04 Du Lebst!

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Die Zellwand mir gegenüber ist grau. 
Auch die an der ich lehne. 
Alles um mich herum ist grau; meine Kleidung, die man mir aufgezwungen hat, die Einrichtung und selbst die Gitterstäbe die jedem Beatmen die Sicht in meine Zelle ermöglichen. 
Alles hat die Farbe grau. 

Als ich hinein gebracht wurde konnte ich noch erkennen dass jede der vielen Zellen exakt gleich aussieht. 
Das ist nun schon viele Stunden her. 
Und ich habe nichts getan außer die Wand angestarrt. 
Es muss schon spät Abends sein, wenn mein Zeitgefühl richtig ist aber informiert wurde so oder so niemand. 
Weder über das was bevorsteht noch über unseren Aufenthalt hier in dem Gefängnis. 

"Helena?" die Stimme eines Wärters reißt mich aus meinen Gedanken. 
"Das bin ich" abrupt erhebe ich mich und komme an die Gitterstäbe. 
"Wir haben jemanden am Telefon für sie. Vortreten!" 
Ich stelle mich kerzengerade vor ihn, so dass er mich gut sehen kann als er einen Schlüssel zückt und mich für einen Moment aus der Zelle entlässt. 

Kaum trete ich hinaus werden mir wieder Handschellen angelegt und ein Sichtschutz über die Augen gehängt während man mich durch die Gänge führt, als wäre ich ein Schwerverbrecher. 
Alles was ich getan habe, war Teil einer unangekündigten Demo zu sein. 
Und hier bin ich; in einem Sicherheitsgefängnis für jugendliche Verbrecher. 

Jemand drückt mich auf einen Stuhl hinunter, dann wird meine Sicht wieder klar. 
Ich sitze in einer engen Kabine, vor mir eine Glasscheibe, hinter mir zwei Wachen. 
Und hinter dem Glas sitzt Eight. 
Er hält einen Hörer in der Hand und bedeutet mir, es ihm gleich zu tun. 
Kaum habe ich meinen Hörer genommen erklingt seine Stimme. 
Dazu bewegen sich seine Lippen hinter der Scheibe. 

"Hell, du lebst!" 
"Natürlich lebe ich. Was dachtest du denn?" 
Er grinst ein wenig. 
"Geht es allen gut?" bringe ich schließlich über die Lippen nachdem wir uns eine Ewigkeit nur angestarrt haben. 
"Ja. Alle sind bei Max im Haus. Von ihm selbst fehlt allerdings jede Spur. Ich werde ihn suchen!" 
Mir fällt ein Stein vom Herzen. 
Sie sind alle gesund. 
"Hör zu ich kann dir keine genauen Informationen geben was genau passiert ist, aber du musst wissen dass alle am leben sind und auch überleben werden. Okay?" 
Ich nicke schnell. 
"Weißt du wie lange ich noch bleiben muss?" flüstere ich. 
"He! Sprich laut genug, so dass wird dich hören können!" erinnert mich einer der Wachen. 
"Nein. Sowas kann manchmal einige Tage dauern Hell. Ich bin sicher man wird dich gehen lassen wenn die verstanden haben dass du mit den Randalen nichts zu tun hattest"
"Wer war das?" 
"Die Organisatorin selbst hatte eine friedliche Demo geplant, ohne Waffen oder ähnliches. Das einzig radikale Zeichen sollte der brennende Galgen werden. Irgendwer hat das Fass wohl zum überlaufen gebracht" 

Die Organisatorin. Sie selbst wollte dass es friedlich bleibt. 
Und jetzt ist sie tot. 

"Eight, der erste Angriff kam nicht von uns"
"Was?" er mustert mich. Prüft ob ich lüge. 
"Die Polizei hat zuerst geschossen" wieder spreche ich zu leise und werde ermahnt. 

"Darüber werde ich Zuhause mit den anderen reden" er nickt mir zu. 
"Du fehlst uns Hell" 
Ich lächele ein wenig, obwohl es in dieser Situation unmöglich scheint. 
"Ihr fehlt mir auch" 
"Wir werden dich abholen wenn man dich raus lässt. Bis dahin müssen wir einfach geduldig sein, okay?" 
Wieder nicke ich. 
"Solange du da drin bist, sein einfach stark und versuche so wenig Kontakt zu knüpfen wie möglich" 
Typisch Eight. 
Egal was man tut, er gibt einem zu allem einen passenden Ratschlag. 
"Danke Eight. Ich werde schon klar kommen"
"Das hoffe ich für dich"
"Ich auch" murmele ich stumm in mich hinein. 
"Eure Zeit ist fast um!" erinnert die Wache mich. 

"Wir sehen uns wieder, oder?" frage ich noch. 
"Ich verspreche es dir" er lächelt mich an. 
"Bleib stark Helena" 
Noch nie hat mich einer von ihnen Helena genannt. 
"Du auch Eight" 
"Nenn mich Eric"
Jetzt bin ich sprachlos. Nicht nur dass Eight mich Helena nennt, er verrät mich auch noch seinen wahren Namen!

"Bis bald...Eric" 
Er lächelt. 
"Es tut gut meinen Geburtsnamen mal wieder zuhören! Wir sehen uns Hell" 
Dann hänge ich den Hörer zurück und das Licht in seiner Kabine erlischt. 

Die Wachen greifen nach meinen Schultern und schleusen mich zurück in meine Zelle, wo ich wieder allein bin. 

wanda II die for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt