief ich und folgte ihr. Ich musste nun wirklich mit ihr reden, es machte mich ansonsten wahnsinnig. Ich stieg die Stufen hoch und als ich im Zimmer angekommen war, stand Mia vor dem Kleiderschrank und sah sich ihre Klamotten an und hatte angefangen auszusortieren. „Was machst du da?" fragte ich sie. „Ich räum meinen Schrank auf." antwortete sie mir, doch sie drehte sich nicht um. „Mia wir müssen reden!" sagte ich dann einfach und ging auf sie zu. „Ich möchte grad nicht reden." sagte sie etwas abweisend.  „Mia, bitte. Lass mich dir das mit Steffi erklären." sagte ich und dann hielt sie kurz inne und drehte sie sich um. Ihr Blick liess mich stoppen und ich sah sie an. „Erstens sagte ich, nenn sie nicht bei ihrem Namen. Zweitens, was willst du mir erklären? Die Beziehung zu ihr, die du hattest? Oder dass sie recht hatte in dem was sie beim Gericht sagte?!" sagte Mia laut. Ihre Fassade begann zu bröckeln und sie liess alles raus. „Womit soll sie recht gehabt haben?" fragte ich Mia verwirrt. „Na dass mit Yvonne!" sagte sie energisch. Mia glaubte den Worten ihrer Stalkerin und wahrscheinlich wars genau das, was diese auch wollte. Absichtlich hatte sie das Mia gesagt, ihr war bewusst, dass Mia im Moment psychisch nicht stark genug war und sie alles verunsicherte. „Mia nein! Tus nicht, glaub nicht den Worten deiner Stalkerin! Du weisst genau, dass ich DICH liebe und nicht mehr Yvonne!" sagte ich. „Woher soll ich wissen, dass du mich nicht anlügst?! Ich habs doch Abend für Abend gesehen! Wie du gelitten hast als du Pläne gesungen hast. Ich bin nicht dumm, Wincent! Ich habe es doch bei jedem beschissenen Song gesehen, wie du sie im geiste vor dir hattest! Wie du die Hand nach ihr ausgestreckt hast! Denkst du echt ich bin so blöd?! Sag mir doch einfach wenn du noch nicht über sie hinweg bist! Ich will nicht die ewige Nummer zwei sein. Ich hab es satt dass du allen Frauen die du hattest einen Song schreibst. Sogar deinen One Night Stands widmest du Songs! Und was krieg ich?! Eine beschissene Stalkerin ist alles was ich kriege!" schrie sie mich mittlerweile an. Ich wusste eigentlich, dass sie nichts davon was sie sagte ernst meinte. Dass es ihr in Kürze leid tun würde, dass sie in den letzten Monaten so viel Scheisse durchmachen musste und nun wahrscheinlich ein weiterer Zusammenbruch kam und sie eigentlich nichts dafür konnte. Aber  gerade eben trafen mich diese Worte hart und mitten in die Fresse.

Ich konnte nichts sagen. Ich sah sie nur an, sie stand stinksauer da. Und ich? Ja, ich auch! Diese Worte waren eindeutig nicht die von Mia, sie sprach sie zwar aus, aber ich wusste, dass das hier alles Steffi angerichtet hatte. „Ist das dein ernst?!" schrie nun auch  ich sie an. Das Fass war nun auch bei mir übergelaufen und Mia und ich funkelten uns an. Steffi hatte es erneut geschafft, das wir uns stritten. „Du denkst echt ich liebe immer noch Yvonne? Oder schreibe viel lieber Songs über Verflossene oder One Night Stands als über dich?!" ich konnte mich nicht mehr zurückhalten, auch ich liess meine Wut über Steffi an Mia aus, wie Mia ihre Wut über sie an mir aus liess. „Als ich diese Songs geschrieben habe, kannte ich dich noch nicht mal und das weisst du!" ich war zum zerreissen angespannt und hatte meine Fäuste geballt. „Wenn du unbedingt einen Song haben willst, dann sag mir das doch! Ich könnte innert Minuten hunderte Songs über dich schreiben! Aber wahrscheinlich wären auch die nicht gut genug für dich, weil du einfach im Moment nur das schlechte siehst!" brüllte ich. „Ich will deine scheiss Songs nicht!" schrie sie zurück und mir wurde es langsam echt zu viel. „Nur wegen dir steck ich in dieser ganzen Scheisse!" sagte sie dann und funkelte mich an. Wow, das war einer zu viel. Ich sah sie wahrscheinlich genau so sauer an wie sie mich. „Leck mich!" war das Einzige was ich zu ihr sagte und verliess dann unser Zimmer. Ich zog mir die Schuhe an und nahm meine Jacke und verliess das Haus mit knallender Tür!