wanda II die for you

21 Ruf des Feuers

Nach einer halben Ewigkeit sind die Schüsse endlich vorbei und wir wagen uns unter unseren Tischen hervor. 
Dem Junge und dem Mädchen wurden Handschellen angelegt und die Wachen schreien auf sie ein, während man sie aus der Tür schleppt. 
Wade schaut mich an. 
"Bist du okay?" 
"Ja" ich nicke und schlucke die Galle hinunter. "Mir geht es gut. Was ist hier gerade passiert? Und wer waren die?" 
"Ich...Ich weiß es nicht" Wade zuckt ratlose mit den Achseln. Offensichtlich ist auch er von den Ereignissen schockiert. 
"Wer...Wer sind die Beiden?" 
"Warum willst du das wissen?" 
"Ich kenne sie...Irgendwoher" 
"Ich denke, wer sie sind werden wir früh genug erfahren, schließlich scheint man sie hier schon zu kennen. Die Leute sagen, sie wären hier für solche Aktionen bekannt" 
Ich nicke still in mich hinein.

Dann werden die Häftlinge aufgerufen um sich zur Kontrolle der Kräfte anzustellen.
Wenigstens weiß ich jetzt was mit den Kräften gemeint ist. 
Ob so etwas auch mit mir passieren wird? 
Ob ich auch schnell werde? Oder Dinge mit meinem Verstand bewegen kann? 
Angst vor der Zukunft macht sich in mir breit.  
"34?" 
Das bin ich. 
Ich schenke Wade noch ein letztes, zaghaftes  Lächeln, bevor man mir die Handschellen anlegt und in einen langen Gang führt. 
Auch dieser ist wieder nur mit Fackeln beleuchtet, woraus ich mir aber nichts mache, auch enn ich es mir nicht so recht erklären kann. 

Hell 

Abrupt bleibe ich stehen. War das etwa Tia? 
"Was ist denn los 34?" drängelt der Wächter.
"Haben sie das gehört?" 
"Nein. Geh weiter! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!" 
Ich schüttele den Kopf und versuche die Stimme nicht zu beachten. 

Hell. Ich bin hier. 

Es ist ein leises Flüstern, aber dieses mal bin ich mir ganz sicher. Es ruft jemand nach mir. 
Und es ist Tias Stimme die nach mir ruft, wenn auch nur mit einem Flüstern.  
"Guck dich nicht so dumm um und geh!" kommandiert der Wächter. 

Hell. Sieh mich an Hell. Ich bin dir so nah. 

Meine Augen fliegen durch den Korridor. 
Versuchen vergeblich jemanden zu finden, der mich ruft. 
Aber da ist niemand. 

Hell. Du kannst mich finden. Ich bin doch gleich hier. 

Ich schließe die Augen. Vielleicht vergeht es dann. 

Hell mach die Augen auf.

Ich presse die Augen nur noch mehr zusammen. 

Ich bin stark in dir Hell. Du kannst mich nicht ignorieren. Ich folge dir. 

Das Flüstern wird lauter und lauter mit jedem weiteren Schritt den ich tue.
Und doch kann ich mir nicht die Ohren zu halten und kann nur hoffen dass es aufhört. 

Hell. Sieh hoch. Ich bin über dir Hell. 

Ich kann es nicht mehr ertragen. 

Hell. 

Es reicht. 

Hell! 

 Stop! 

Hell!! 

"Stop!" schreie ich und beuge mich vorne über. 

Und dann ist es plötzlich stockfinster um uns herum. 
Die Fackeln sind erloschen.