Kapitel 14 - Frank

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Nach einem langen Arbeitstag betrat ich mein Haus. Ich musste immernoch an den Streit mit Mario denken. Ich sollte ihn mal anrufen. Vielleicht hat er sich in Zwischenzeit etwas beruhigt. Ohne lange drüber nachzudenken griff ich nach dem Festnetztelefon und wählte seine Nummer. Schreiben ging ja nichtmehr..
Nach ein paar Sekunden hob er ab.
"Hallo, wer ruft an?", begrüßte er mich schließlich.
"Hey Mario ich bin's Frank. Ich wollte nochmal mit dir reden wegen unserem Streit letztens", antwortete ich schließlich.
"Was gibt's da noch zu bereden?", sagte er nun mit gereizter Stimme und man merkte dass er immernoch sauer auf mich war.
"Hör zu, es tut mir echt leid. Ich hab es wirklich übertrieben mit dem Alkohol und gar nicht mehr mitgekriegt, was ich mache. Ich wollte dir weder diese Frau ausspannen, noch mit der nach Hause fahren, glaub mir", versuchte ich mich zu entschuldigen.
"Vielleicht hättest du ja mal nachdenken können, bevor du sie so blöd von der Seite antanzt!"
"Ja, ich weiß, war scheiße von mir..tut mir wirklich leid."
"Naja passt schon, aber wenn du so was nochmal abziehst, dann werd' ich richtig sauer, verstanden?", drohte er schon fast schreiend.
"Ja Mario, ich reiß' mich nächstes mal zusammen!"
Nach dem Gespräch verabschiedeten wir uns. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, dass er meine Entschuldigung wirklich angenommen hatte und nicht mehr sauer war, aber wenigstens ging es mir nun ein bisschen besser.
Ich machte noch ein wenig Sport und ging dann schließlich duschen und ins Bett.
Am nächsten Morgen klingelte wie gewohnt mein Wecker.
Mein Arbeitstag verlief ziemlich ruhig und verging schnell.
Als ich um ca. 16 Uhr das Klinikum verließ und zu meinem Auto ging, wurde mir ziemlich kalt. Man, was ist denn das heut für'n beschissenes Wetter?, dachte ich. Daraufhin schaltete ich sofort die Heizung an. Als ich vom meinem Parkplatz fuhr sah ich jemanden auf dem Gehweg sitzen, der mir irgendwie bekannt vorkam. Frau Mondie! Kam mir sofort in den Sinn. Was macht die den hier? Und vor allem warum sitzt die wie so ein Häufchen Elend am Straßenrand? Vielleicht passt was mit ihrem Herzen nicht. Kurzerhand beschloss ich anzuhalten und ließ die Fensterscheibe des Beifahrersitzes herunterfahren. Sie schaute auf.
"Was machen Sie denn hier? Haben Sie mich denn so sehr vermisst?", fragte ich grinsend.
"Als ob ich Sie vermissen würde!", zickte sie zurück, "Ich hab keine Wohnung mehr und weiß nicht wo ich hin soll", fügte sie traurig hinzu. Soll ich sie mitnehmen? Nein das geht doch nicht sie ist meine Patientin! Aber ich kann sie hier bei diesen Temperaturen auch nicht einfach sitzen lassen!
"Steigen Sie ein", sagte ich schneller als ich über die Folgen dieses Satzes nachdenken konnte.
Sie schien ein wenig überrascht zu sein und nicht mit dieser Aufforderung gerechnet zu haben. Irgendwie hab ich ja auch nicht erwartet, dass es dazu kommt!
"Wirklich? Sie nehmen mich mit?", fragte sie schließlich.
"Ja! Legen Sie Ihre Koffer in den Kofferraum." Ich stieg aus und öffnete diesen. Schnell legte sie ihr Gepäck hinein und nahm schließlich auf dem Beifahrersitz Platz. Auch ich setzte mich wieder in mein Auto auf den Fahrersitz.
So Frank und was machst du jetzt? Jetzt hast du so ne arme Kirchenmaus in deiner Wohnung, die du wahrscheinlich so schnell nichtmehr los bekommst!, waren meine Gedanken. Ja, OK das ganze war unüberlegt aber es wäre schon irgendwie assozial gewesen, sie da sitzen zu lassen.
Im Auto herrschte nun eine unangenehme Stille während der Fahrt. Ich beschloss diese zu brechen.
"Hat sich denn das mit Ihrer Wohnung nicht geklärt?", fragte ich also.
"Sonst würde ich ja nicht auf der Straße sitzen, oder?", seufzte sie. "Ich bin, nachdem ich im Krankenhaus war, zu meiner Schwester Lara gezogen. Aber wir hatten Streit und dann hat sie mich rausgeschmissen", sagte sie verletzt.
"Das tut mir leid für Sie. Weshalb hatten Sie denn Streit?", wollte ich vielleicht etwas zu neugierig wissen.
"Ich will nicht darüber reden", antwortete sie knapp wobei sie rot anlief. Ich wusste zwar nicht, was an der Frage so peinlich war, aber ich ließ es einfach mal so stehen.
Ein paar Minuten später waren wir bei meiner Wohnung angekommen.
"So, da wären wir." Ich stieg aus und sie tat es mir gleich. Ich griff nach einem ihrer Koffer und meiner Arbeitstasche und machte mich dann auf den Weg zu meinem Haus.
Sie trug den anderen Koffer und erst dann fiel mir auf, dass sie echt wenig Zeug dabei hatte. Nachdem ich die Tür aufgesperrt hatte und den Flur meines Hauses betrat, stellte ich den Koffer ab und zog meine Schuhe aus. Sie tat das gleiche.
"Wollen Sie irgendwas trinken oder essen?"
"Ja, das wäre wirklich nett."
Ich brachte sie in mein Esszimmer und ging dann in die Küche, um ihr eine Semmel, Marmelade, Käse und Wurst zu holen.
"Nehmen Sie sich einfach was Sie wollen, ich gehe währenddessen duschen", waren meine letzten Worte, bevor ich sie zurückließ.
Ich vernahm noch ein leises "Danke", aber antwortete nicht mehr darauf. Als ich unter der Dusche war dachte ich über sie nach. Was hat die wohl falsch gemacht das ihr Leben immer noch beschissener wird? Naja, aber jetzt ist sie ja bei mir. Ich denke, das stört sie nicht. Wer würde auch nicht bei mir sein wollen?

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