32 Wenn du stirbst, sterbe ich auch

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Als ich heute die Augen öffne liegt ein breites Lächeln auf meinen Lippen. 
Ich fühle mich fantastisch. 
Das ist das erste Mal dass ich aufwache und wirklich Lust auf den kommenden Tag habe. 
Die Erinnerungen an die Ereignisse haben mich bis ins Bett verfolgt und ich habe die halbe Nacht bloß wie ein Idiot an die Decke gestarrt und herum gelächelt. 
Ich verstehe zwar noch immer nicht ganz, was wirklich geschehen ist, aber vielleicht ist das auch überhaupt nicht so wichtig. 

Kaum hat man mich in die Turnhalle geführt suche ich Wandas grüne Augenpaare aus der Menge heraus. 
Sie fallen mir sofort ins Auge. 
Sie schaut zu Boden, als wäre es ihr peinlich mich nach alle dem wiederzusehen, und schiebt sich eine Haarsträhne hinters Ohr. 
Erleichtert stelle ich fest dass sie offensichtlich auch erst gerade angekommen ist, denn der Platz gleich neben ihr ist noch frei und ich nehme ihn ein ohne weiter darüber nachzudenken. 

"Hey" flüstere ich, ohne sie anzusehen. 
"Hey" 
Ich beiße mir auf die Zunge. Wie macht man jetzt weiter?
"Gut geschlafen?" erklingt ihre Stimme in meinem Ohr. 
Besonders viel habe ich nicht geschlafen, dafür aber jede Sekunde an sie gedacht. 
"Du bist süß" 
"Hey! Keine Gedanken lesen" ich werde rot um die Nase. 
"Mach dir keinen Kopf drum, ich erzähl schon niemandem davon" 
"Wenn du es machst dann werde ich-"
"Soll das eine Herausforderung sein?" 
"Ich verbrenne dich" grinse ich und lasse meine Hand für eine Sekunde aufleuchten. Das kann ich mittlerweile schon ziemlich gut. 
"Klingt nur allzu verlockend" kichert Wanda, bevor der Trainer mit seiner morgendlichen Ansprache beginnt und wir verstummen. 

Wenige Minuten später liege ich neben Wanda in Liegestütz Position und beiße die Zähne zusammen. 
Ich habe Liegestütze schon immer verabscheut, obwohl ich eigentlich gar nicht so schlecht dabei bin, mich für einen möglichst langen Zeitraum hoch gestützt halten. 
"Scheiße" flucht Wanda neben mir. Ich vergleich zu den Anderen hier sind Liegestütze das was sie nicht wirklich beherrscht  und ich mache mir einen Spaß daraus, Wanda dabei zuzusehen wie sie sich wie verrückt anstrengt um nicht umzukippen. 
"Hast du's?" flüstere ich ihr zu. 
"Nein!" zischt sie zurück und beißt sich auf die Zunge.

Später lässt unser Trainer uns alle vor einer großen Matte vortreten.
"34 und 94, vortreten!" kommandiert er. 
Verwirrt mache ich einen Schritt nach vorne, wobei Wanda mir einige fragende Blicke schenkt. 
"Euer Kampf vor einigen Tagen war...episch! Und ich will nicht lügen wenn ich sage dass ihr die beiden Stärksten im Raum seid! Aber beherrscht ihr auch den Nahkampf so wie ihr eure Kräft kontrollieren könnt?" 
Ich zucke zusammen. Er will das wir kämpfen. 
"Nein. Ich denke nicht dass ich das kann Sir" wendet Wanda ein. 
"Das du was nicht kannst?" er wirft ihr einen irritierten Blick zu.
"Gegen 34 zu kämpfen Sir" 
Der Mann lacht einen Augenblick, bis er sieht wie ernst Wanda es meint.
"Was soll das heißen? Du kannst nicht?" 
"Ich meine es so wie ich es sage: Ich kann nicht gegen sie Kämpfen Sir. Bei allem nötigen Respekt reicht es nicht dass sie mir beim letzten Mal beinahe den Arm abgebrannt hat?" 
"Es ist süß wie du dich für die Neue einsetzt 94, aber ich denke es wäre besser wenn-" 
"Nein. Ich kämpfe nicht gegen sie!" 
Ich weiß dass das eine Bestrafung für Wanda mit sich bringen wird. Und sie folgt sofort. 
"Wenn das so ist, dann wirst du eben gegen mich kämpfen 94. Schließlich hatten wir noch nicht die Ehre und ich warte schon meine halbe Arbeitszeit lang, dir endlich den Arsch versohlen zu dürfen" 
Sie verzieht nicht eine Miene als er sie auf die Matte treten lässt. 
Ich zucke ein wenig zusammen, als Wandas Stimme in meinem Kopf erklingt. 

Wenn du stirbst sterbe ich auch. 

Sie dreht sich nicht einmal mehr zu mir um als der Mann sie ekelhaft angrinst. 
"Dann wollen wir mal" 

Gleich zwei mal schlägt er nach ihr, aber Wanda kann beide Male ausweichen und ehe er etwas tun kann, verpasst sie ihm einen Kinnhaken von immenser Stärke. 
Er torkelt einige Schritte rückwärts bevor er sich wieder fängt und sie wütend anfunkelt. 
Wanda hat praktisch keine Chance sich zu wehren als seine Hand sich um ihren verbrannten Arm legt und er feste zusammen drückt. 
Ihr Schrei ist ohrenbetäubend laut und ich presse die Augen zusammen. 
Sie so leiden zu sehen tut mir im Herzen weh. 

Der mann schleudert sie zu Boden und beginnt ihr in den Magen zu treten, bis sie sich vor Schmerzen krümmt. 
Am liebsten würde ich etwas tun. Schreien. Weinen. Irgendetwas. 
Aber aus meinem Mund dringt nicht ein laut als ihr Schluchzen verstummt und ihr Körper sich von jetzt auf gleich entspannt. 
Wanda hat ihr Bewusstsein verloren. 

wanda II die for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt