Ich sitze auf einer Bank und lasse angespannt die Beine baumeln.
Es ist angenehm warm draußen und auch wenn ein Netz einem die Sicht zum Himmel versperrt und Mauern den Horizont unerreichbar machen fühlt sich die Luft des warmen Sommerabends gut auf meiner Haut an.
Als die Tür zum Hof sich öffnet stehe ich augenblicklich auf und bin erleichtert Wanda zu sehen, die hinaus schwankt.
Wieder hat sie neue blaue Flecken aber abgesehen davon scheint es ihr gut zu gehen.Auch sie entdeckt mich und kommt im angemessenen Tempo auf mich zu.
Ich weiß nicht seit Wanda sich wirklich um die Regeln hier kümmert aber es macht mich glücklich zu sehen wie sie es versucht.
"Wie geht es dir? Bist du okay?"
Sie zuckt mit der Unterlippe.
"Es war schon besser. Aber ich werde es überleben"
Ich nicke.
"Er hat dich einige Male ziemlich übel am Bauch erwischt. Wie sieht es da aus? Blutet es?"
"Ich sollte es verbinden" murmelt sie.
"Was meinst du? Darf ich es sehen?"
Wanda verzieht das Gesicht ein wenig, greift aber schließlich nach meinem Arm und zieht mich in eine nicht ganz so streng bewachte Ecke.
Dort angekommen greift sie nach dem Saum ihres Shirts und zieht es sich bis zu den Schultern nach oben.
Es ist fast schon unbegreiflich dass ich die Frau mit gegenüber schon völlig ohne Kleider gesehen habe und doch ungewohnt sie in der grauen Unterwäsche des Gefängnisses zu sehen.
Ins besondere hier wo jeder uns sehen kann.
"Hör auf zu denken Hell und sag mir wie schlimm es ist" äußert sie und ich beiße mir auf die Zunge.
Ich hatte vollkommen vergessen dass sie meine Gedanken lesen kann.
"Raus aus meinem Kopf!" lächele ich bevor ich mich ihren Oberkörper widme.
Tatsächlich sind dort abgesehen von einigen übel aussehenden Blutergüssen auch Schrammen, welche ein wenig blutig zu seien scheinen.
"Ich glaube du solltest es Verbinden" nicke ich. "Das sieht nicht gut aus"
"Wie schlimm ist es?"
"Abgesehen davon dass deine Haut so blau ist wie die von einem Schlumpf?"
Sie lässt ihr Oberteil zurück auf ihren Körper fallen und legt den Kopf schief.
"Hey! Ich habe Schlümpfe als Kind geliebt, okay?"
Ich lache.
"Ja und? Ich doch auch. Die Frage ist; wer nicht? Aber zurück zum Thema: Du solltest es verbinden sobald du die Möglichkeit dazu hast"
Wanda nickt. "In Ordnung. Wollen wir uns setzten so lange wir noch die Zeit dazu haben draußen zu sein?"
"Gerne"Wir setzten uns auf den Kieselstein Boden und lehnen uns an die Mauer des Gebäudes.
"Wanda?"
"Hm?"
"Wie schaffst du es hier drinnen?"
Sie dreht sich zu mir um.
"Ich weiß es nicht. Ich habe jeden tag gekämpft, in der Hoffnung dass sich eines Tages etwas ändern würde. Und hier sind wir"
"Die in Sokovia..." es tut weh den Namen meiner Stadt nach all der Zeit wieder in den Mund zu nehmen.
"Sie haben dich vermisst. Aber die Demos gehen weiter, auch wenn sie bei weitem nicht so gute Anführer haben wie ihr es damals wart. Wir haben versucht dass was ihr auf die Beine gestellt habt nicht zu verlieren"
"Erzähl mir von Sokovia" bittet sie und start träumerisch auf den Boden, als könne sie zwischen den Kieseln und dem Gestein die Skyline unserer Heimat sehen.
"Die Sonnenaufgänge sind immer noch das schönste jeden Tages, die Menschen dort erholen sich von allem was passiert ist und doch sind sie tapfer genug um auf die Straße zu gehen. Sie führen das weiter, was ihr begonnen habt" erzähle ich.
"Ich geratet nicht in Vergessenheit, denn sie glauben fest dass ihr noch dort draußen seid. Aber man sieht eure Gesichter über all. Ihr seit Helden! Auf Graffitis an den Häuser und Mauern, auf Fotos an Gedenkstätten und in der Zeitung wann auch immer über die aktuellen Ereignisse berichtet wird"
Ich halte inne.
"Sie beten für euch und dass ihr zurück nach Hause kommt um eure Stimme ein weiteres Mal zu erheben. Ihr habt Sokovia Stärke gegeben"
Tränen brennen in meinen Augen aber ich spreche weiter.
"Eine Freundin von mir, ich würde sie fast schon meine Schwester nennen...Sie hat...Sie hat ein.."
Jetzt siegt doch die Trauer und mir laufen die salzigen Tränen über die Wangen.
Wanda legt ihren Arm über meine Schulter und zieht mich an sie.
"Shhhh" macht sie. "Es wird alles gut werden Hell! Ich verspreche dass du den Sonnenaufgang sehen wirst und selbst wenn ich diese Mauern höchst persönlich einreißen muss!"
Ich schluchze auf.
"Ich vermisse sie. Meine Freunde!"
"Das verstehe ich. Ich vermisse meine Familie ja genau so, aber Hell deine ist noch da draußen und du kannst zu ihnen zurückkehren! Ich habe keine mehr. Ich werde sie nie mehr in die Arme schließen können. Also kämpfe für sie!"
Ich nicke gegen ihre Schulter.Denn Wanda hat Recht.
Ich habe noch Menschen für die es sich wirklich zu kämpfen lohnt. Für die es sich zu sterben lohnt.
Und ich kann sie nicht verlassen.
Ich werde kämpfen.
Für Tess, Liz, Chris, Nicky und Eric.
Und für Pietro.
Für Wanda!
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wanda II die for you
FanfictionWanda Maximoff. In Sokovia kennt diesen Namen jeder. Sie ist eine Heldin für alle Straßenkinder und die Anführerin des Widerstandes. Und sie ist verschwunden. Was mit ihr und ihrem Bruder passierte und wohin sie gegangen sind erfährt die sechszeh...