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Zuhause erwartete ihn genau das, was er bereits erwartet hatte und wovor die Nachrichten seines kleinen Bruders ihn schon gewarnt hatten. Seine Mutter wartete in der Küche, ihr Gesichtsausdruck zeigte wie verärgert sie war, doch auch Besorgtheit lag in ihrem Blick. Die Frau war eigentlich immer freundlich, auch zu ihren Kindern und Streit gab es in ihrer Wohnung selten, außer Min-Jae und Jimin kämpften um das letzte Stück Torte. Außerdem war sie, um einiges lockerer war als andere Mütter, was sie bei ihren eigenen Kindern sehr beliebt machte, aber die anderen Eltern nur die Augen verdrehen und auf sie hinabblicken ließ. Schon lange hatte sich es aufgegeben, sich mit den anderen Eltern abzugeben.
Aber wenn sich die Frau Sorgen machte, besonders um ihre Kinder war Schluss mit lustig und genau das war jetzt der Fall. Alles was sie wusste war, dass Jimin draußen unterwegs war, obwohl er doch eigentlich krank war. Das bedeutete, entweder hatte dieser sie angelogen oder er war für mehrere Stunden in der Kälte, obwohl er doch eh schon krank war. Und sie wusste selbst nicht, was schlimmer war. Natürlich wollte sie nicht, dass ihr Sohn sich etwas ernsteres einfing. Dennoch war Ehrlichkeit ihr sehr wichtig und sie war der Meinung diese auch durchaus von ihren Kindern verlangen zu können. Immerhin war sie keineswegs streng und erlaubte den Jungs sehr viel Blödsinn, solange die beiden sicher waren und sie keinen von beiden von der Polizeiwache abholen musste. Beide durften auf Partys und auch in Maßen trinken, wichtig war nur, dass sie davon wusste. Jetzt wusste sie nichts und das sollte sich ändern. Ihr zorniger Blick forderte Jimin auf zu erklären.

Nur blöd, dass Jimin keine Ahnung, wie er seine Abwesenheit erklären sollte oder was er ihr überhaupt erzählen wollte. Um nicht zu lange zu überlegen und sich damit noch verdächtiger zu machen, beschloss er mit der Halbwahrheit herauszurücken. Er erzählte von einem Freund, den er vor kurzem kennengelernt hatte, meinte dabei natürlich Yoongi. Er erzählte von dessen kleiner Schwester und dass er sie heute im Park getroffen hatte, als er nur einen kurzen Spaziergang an der Luft machen wollte. Und er erzählte, wie er zusammen mit dem Mädchen im Sandkasten gespielt hatte und dann noch der Freund wieder auftauchte und sie gemeinsam Kuchen aßen. Den Rest ließ er weg. Von dem was danach passiert war, musste seine Mutter nicht unbedingt wissen, genauso wenig wie von sämtlichen Details, die Yoongi und Jimins Zusammentreffen betrafen oder die Schnitte auf den Unterarmen des Jüngeren.

Die Frau erkannte jedoch selbst, dass ihr Sohn ihr nicht alles erzählte und nachdem er auch nach mehreren neugierigen Fragen schwieg und nichts weiteres über Yoongi erzählte, ließ die Frau es schließlich sein. Stattdessen dichtete sie sich selbst etwas zusammen und kam dabei auf Ideen, die Jimin ziemlich absurd finden würde, wenn er sie hörte. Der folgende Satz, der den Mund der Frau verließ, als Jimin bereits aufstand und dabei war die Küche zu verlassen, ließ ihn aber schon vermuten, was seine Mutter sich einbildete: „Bring ihn doch einmal zum Abendessen mit." Eigentlich schrie alles in ihm danach, ihr zu widersprechen und klarzustellen, dass nichts zwischen Yoongi und ihm lief. Allerdings hielt er dann doch inne, der Grund dafür war der Gedanke, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nichts bringen würde. Denn wenn seine Mutter mal von etwas überzeugt war, war es so gut wie unmöglich, sie von diesen Gedanken abzubringen. Außerdem war sich Jimin zwar sicher, dass zwischen ihnen Beiden nichts lief, aber jetzt -wenn er nur ein bisschen darüber nachdachte- war er sich nicht sicher, ob er sich das vielleicht wünschen würde. Schließlich beließ er es bei einem Augenverdrehen und ging nun wieder nachdenklich gestimmt in sein Zimmer.

Oben angekommen machte er sich erst einmal im Badezimmer fertig, bevor er sich auf sein Bett fallen ließ. Seine Gedanken wanderten wieder zu Yoongi und der Frage, ob er vielleicht wirklich etwas für den Älteren empfand. Aber dann fiel ihm auch gleich wieder ein, was gestern passiert war und dass er das immer noch erklären musste. Bevor das nicht passiert war, musste er sich auch gar nicht überlegen, ob da etwas mehr, etwas Engeres entstehen könnte. Dafür war die jetzige Situation viel zu kompliziert. Dennoch wollten seine Gedanken sich nicht so schnell von dem Jungen mit asch-braunem Haar lösen und er holte sein Handy aus der Tasche des Kapuzenpullis der am Boden vor seinem Bett lag. Dabei fiel ihm wieder die Telefonnummer seiner neuen Begegnung ein und er holte den kleinen Notizzettel gleich mit heraus, um die Nummer einzutippen. Nur wenig später blickte er auf den nun neu eingespeicherten Kontakt und überlegte fieberhaft, ob er diesem nun auch schreiben sollte.

Hoseok war echt freundlich heute und machte allgemein einen sehr sympathischen Eindruck, das war es nicht, was Jimin zögern ließ. Nein, Jimins altbekannte Unsicherheit und Angst machte sich wieder bemerkbar. Der Junge war sich nicht einmal sicher, ob Hoseok die Notiz ernst meinte. Vielleicht sah ich nur total jämmerlich aus und er hatte Mitleid, reflektierte er selbstkritisch seinen Aufenthalt in Café. Möglicherweise war das nur Mitleid und reine Höflichkeit von Hoseok gewesen. Verunsichert biss der Junge mit den pfirsich-farbenden Haar, klickte aber trotzdem auf den Chat mit dem Älteren, der bis jetzt noch leer war. Er tippe sogar auf der Tastatur seines Handys herum und schickte kurz später eine Nachricht ab, wenig später bereute er es jedoch sofort wieder. Bevor er aber gleich wieder ins Unendliche grübeln könnte und noch viel mehr Entscheidungen in seinem Leben bereuen könnte, schüttelte er entschlossen den Kopf. Selbst wenn Hoseok nur höflich sein wollte, auf dem Zettel stand Jimin solle ihm eine Nachricht schreiben und würde er das nicht machen, wäre das doch von Jimin unhöflich.

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Bitte entschuldigt meine längere Pause.... hoffe euch gefällt dieses chapie♡

Feeling guilty || YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt