Chapter 1 - Nachts um 11

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-', Kapitel 1 ꒱ ↷🖇🥛

└➤ Jan:

Ich kickte einen kleinen, grauen Kieselstein mit dem Fuß vor mich her und starrte auf den braunen Waldboden.
Der kühle Wind strich mit durch die Haare und ich schloss entspannt die Augen. Es müsste bereits um die 23 Uhr sein, da es deutlich kühler draußen war, als gewöhnlich für diese Jahreszeit. Doch für mich stellte dies nie ein Problem dar, da ich schon seit klein auf ein Mensch war, welcher die Kälte liebte und durch meine hohe Körpertemperatur fast nie frohr.
Langsam ging ich tiefer in den Wald hinein und genoss die stille Einsamkeit. Gewöhnlich ging ich nie um solch eine Uhrzeit alleine raus, da ich, seitdem ich hier in Bonn wohnte, genau wusste, welche Menschen um diese Uhrzeit herum rannten und ihre Mitmenschen belästigten. Jedoch musste ich den Kopf frei bekommen, und das war es mir definitiv wert. Wäre ich noch länger in meinem abgedunkelten und kaltem Zimmer geblieben, wäre ich wahrscheinlich durchgedreht und mein Kopf wäre geplatzt durch das schmerzvolle Nachdenken.
Ich seufzte leise und öffnete die Augen. In solchen Momenten wünschte ich mir nichts sehnlicher, als meine Gefühle und mich selbst unter Kontrolle zu haben.
Die Bäume bewegten sich leicht durch den sanften Wind und man konnte deutlich sehen, wie der Himmel sich verdunkelte und ein düsteres Gewitter bevorstand.
Doch ich brauchte eine Pause. Eine Pause von der Situation, in der ich gefangen war.
Seit einigen Wochen hat sich mein Tourette so sehr verschlimmert, dass ich oft Pausen bei den Videodrehs einnehmen musste, damit mein Körper herunter fahren konnte und ich mich einiger Maßen beruhigte.
Zwar wusste ich den Grund; jedoch konnte und wollte ich ihn nicht wahrnehmen. Und was mich am meisten bedrückte war, dass ich nicht dagegen ankämpfen konnte.
Tim ist seit Jahren mein bester Freund und die einzige Person, die weiß, dass ich nicht immer über meine Tics lachen konnte. Sobald mir ein Tic unangenehm war, was leider häufiger passierte, als ich mir es wünschte, bemerkte Tim mein Unwohlsein und versuchte mir mit Worten oder Blicken einzureden, dass ich mich nicht dafür schämen musste, da ich nichts für meine Tics könne und so eine Krankheit jeden treffen kann.
Jedoch war dies nicht der Grund, weshalb ich seit Wochen ungewohnt aufgewühlt und neben der Spur war.
Ich schob es gerne auf mein Tourette Snydrom, wenn Tim mich fragte, was passiert sei. Innerlich tat es mir weh ihn anzulügen, da wir uns seit Jahren alles erzählten; doch ich war nicht in der Lage, ihm die Wahrheit zu sagen.
Dass ich derzeit immer öfter abwesend und leise war, lag nicht daran, dass mir mein Tourette unagnehemer geworden ist, sondern daran, dass ich Gefühle für Tim entwickelt habe. Für meinen besten Freund. Wenn ich ehrlich zu mir selber bin, ist dies auch keine Neuigkeit mehr. Schon seit mehr als einem Jahr musste ich ständig daran denken, wie schön er eigentlich war und dass ich noch nie einen Menschen gesehen hatte, welcher annähernd so geheimnissvolle und strahlende Augen hatte, wie er.
Ich hatte mir die ganze Zeit über eingeredet, dass diese Anzeichen nicht gleich heißen mussten, dass ich in ihn verliebt bin. Ich redete mir ein, dass man auch seinen besten Freund hübsch finden könne, jedoch spürte ich viel mehr als nur äußerliches Anziehen. Jedes mal wenn Tim mich berührte, hinterließ er an jener Stelle ein wohliges Kribbeln, welches viel zu lange anhielt, als dass es nur ein Zeichen der freundschaftlichen Nähe war. Ich fühlte mich bei seiner Anwesenheit unglaublich wohl und konnte an nichts anderes als ihn denken. Ständig drehten sich meine Gedanken um ihn, egal ob zuhause, bei meiner Familie oder bei Freunden.
Dass ich schwul bin, wussten viele, da ich mich nie für meine sexuelle Orientierung schämte und sie öffentlich preis gab. Auch Tim wusste, dass ich auf das gleiche Geschlecht stand, hatte jedoch nie annäherend ein Problem damit. Sogar im Gegenteil. Er unterstütze meine Sexualiät genauso sehr wie mein Tourette und stand immer hinter mir.
Doch wenn er wüsste, dass ich mich in ihn verliebt hatte, würde er wahrscheinlich auf Abstand gehen wollen. Ich hatte Angst, unsere Freundschaft mit meine Gefühlen auf's Spiel zu setzen. Tim bedeutete mir alles; da er einer der einzigen Personen war, auf die ich mich immer verlassen konnte. Fast jeden Tag sahen wir uns, und ich könnte es einfach nicht verkraften, ihn wegen meinen Gefühlen zu verlieren. Denn ohne ihn konnte, und wollte ich schon erst recht nicht sein.
Langsam bahnte sich die Wut in mir auf. Wie konnte man auch so dumm sein, und sich in seinen heterosexuellen, besten Freund verlieben?
Da von der Entspannung nur noch wenig vorhanden war, meldete sich auch mein Tourette wieder zu Wort. Sobald ich unter Spannung oder Stress stand, vermehrten sich die Tics von der einen auf die andere Sekunde und ich verlor die Kontrolle.

So, das ist meine erste Story und mein erstes Kapitel hier. :}
Ich hab noch nicht so viel Erfahrung, weshalb ihr gerne Kritik und Verbesserungsvorschläge da lassen könnt.
Über Feedback würde ich mich ebenfalls sehr freuen. c:

𝑻𝒉𝒐𝒔𝒆 𝒉𝒊𝒅𝒅𝒆𝒏 𝒇𝒆𝒆𝒍𝒊𝒏𝒈𝒔 || Gewitter im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt