05 Verhör

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Die grelle Lampe die man mir vors Gesicht gestellt hat blendet mich und macht es unmöglich die Personen zu erkennen die mir gegenüber sitzen. 
Zudem habe ich in der Nacht kaum geschlafen. Wie könnte ich auch? 
Meine Pritsche ist hart wie Stein und mein Kopf pocht bei jeder noch so kleinen Bewegung.

"Ihr Name ist Helena. Ist das richtig?" fragt eine Männerstimme. 
Ich nicke. 
"Bitte antworten sie in ganzen Sätzen" 
"Ja..Das ist richtig" krächze ich. 
"Sie sind sechzehn Jahre alt, ist das auch richtig?" 
"Ja" 
"Wo wurden sie geboren Helena?" 
"Ich weiß es nicht" antworte ich. 
"Sie sind ein Straßenkind?" 
"Richtig" 
"Somit gehe ich davon aus sie wissen nicht wer ihre Eltern sind und wo sie herkommen. Stimmt das?" 
"Ja" es tut weh die Wahrheit zu hören. 

"Sie waren gestern auf einer Demonstration, oder?" 
"Ja das war ich" es hätte keinen Sinn zu lügen!
"Waren sie sich darüber im klaren dass diese Demonstration eskalieren würde?" 
"Nein!" ich schüttele energisch den Kopf. "Es war eine friedliche Demo geplant. Ohne Gewalt!" 
"Wussten sie dass die Demonstranten es nicht bei der Stadt angemeldet hatten?" 
"Ja, aber-"
"Gut" unterbricht er mich, bevor ich mich verteidigen kann. "Und hatten sie Waffen mit sich?" 
"Nein! Nein, ich habe nie zu den wirklich Radikalen der Stadt gehört."
"Haben sie einen Menschen verletzt?" 
"Natürlich nicht. Ich kann nicht kämpfen" wieder die Wahrheit. Aber ich glaube kaum dass er mir glaubt. 
"In Ordnung. Was können sie mir über den Ablauf erzählen?" 
"Es war ihre Seite die mit der Schießerei begonnen hat. Jemand hat ein Mädchen auf offener Straße erschossen, sie stand direkt vor mir und hat nie etwas falsches getan! Daraufhin sind die Demonstranten ausgerastet und haben begonnen sie zu attackieren. Die Schüsse kamen von überall und haben auch Unschuldige ermordet" mir wird schlecht. 

"Sie sagen mir, wir wären die die an der Eskalation schuldig sind?" 
Ich nicke und der Mann schreibt etwas in sein Notizbuch. 
"Konnten sie noch andere Opfer ausmachen?" 
"Ja" 
"Kennen sie ihre Namen?" 
"Die Organisatorin wurde erschossen. Ich kenne ihren Namen nicht aber-" 
Er legt ein Bild auf den Tisch. Es zeigt die blutige Leiche der Frau und ich spüre wie mein Bauch sich wieder verkrampft. 
"Ist sie das?" 
"J-Ja" ich kann mir ein Würgen nur knapp unterdrücken. 
"Können sie noch andere Opfer nennen?" 
"Ein Mädchen sagte, man habe ihren Bruder erschossen. Sie war auch hier. Ich schätze sie auf etwa elf Jahre" 
Der Mann verzieht das Gesicht für einen Moment, soviel kann ich sehen, bevor er sich wieder fängt. 
"Nun gut. Haben sie noch andere Informationen für mich?" 
"Nein" 
Ich kann ihm unmöglich sagen dass auch Freunde von mir ein Teil von dem waren, was gestern passiert ist. 
Also schweige ich. 
"Nun gut. Eine Wache wird sie zurück zu ihrer Zelle begleiten" 
"Wann werde ich gehen dürfen?" 
"Sobald wir ihnen die Erlaubnis erteilen"
"Wann wird das sein?" hinter mir taucht schon die Wache auf, die mich weg bringen soll. 

"Das hängt von den Aussagen der Anderen hab. Und jetzt geh" 

Mit diesen Worten werde ich aus dem Raum zurück in meine Zelle geschleppt. 

wanda II die for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt