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Nach einer unglaublich langen Doppelstunde Chemie, ertönte dann endlich das Klingeln der Pausenglocke. Das Läuten, das sich so viele Schüler herbeiersehnt haben, brachte Jimin zu einem trockenen Schlucken. Das war ihre letzte Unterrichtseinheit gewesen und obwohl auch der Blonde sich jeden Tag darauf freute heimzugehen, war ihm bei dem Gedanken im Moment ganz mulmig. Denn er hatte Taehyung gesagt, dass er ihnen nach der Schule von Hoseok erzählen würde. Allerdings hatte er sich noch immer nicht überlegt, was genau er erzählen und wie viel Wahrheit dabei sein sollte. Er mochte es nicht zu lügen, aber es schien ihm im Moment eine so viel angenehmere Option zu sein als auch von Yoongi, seinen nächtlichen Ausflügen und den Gedanken.

Dennoch wusste Jimin immer noch nicht, was er nun sagen sollte, weshalb bereits zehn Minuten vergangen waren, seitdem ein Kellner ihre Bestellung aufgenommen hatte. Seitdem war es still zwischen den drei Freunden. Jimin überlegte immer noch, wie er erklären sollte, wer Hoseok ist, ohne dabei zu viel seiner allgemeinen und ziemlich miesen Lage zu verraten. Dabei spielte er so viel mit seinen Händen, dass man fast Angst haben musste, dass seine Finger sich bald miteinander verknoten würden. Diese Befürchtung teilte scheinbar auch Jungkook, dem es irgendwann reichte, weshalb er seine eigene Hand auf die deutlich kleineren von Jimin. Bis gerade eben saß der Jüngste noch ruhig neben Taehyung und hatte Jimin abwartend angesehen, diesen Blicken ist sein Hyung ausgewichen, wodurch er nur auf die Tischplatte zwischen ihnen geschaut hatte. Jungkooks Aktion jetzt zwang ihn irgendwie aufzuschauen, was er auch direkt wieder bereute: „Komm schon, Chimchim! Wir sind deine besten Freunde, du kannst uns alles sagen, ohne dabei auch nur irgendwas befürchten zu müssen." Von seinem Sitznachbarn kam lediglich ein zustimmendes Nicken, bevor der Kellner wieder zu ihrem Tisch kam. Dieses mal, um die Speisen dort abzustellen.

Der Älteste hatte schon die Hoffnung bekommen, dass sie jetzt erstmal nur essen würden. Dadurch hätte das Gespräch sich noch ein bisschen nach hinten verschoben und er mehr Zeit zum Nachdenken. Allerdings hatte er dabei nicht an die Hartnäckigkeit, Neugierde und den Humor seiner besten Freunde gerechnet. Der Maknae der Gruppe zog nämlich innerhalb kürzester Zeit -noch bevor sein Hyung sich auch nur ein Pommes schnappen konnte- den Plastikkorb zu sich. Mit seinem typischen Bunny-Lächeln grinste er seinen Gegenüber frech an, um sich dann ein Pommes in den Mund zu stopfen. Jimin hingegen verdrehte nur die Augen und seufzte noch mal kurz, bevor er sich kurzerhand den Smoothie des Diebes klaute und schließlich meinte: „Ich erzähl ja schon."

Allerdings brauchte der Junge mit dem pfirsich-farbigen Haar dann doch noch eine Weile, in der er übrigens kein einziges seiner Pommes bekam, um die richtigen Worte zu finden. Dafür hatte er aber bereits die Hälfte von dem Getränk des Schwarzhaarigen getrunken als er endlich anfing zu sprechen: „An dem Tag, als ich krank war und deswegen gefehlt habe, wurde mir halt langweilig und ich bin spazieren gegangen", Taehyung war schon drauf und dran, ihn zu unterbrechen und eine Moralpredigt zu halten, dass man doch nicht rausgeht, wenn man krank ist und so weiter. Doch als er den eindringlichen Blick seines Sitznachbars erkannte, ließ er es doch bleiben und den Ältesten weiterreden. Jimin ließ die lange Busfahrt in seiner Geschichte aus und behauptete deswegen nur: „Ich bin schließlich in irgendeinen Coffee-Shop hinein gegangen, weil es ziemlich kalt war und Hoseok arbeitete halt dort." Der Schüler verstummte und hoffte, dass das genug Information waren und sie seine Freunde zufrieden stellten. Dem war nicht so, das wurde innerhalb der nächsten Sekunden klar. Denn während ungewöhnlicherweise Jungkook weiterhin abwartend ansah und geduldig sitzen blieb, forderte der Andere ihm zum Weiterreden auf: „Und wieso hast du seine Nummer? Irgendwas muss ja noch passiert sein!" Der Junge mit dem pfirsich-farbigen Haar nickte seufzend, sprach jedoch trotzdem weiter: „Nach seiner Schicht hat er sich dann zu mir an den Tisch gesetzt und wir kamen ins Gespräch. Naja, es hat sich eher um einen Monolog seinerseits gehandelt." Dieser Kommentar brachte die Jüngeren des Trios zum Schmunzeln, denn diese Situation kannten sie ebenfalls. Jimin war zwar ein toller Zuhörer, aber sehr gesprächig war er nicht und in den letzten zwei Jahren erzählte er immer weniger und beteiligte sich immer seltener an den Gesprächen seiner Dongeseangs. „Aber er ist sehr nett und hat mich schließlich nach meiner Nummer gefragt."

Jetzt reichte das Grinsen seiner besten Freunde von dem einem Ohr zum anderem, ein ziemlich gruseliger Anblick wie Jimin empfand. Und als hätten sie nur auf ihren Einsatz gewartet, folgte der noch viel unheimlicher Fragensturm:

„Wie sieht er aus?"

„Wie alt ist er?"

„Seit wann kennst du ihn?"

„Wart ihr schon auf einem Date?"

„Habt ihr euch schon geküsst?"

„Wann dürfen, wir ihn kennenlernen?"

All diese Fragen wurden von den Beiden abwechselnd und durch einander gerufen. Der Älteste fühlte sich ziemlich hilflos in und überfordert mit der momentanen Situation, schaffte es aber trotzdem die richtigen Worte für eine halbwegs akzeptable Antwort zu finden: „Wie gesagt, erst seit dem Tag, an dem ich nicht in der Schule war, also nein, wir waren noch nicht aus. Wer hat überhaupt gesagt, dass ich das will?! Das gleiche gilt fürs Küssen!" Danach war es kurz still, in dieser Zeit nahm Jimin einen Schluck seiner eigenen Limonade und holte sich seine Pommes von Jungkook zurück. Genervt musste er feststellen, dass sie nun kalt waren und schon zwei Drittel davon im Magen des Manknaes. Diesem wurde ein böser Blick zugeworfen, bevor sein Hyung wieder zum Reden ansetzte: „Er hat übrigens schwarze Haare und sein Grinsen macht der Sonne Konkurrenz." Diese Ergänzung sorgte dafür, dass Taehyungs Mundwinkel sofort wieder nach oben wanderten: „Also magst du ihn?" Jimin überlegte kurz und erwiderte anschließend mit einem Schulterzucken: „Schätze schon."

Dabei war ihm gar nicht bewusst, was er damit ausgelöst hatte und welche Vorhaben sich in den Köpfen der Beiden ihm gegenüber festgesetzt hatten. Das breite Lächeln, das ihre Lippen schmückte, gab aber schon Hinweise darauf, was für Pläne gerade geschmiedet wurden. 

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Hey Zuckerherzen!
Hab gerade nicht die Kraft drüber zu lesen, ich hoffe es gibt keine Wiederholung darin.
-Am♧

Feeling guilty || YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt