Kapitel 54

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Mia

Endlich war Wincent wieder zu Hause und wir besuchten seine Familie mal wieder. Wir sassen alle gemütlich am Tisch und unterhielten uns. Also eigentlich unterhielten sich Wincent, Shay und Angela. Ich sass daneben und merkte wie ich wieder Bauchschmerzen kriegte. Jedoch wurden die Schmerzen innert Sekunden immer schlimmer und ich hatte richtige Krämpfe. „Aahh." stöhnte ich leise auf und hatte so natürlich sofort die Aufmerksamkeit der anderen. Ich rutschte mit dem Stuhl zurück und beugte mich vornüber, mit meinen Händen fest auf den Bauch gepresst. Ich hatte Schweissausbrüche und die Schmerzen wollten einfach nicht weniger werden. „Mia?" sagte Wincent. „Was ist los?" fragte er und legte seine Hand auf meinen Rücken. „Ich hab so Bauchschmerzen." keuchte ich und kniff meine Augen fest zusammen. „Brauchst du einen Arzt?" fragte er sofort und sah mich besorgt an. „Nein. Ich komm gleich wieder." murmelte ich, stand langsam auf und ging in gebeugter Haltung zum Bad. Die Schmerzen hörten einfach nicht auf und langsam spürte ich wie sie in den Rücken zogen und wie auch meine Beine anfingen zu schmerzen. Ich hatte gerade die Tür geschlossen als ich merkte wie meine Hose an meinen Beinen klebte. Ich hielt mich am Waschbecken fest, da meine Beine richtig weh taten und sah an mir runter. Meine Hose war blutig und es hörte nicht auf. „Nein.... Nein.." sagte ich sofort. Mir wurde schlecht und ich hatte das Gefühl in dem Moment wurden die Schmerzen immer mehr. Ich geriet in Panik und bevor mich die Schmerzen zu Boden zwangen schrie ich nach meinem Freund! „WINCENT!"

Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und liess mich zu Boden gleiten. Die Krämpfe hörten nicht auf. Ich kriegte nur noch am Rand mit, wie Wincent im Bad auftauchte, meinen Namen schrie und dann zu mir kam. Das Nächste an was ich mich erinnern konnte war, dass wir im Auto waren und Wincent mir immer wieder sagte, dass alles gut wird. Ich wusste, dass nichts gut werden würde also weinte ich einfach nur still vor mich hin. Dann waren wir endlich im Krankenhaus, meine Augen hatte ich geschlossen. Ich wollte nicht hier sein, ich wünsche mir, dass alles nur ein Traum war. Ich wurde auf einer Liege reingefahren, Wincent und seine Familie waren ständig in meiner Nähe. Doch dann wurden wir getrennt, sie durften nicht mit in den Behandlungsraum und ich spürte nur kurz Wincents Hand die meine hielt und seine Lippen die mir einen Kuss auf die Stirn hauchten. „Ich liebe dich." waren seine Worte, die ich aber nur im Unterbewusstsein mitkriegte. Die Ärzte und Schwestern stellten mir Fragen, die ich irgendwie beantwortete. Ich hörte irgendwie gar nicht bewusst hin, doch gab einfach automatisch Antwort. Meine Gedanken kreisten um das Baby. Ich wusste ich hatte es verloren, bei solchen Schmerzen und Blutungen konnte das nichts anderes heissen. Ich wusste nicht wie lange die Untersuchung dauerte, ich hörte dann nur am Rand die leisen Wortefetzen eines Arztes zu der Schwester und dann das schlimme Wort ‚Fehlgeburt'. Sie informierten mich dann auch sofort drüber und die Bestätigung traf mich wie eine Faust ins Gesicht. Ich begann wieder zu weinen und es schüttelte mich regelrecht durch. Ich hatte Wincents Baby verloren, er würde mir das nie verzeihen.

„Wir geben ihnen etwas zur Beruhigung." hörte ich die Worte einer Krankenschwester. Es war mir egal, von mir aus konnten sie mir eine Betäubung geben, ich wollte das alles nicht mehr spüren. Ich wurde dann in ein richtiges Bett gelegt und langsam aus dem Raum gefahren. Ich hatte meine Augen offen und erkannte dann den Arzt der bei Wincent, Angela und Shayenne stand. Er hatte ihnen gerade die traurige Nachricht überbracht und ich sah wie Wincent auf dem Stuhl zusammen sank, seine Ellbogen auf den Knien abstütze und sein Gesicht in seinen Händen vergrub. Ich sah wie Angela sich zu ihrem Sohn setze und ihn in die Arme nahm. Wincent weinte und das zerbrach mir das Herz. Ich liess dann meinen Blick zu Shay wandern die mich ansah und traurig zuwinkte. Ich konnte diesen Anblick nicht ertragen und wandte den Blick von den drei ab. Ich war froh, als ich in einem abgedunkelten Einzelzimmer meine Augen wieder öffnete. Die Schmerzen waren nicht mehr so schlimm, dank den Medikamenten. Sie sagten mir bereits, dass ich noch ein paar Tage Schmerzen haben würde und Blutungen. Und irgendwas von einer Ausschabung, keine Ahnung. Ich drehte mich vorsichtig auf die Seite, kauerte mich zusammen und starrte einfach an die Wand.

Ich wusste nicht wie lange ich alleine war, aber irgendwann hörte ich wie die Tür aufging und jemand rein kam. Ich drehte mich nicht zur Tür sondern blieb einfach weiter so liegen. Jemand stellte sich dann in mein Sichtfeld und strich mir sanft über die Wange. Es war Wincent, das wusste ich. Aber ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, ich hatte sein Baby verloren, er musste mich hassen. „Hey." hörte ich dann leise, seine sanfte Stimme und er kniete sich nebens Bett damit er mich ansehen konnte. Meine Augen waren gerötet und verquollen, doch ich erwiderte seinen Blick. „Mia." sagte er leise und da begann ich wieder zu weinen. „Es tut mir leid. Ich wollte das nicht." schluchzte ich und zog mir die Decke übers Gesicht. „Schatz nein! Du kannst nichts dafür." hörte ich Wincents Worte und spürte wie er mich etwas zur Seite schob. Ich hörte wie seine Schuhe auf den Boden fielen und dann spürte ich seinen Körper an meinem und wie er mich fest in die Arme nahm. „Es ist nicht deine Schuld." flüsterte er und strich mir sanft durchs Haar. „Ich hab dein Baby verloren. Deinen grössten Wunsch zerstört." flüsterte ich. Wincent drückte mich noch mehr an sich und hielt mich einfach fest. „Wir wussten, dass das passieren kann. In den meisten Fällen geschieht das. Es war einfach ein riesen Schock, wie es passiert ist." sagte Wincent leise und hob meinen Kopf an, damit ich ihn endlich richtig ansah. Seine Augen wirkten traurig, aber vor allem besorgt. „Auch wenn wir das Baby verloren haben, wir geben nicht auf! Wir haben viel zusammen gemeistert und werden auch das schaffen hörst du?" sagte er und sah mich an. „Du hasst mich nicht?" fragte ich leise und schon als ich diese Frage stellte kam ich mir blöd vor. Wincent sah mich einen Moment an. „Warum fragst du mich das immer wieder. Mia ich liebe dich und nichts kann das ändern. Du bist mein ein und alles, meine Welt!" sagte er und legte seinen Kopf an meinen. Mir liefen wieder einzelne Tränen über die Wange und ich schloss die kleine Lücke zwischen uns und küsste ihn.

Wincent blieb noch eine Weile so bei mir liegen, bis er dann kurz Angela und Shayenne herein holte. Sie drückten mich sanft und redeten mir gut zu. Ich wusste, dass es eine Fehlgeburt geben könnte. Ich war auch erst in der 9. Woche und hatte noch keine grosse Bindung zum Baby. Aber dennoch war es hart und es tat mir vor allem für Wincent leid. Vielleicht waren die leichten Bauchschmerzen die ich die letzte Woche hatte kleine Warnzeichen und ich hab sie einfach ignoriert? Wincent und ich hatten dann noch ein kleines Gespräch mit dem Arzt und er sagte mir, auch wenn ich sofort gehandelt hätte und bei den kleinsten Anzeichen zum Arzt wäre, eine Fehlgeburt kann man nicht verhindern. Das geschieht einfach und kann nicht geheilt werden. Da ich sehr viel Blut verloren hatte und die Blutung noch immer anhielt, auch wenn nicht mehr so stark, wollten sie mich eine Nacht hier behalten. Wincent war nicht glücklich drüber, denn er wäre am liebsten bei mir gelieben, aber das ging nicht. Ich konnte ihn dann irgendwann überreden nach Hause zu gehen. „Ich werd ne halbe Stunde vor deinem Eingriff bei dir im Zimmer stehen!" sagte er dann. Ich wollte protestieren, weil um halb 9 eigentlich noch gar keine Besuchszeiten waren. Aber ich hatte grad keine Kraft dazu und nickte nur. „Ich liebe dich, Süsse. Ich hoff du kannst etwas schlafen." sagte er dann leise und gab mir einen Kuss und verliess mit seiner Mutter und Schwester mein Zimmer und dann war ich allein. Ich legte meine Hand auf den Bauch, dachte an den Termin den ich morgen früh hatte um die Gebärmutter ‚sauber' zu machen und seufzte leise. Ich war traurig und es fiel mir schwer drüber nach zudenken, dass das Baby nun einfach weg war. Ich hatte mich so sehr gefreut.

Wincent Weiss - Ich krieg nicht genug von Dir!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt