Kapitel 9

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,,Ich weiß nicht so ganz ob deine Schwester mich jetzt mag oder ob nicht. Sie schaut mich die ganze Zeit über schon so skeptisch an. Hasst sie mich etwa? Habe ich irgendwas ihr gegenüber falsch gemacht, Zach?"

,,Sie weiß, glaube ich, noch nicht so ganz, was sie über dich denken soll. Außerdem mag sie Menschen mit Krücken nicht so."

,,Aber dafür kann ich doch nichts!"

,,Ich habe auch nicht gesagt, dass du etwas dafür kannst."

,,Ach diese miesen Vorurteile, aber vielleicht kann ich sie noch von mir überzeugen."

,,Oh, da bin ich mir ziemlich sicher. So bald sie dir gegenüber offener geworden ist, wird sie an dir kleben wie eine Klette. Ich sehe es schon bildlich vor mir."

,,Gut, dann brauche ich mich selbst nicht kritisch hinterfragen. Du bist übrigens ganz schön besitzergreifend, Zach."

,,Das ist jetzt aber ein rasanter Themenwechsel."

,,Naja, es ist mir eben in den Sinn gekommen, als ich das Paar da hinten gesehen habe."

,,Was meinst du denn damit genau? Spielst du auf etwas an?"

,,Naja, sobald dieser Junge vorhin bei uns war, hast du meine Hüfte umfasst und ihn wahrscheinlich mit Blicken ermordet. Die Reaktion war schon wenig übertrieben, wenn ich überlege, dass der vielleicht gerade mal maximal 17 war. Ich steh nicht so auf Schüler, weißt du."

,,Worauf stehst du denn?"

,,Auf Medizinstudenden."

,,Wie schade, dass mein Studium schon angeschlossen ist, ich Pechvogel."

,,Vielleicht mache ich für dich ja eine Ausnahme, aber nur ganz ausnahmsweise und auch nur, weil du es bist."

,,Du bist rot geworden, süß."

,,Ähm du, Zach, was macht deine Schwester da? Soll das so?"

,,Nein, das soll nicht so. Ich denke, dass die gleich... verdammt, sie ist wirklich runter gefallen, Mist Mist Mist. Gleich weint sie bestimmt. Ich geh eben zu ihr und fang das Pferd wieder ein."

,,Okay, mach du das."

,,Wohin willst du denn jetzt, Noel? Ich dachte, dass du mir wenigstens hilfst. Drückst du dich etwa unelegant vor Arbeit?"

,,Wie denn mit Krücken? Soll ich dem Pferd etwa hinterher rennen oder was? Warte doch einfach mal kurz ab, was ich vorhabe."

,,Du machst eben nur verrückte Sachen, deshalb bin ich eben skeptisch, Noel!"

,,Ich bin ja schon zurück. Wenn du möchtest, kannst du meine Krücken jetzt haben und damit das Pferd in eine Ecke treiben."

,,Und was machst du in der Zeit?"

,,Ich nutze mein gesundes Bein und hüpfe zu deiner Schwester. Du müsstest mich nur einmal über den Zaun heben. Ich denke, dass mein innerer Affe noch warten muss, bis ich wieder hohe Zäune elegant überspringen kann."

,,Der Zaun geht dir gerade mal bis zur Hüfte. Hoch ist das nicht. Warte mal... Hälst du da etwa deinen Notfallschokoladenriegel in der Hand? Was soll das? Was hast du damit vor?"

,,Ich gebe ihn deiner Schwester. Ist das nicht klar? Vielleicht weint sie dann nicht. Kleine Kinder sind doch fast alle so schön leicht bestechlich. Das müsstest du doch wissen."

,,Oh, da kenne ich noch jemanden auf den diese Aussage zutrifft."

,,Wieso guckst du mich jetzt so an? Hebst du mich mal endlich über den Zaun? So schwer kann das sicher nicht sein. Mach schon Zach, sonst weint sie gleich doch noch und das Pferd ist über alle Berge."

,,Die Koppel ist ziemlich klein, aber ich mach ja schon. Halt dich an meinem Nacken oder den Schultern fest, 3...2...1... Hopp! Und schon bist du drüben."

,,Danke."

,,Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass du das ganze nicht aus reiner Nettigkeit und Nächstenliebe tust?"

,,Vielleicht, weil ich mich bei dir auch noch etwas einschleimen will? Ich kann es nicht leiden, wenn Kinder mich nicht leiden können. Keine Ahnung warum. Jetzt kümmer du dich aber erstmal um das Pferd. Ich brauche deine Hilfe aktuell nicht mehr. Du kannst also nun deiner eigentlichen Arbeit nachgehen. Danke dir bis hierher für deine Hilfe, James."

ZachairaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt