Chapter 18 - Livestream

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-', Kapitel 18 ꒱ ↷🖇🥛

└➤ Jan:

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brauchte ich erst eine Weile, um zu realisieren, was gestern genau passierte.
Langsam drängten sich die Erinnerungen in mein Gedächtnis und mich überkam ein warmer Schauer.
Tim hatte seine Arme von hinten um mich geschlungen und seinen Kopf in meinen Haaren vergaben.
Vorsichtig legte ich meine Hände auf seine Arme, und strich mit diesen langsam auf und ab.
Ich kuschelte mich näher an den Größeren und atmete seinen unverwechselbaren Duft ein, welcher mich sofort zum Lächeln brachte.
Leicht konnte ich spüren, wie sich Tim's Brustkorb regelmäßig hob und senkte, weshalb ich versuchte, mich seiner Atmung anzupassen und mich zu entspannen.
Noch nie hatte ich die Nähe eines Menschen so genossen; und noch nie hatte die Nähe eines Menschen solche Gefühle in mir ausgelöst.
Als sich der Braunhaarige langsam hinter mir bewegte, hielt ich seine Arme fest, damit er sich nicht all zu schnell von mir lösen konnte.
Verschlafen öffnete er seine Augen und gähnte leise, bevor er seine Arme stärker um mich schlang und mir einen Kuss auf den Hinterkopf drückte.
"Guten Morgen.", murmelte er in einer Morgenstimme, welche mir eine Gänsehaut verpasste.
"Morgen..", flüsterte ich und drehte mich so in seinen Armen, dass ich mit dem Gesicht zu ihm lag.
Ich lächelte unterbewusst, als ich in sein Gesicht schaute, welches mich müde musterte.
"Sogar direkt nach dem Aufwachen bist du wunderschön.", sagte mein Gegenüber und gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.
Sofort begann mein Körper innerlich zu kribbeln, und ich hatte das starke Verlangen, mehr von diesem Gefühl zu spüren, weshalb ich meine Hände an Tims Nacken legte und ihn zurück zu mir zog.
Überrascht, aber dennoch lächelnd schaute er mich an, wobei mein Blick nach einigen Sekunden auf seine Lippen wich.
"Na, da hat es aber jemand nötig.", grinste mich der Größere an und hob meinen Kopf etwas an, so, dass ich ihm in die Augen schaute.
"Sei doch leise und küss mich einfach.", murmelte ich und war froh, dass ich aufgrund der frühen Uhrzeit und meiner Müdigkeit nur relativ wenige, motorische Tics hatte.
Sofort kam Tim meiner 'Bitte' nach und legte seine Lippen sanft auf meine.
Noch immer war ich nicht an dieses überwältigende Gefühl gewöhnt, und wurde unaufhaltsam nervöser.
Meine eine Hand wanderte von seinem Nacken in seine Haare, und ich bewegte meine Lippen vorsichtig gegen seine.
Unsicher und zögernd öffnete ich meine Lippen einen kleinen Spalt, was der Größere sofort als Einladung einsah, und den Kuss vorsichtig in einen Zungenkuss verwickelte.
Seine Hände legte er auf meiner Taille ab, und mein Körper schien förmlich zu explodieren.
Tausend Gefühle prasselten auf mich ein, da ich noch immer nicht realisieren konnte, wie nah Tim mir war.
Als er sich nach einer Zeit von mir löste, legte er eine Hand an meiner Wange ab und lächelte sanft.
"Daran könnte ich mich gewöhnen..", flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich auch.", sagte ich zustimmend und nahm Tims andere Hand in meine, bevor ich unsere Finger verschränkte.
"Nee, eigentlich hab ich da kein Bock drauf!", brachte auch Gisela sich langsam mit ein, was Tim mit einem leisen Lachen kommentierte.
Immernoch ein wenig müde setzte er sich auf, lehnte sich an die Wand hinter ihm und ging an sein Handy.
Sofort lehnte ich mich an ihn und ließ meinen Kopf auf seiner Brust weilen, während ich ihn verwirrt musterte, als er stirnrunzelnd auf sein Handy schaute.
"Was ist los?", fragte ich nach, und biss ihm wegen einer meiner Tics kurz in die Schulter, was der Braaunhaarige jedoch gekonnt ignorierte.
Seufzend schaute er mich an und legte sein Handy weg.
"Wir haben schon echt lange kein Video mehr hochgeladen.. Ich hab noch nicht einmal das letzte Video geschnitten, und anscheinend sind ziemlich viele Leute gerade enttäuscht, dass wir uns nicht mehr melden.", murmelte Tim und stand dann langsam auf.
"Sollen wir einfach einen Livestream machen? Ich meine, da können wir sowieso viel besser mit den Leuten interagieren. Und wir könnten uns erklären..", gab ich von mir und stand ebenfalls auf, nur, um den Größeren direkt wieder zu umarmen.
"Willst du den Leuten denn erzählen, dass..-"
Mitten im Satz unterbrach ich ihn, indem ich meine Lippen für einen kurzen Moment auf seine legte und mich dann wieder löste.
"Nein.. Ich würde es erstmal lieber für uns behalten, schließlich weiß ich nicht, wie alle darauf reagieren werden.."
"Ich bin mir sicher, dass die meisten bestimmt gut damit umgehen können.", sagte mein Gegenüber lächelnd und strich mir durch die Haare.
"Trotzdem.. lieber erstmal nicht.", sagte ich leise, was Tim nur mit einem Nicken kommentierte und meine Hand nahm.
"Ist okay, wie du willst.", fügte er hinzu und zog mich mit in die Küche, wo er zwei Tassen Kaffe für uns vorbereitete und mir eine davon in die Hand drückte.
"Sollen wir am besten direkt mit dem Stream los legen? Dann haben wir später mehr vom Tag.", sagte er, während er einen Schluck aus seiner Tasse nahm und mir über die Hand strich.
"Okay, aber lass uns wenigstens vorher fertig machen.", entgegnete ich lächelnd, woraufhin der Braunhaarigr aufstand und mir noch einen Kuss auf den Mund drückte.
"Ich baue schonmal alles auf, zieh dich einfach schon um.", lächelte er mich an, weshalb ich ihm wegen eines Tics kurz den Mittelfinger zeigte und ihn nachsprach, kurz darauf jedoch ins Bad verschwand und mich umzog.
Als ich wieder nach unten kam, konnte ich bereits hören, wie Tim redete, was mich darauf schließen ließ, dass er bereits mit dem Stream angefangen hatte.
Etwas angespannt ging ich in das Wohnzimmer und sah, wie Tim gerade dabei war, sich zu entschuldigen.
"Es tut uns wirklich leid, dass momentan nicht so viel gekommen ist, aber privat war es gerade etwas stressig..", versuchte er, sich aus der Situationen zu befreien.
Umgezogen hatte er sich bereits, weshalb ich mich schnell neben ihn setzte und ebenfalls lächelnd in die Kamera des Laptops schaute.
"Genau. Es war stressig, aber es wird in Zukunft wieder mehr kommen.", sagte ich leise und schaute zu Tim.
"Übrigens, dein Gesicht stört immernoch.", fügte ich Tourette-bedingt hinzu, weshalb ich sofort den Kopf schüttelte. Ich war nervöser als sonst, was natürlich auch mein Tourette-Syndrom nicht unbemerkt ließ.
"Stimmt natürlich nicht.", antwortete ich mir dann selber, und rückte etwas näher zu Tim.
Immer wieder hatte ich Tics, bei welchen ich ihn beißen oder schlagen musste, was mir innerlich leid tat; ich jedoch Großteils unkommentiert ließ.
Nachdem wir einige Fragen beantwortet haben, riss mich eine von ihnen völlig aus der Bahn.
"Seid ihr beide zusammen?", las Tim vor und grinste leicht.
Auch, wenn ich diese Frage schon so oft gehört hatte, machte sie mich gerade jetzt nur noch nervöser.
"Nein, sind wir nicht. Wir sind nur beste Freunde.", sagte Tim überzeugend und blickte mich an, woraufhin ich zustimmend nickte.
"Hah, verarscht!", gab Gisela von sich, was mir die Farbe in die Wangen schießen ließ.
"Nein, wir sind wirklich nicht zusammen.", fügte ich hinzu und schaute auf den Boden.
Eigentlich hätte mir die Frage vor Schmerz die Brust zerrissen, doch nun fühlte es sich wesentlich besser an, auf sie zu antworten.
Gerade, als Tim eine weitere Frage vorlesen wollte, war mein Tourette wieder auf Hochtouren und ließ mich meine Arme in die Luft schmeißen.
Kurz darauf spürte ich ein Kribbeln in meinen Lippen, so wie ich es eigentlich in den Stimmbändern hatte, kurz bevor ich einen vokalen Tic äußerte.
Nervös schaute ich zu Tim, bevor mich mein Tourette dazu verleitete, meine Lippen auf die des Größeren zu drücken.
In mir zog sich alles zusammen, und mir wurde schlagartig schlecht.
Schnell löste ich mich wieder von ihm und schaute den Braunhaarigen geschockt an.
Niemals hätte ich gewollt, dass unsere Zuschauer so früh erfahren, dass mehr als nur Freundschaft zwischen uns herrschte. Leicht begann ich zu zittern, als Tim die Situation zu verarbeiten begann und sich mit dem Ärmel gespielt angewidert über die Lippen wischte.
"Alter, da könnt ihr mal sehen, wie weit Tourette gehen kann.", sagte er und lachte gekünstelt, was mich jedoch noch immer nicht aus meiner Schockstarre erwachen ließ. Fuck. Ich kniff die Augen zusammen und hoffte zu tiefst, dass es bloß ein verdammter Albtraum war.

Ohje, jetzt geht es aber ab.🌚

𝑻𝒉𝒐𝒔𝒆 𝒉𝒊𝒅𝒅𝒆𝒏 𝒇𝒆𝒆𝒍𝒊𝒏𝒈𝒔 || Gewitter im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt