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Nach einer Weile beschloss Jimin dann, dem Beispiel des anderen zu folgen und machte sich selbst auf den Weg Nachhause. Da nun weder Jungkook noch Taehyung da waren, die er hätte begleiten können, musste er auch nicht auf den Bus warten, sondern war auch zu Fuß innerhalb von fünfzehn Minuten daheim. Dort angekommen streifte er seine Schuhe schon vor der Wohnungstür ab, da es begonnen hatte zu regnen und seine Schuhe deswegen nass waren. Sofort wanderten seine Gedanken wieder zu dem jungen Mann in der Jeansjacke oder eher zu Yoongi, ob er es wohl rechtzeitig Heim geschafft hat beziehungsweise dorthin, wo er wollte? Bei diesem Wetter wäre seine Kleidung mit hoher Wahrscheinlichkeit nach nur ein paar Sekunden durchnässt. Jimin schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zumindest für einen kurzen Moment von dem Braunhaarigen zu befreien, der diese schon den gesamten Heimweg einnahm. Der Blonde hängte seinen Mantel ebenfalls schnell auf und ging dann ins Wohnzimmer, wo er von seinem Bruder begrüßt wurde. Dabei handelte es sich um eine sehr stille Begrüßung, der Blonde bezweifelte sogar, dass Min-jae ihn überhaupt bemerkt hatte, so fixiert, wie dieser auf sein Videospiel war. Seufzend verließ Jimin also wieder das Wohnzimmer und beschloss seine Mutter zu begrüßen, die vermutlich gerade in der Küche beschäftigt war. Darauf deutete das verdächtige Klimpern hin und der leicht verbrannte Geruch. Sie bekam jedoch nicht mit, wie er Sohn den Raum betrat, da sie der Tür dem Rücken zugedreht hatte. Und wie es nun mal kommen musste, schreckte sie auf, als der plötzlich begann zu sprechen und die Glasschüssel mit dem Vanillepudding, der vermutlich die Nachspeise hätte sein sollen flog auf den gefliesten Boden und zerbrach dort in ihre Einzelteile. Was übrig blieb, war eine große Sauerei und sowohl Jimin als auch seine Mutter beugten sich sofort runter, um die Scherben aufzuheben und den Pudding aufzuwischen. Jedoch meinte der Junge lächelnd, er würde sich darum kümmern und seine Mutter solle währenddessen schon mal nach dem Gemüse am Herd schauen, denn von diesem ging wahrscheinlich der verbrannte Geruch aus. Auf Jimins Aussage hin weitete sie geschockt die Augen und widmete sich tatsächlich der Pfanne. Als sich die Lage etwas beruhigt hatte, ergriff Jimin erneut das Wort: „Wieso kochst du eigentlich heute so viel?", war die erste Frage aus dem Mund ihres Sohnes und dabei glitt sein Blick zum Herd auf dem noch zwei weitere Töpfe stehen und dem Reiskocher auf der Arbeitsplatte. Gleich anschließend stellte er schon die nächste Frage: „Und wozu der Pudding? Wir essen doch nie Dessert, Eomma." Die Angesprochene seufzte und fuhr sich erschöpft durch die Haare: „Aber der Freundeskreis deines Bruders wahrscheinlich schon und zwei seiner Freunde dürfen heute hier schlafen." Verstehend nickte Jimin und beschloss dann in sein Zimmer zu gehen und ein wenig an seinen Hausaufgaben zu arbeiten, da es definitiv nicht ruhig genug war, wenn später noch zwei weitere 15-Jährige im Nebenzimmer herumbrüllten. Seine Mutter nickte ihm nur zu und versicherte ihm, dass sie jetzt alles im Überblick hatte. Eine dreiviertel Stunde später, klingelte es dann auch und kurz später schallte die Stimme von durch die Wohnung, dass er aufmachen würde. Danach dauerte es auch nicht lange bis ihre Mutter sie alle zum Essen rief.

Am Abend lag Jimin im Bett, er wusste nicht genau, wie spät es war, da aber bereits im Nebenzimmer Ruhe eingekehrt war vermutlich schon nach Mitternacht. Doch Jimin konnte nicht schlafen und es würde noch dauern bis er tatsächlich ins Land der Träume abtauchte, wenn das heute überhaupt noch geschehen würde. Im Moment wirkte es eher so als wäre der Junge viel zu sehr in seinen Gedanken versunken. Erst handelten diese noch von seiner neuen Bekanntschaft namens Yoongi und das war noch der eindeutig angenehmere Part gewesen. Jetzt widmeten sich seine Gedanken ihm selbst und da der Selbsthass hierbei mitmischte, waren sie nicht sehr nett anzuhören. Jimin wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war bis auch diese Gedanken ihm allein lassen würden und nur noch die elende Dunkelheit und Leere zurückblieb. Auch wenn er es schon oft genug und fast durchgehend in dieser Dunkelheit gefangen war, konnte er es nicht ausstehen und wie schon öfters versuchte er zu fliehen.

Trotz der abschreckenden Kälte zog er sich einen Pullover über sein Schlafshirt und tauschte die Jogginghose gegen eine blaue Jeans aus. Schließlich schnappte er sich noch seinen Hausschlüssel und sein Handy und schlich dann hinaus. Seine Schuhe und seinen Mantel zog er erst im Stiegenhaus an, kurz bevor er den Wohnblock verließ. Die frische Luft fühlte sich gut an, auch wenn sie dem Jungen innerhalb kürzester Zeit die Nase abfror. Im Laufschritt setzte er seinen Weg zu dem kleinen Parkgelände fort. So als wäre er wirklich auf der Flucht, nur konnte niemand sehen, wer der Jäger war.

Feeling guilty || YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt