Kapitel 21 - Ella

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"Ella wach auf! Du musst zur Arbeit", waren die ersten Worte, die ich heute hören musste. Ich seufzte genervt und wollte mich wegdrehen, aber Frank schüttelte mich, bis ich mich aufsetzte.
"Lass mich doch noch fünf Minuten! Ich bin so müde", jammerte ich, doch Frank sah mich streng an.
"Nein, dann verschläfst du noch. Komm, mach dich fertig, ich bin jetzt gleich weg", sagte er und ging aus dem Zimmer.
Ich hörte, wie er die Treppe runterlief und stand schließlich auf. So wie ich mich kenne würde ich wirklich verschlafen, wenn ich mich wieder hinlege.
Im Bad betrachtete ich mein Gesicht und trug etwas Schminke auf, allerdings nur wenig. Meine Haare band ich zu einen Zopf zusammen und ging nach unten.

"Bis später", verabschiedete sich Frank, der gerade das Haus verließ, als ich unten ankam. Zur Verabschiedung winkte ich und in der Küche schmierte ich mir dann eine Semmel mit Marmelade, wobei ich an gestern denken musste. Lange kann ich ihm echt nicht böse sein. Er ist einfach zu süß. Beim Gedanken an den Kuss musste ich lächeln. Es hat sich einfach richtig angefühlt. Vielleicht entwickelt sich da ja doch noch was.

Als die Semmel fertig war, setzte ich mich hin und gähnte müde. Es ist echt schwer nach so langer Zeit mal wieder in den Arbeitsalltag zu kommen, dachte ich mir, während ich in meine Semmel biss. Es war 06:20 Uhr und um sieben Uhr musste ich in der Arbeit sein. Da ich nur mit dem Bus zu dem Café kam, sollte ich aber schon in wenigen Minuten zur Bushaltestelle gehen. Das Ausschlafen vermisse ich jetzt schon.

Als ich eine Stunde später die Caféteria erreichte, wurde ich von einem jungen Mann, etwa um die 26 Jahre, in Empfang genommen.
"Guten Morgen, sind Sie Frau Mondie?", fragte er und reichte mir die Hand, welche ich annahm.
"Guten Morgen, ja, die bin ich."
"Sehr schön. Ich bin Herr Müller, aber Sie können mich gerne Leonard nennen", sagte er lächelnd. Höflich lächelte ich zurück.
"Danke, dann nennen Sie mich doch bitte Ella."
"Gut, kein Problem.  Sie sind hier als Bedienung angestellt, so wie ich, deshalb wurde ich Ihnen zur Einführung zugeteilt. Kommen Sie mit", erklärte er und lief in das Café.

Ich folgte ihm. Die Caféteria war relativ klein und gemütlich. Die Wände waren beige gestrichen und an einer Seite hing ein großer Spiegel, weshalb das Café größer wirkte. Gleich gegenüber dem Eingang war die Theke, an der viele verschiedene Kuchen standen und im Sommer gab es hier sogar eine kleine Eisauswahl. Auf den runden Tischen standen je eine Vase mit Blumen und eine Karte für Getränke. In der hintersten Ecke ging eine Treppe hinab, über der ein Schild mit der Aufschrift "WC" hing.

"Es ist schön hier", meinte ich begeistert. Leonard grinste mich an. "Ja, aber leider sind wir zum arbeiten hier, nicht zum Besuch. Obwohl, vielleicht lad' ich dich ja mal auf einen Kaffee ein."
Er zwinkerte mir zu und ich wurde etwas rot. Jetzt ist er aber schnell vom "Sie" auf "Du" gewechselt.. Naja, mir solls recht sein.
Jedoch erwiderte ich darauf nichts und zuckte nur mit den Schultern, woraufhin er mir einen kleinen Block und Stift gab.
"Darauf kannst du die Bestellungen notieren. Fragen?"
Ich schüttelte beneinend den Kopf.
"Gut, um 8 Uhr kommen die ersten Gäste. Bis dahin kannst du dich vorbereiten oder so", erklärte er. "Wir Angestellten dürfen uns vor 8 Uhr auch immer einen Kaffee machen. Lust?"
"Gerne, ich bin so müde!", lachte ich und er schenkte uns beiden einen ein. Er führte mich zu einem Tisch etwas weiter hinten im Raum und schob mir den Stuhl zurück wie ein Gentleman.

"Setz dich. Sag mal, wo hast du eigentlich davor gearbeitet?", wollte er interessiert wissen, während ich an meinem Kaffee nippte.
"Ähm... Naja, das war im Büro. Ich war im Finanzamt eingestellt", erwiderte ich unsicher. Eigentlich will ich darüber nicht so gern reden...
"Interessant!", meinte mein Mitarbeiter. "Wieso hast du denn gekündigt? Ist doch ein gut bezahlter Job, oder?"
"Ja, aber es war nicht mehr so meins", wollte ich mich herausreden, winkte dann aber ab. "Ist ja egal. Schau mal, es ist schon fünf vor!" Ich zeigte auf die Uhr, die über dem Eingang hing und stand auf. Er tat es mir gleich und gemeinsam räumten wir unsere Tassen auf, als die ersten Gäste schon eintrafen.

Um 16:15 Uhr war mein Arbeitstag vorbei und ich legte meinen Notizblock und den Stift in ein Fach, das ich in der Mitarbeiterabteilung bekommen habe. Mir gefiel mein neuer Job, ich hatte sehr nette Menschen kennengelernt, denn wenn wenig los war bekam man auch mal kurze Pausen und durfte sich unterhalten. Natürlich hatte ich heute auch schlecht gelaunte, unfreundliche Leute bedienen müssen, aber die Netten haben überwogen. Entspannt zog ich mir meine Jacke über, ich musste mich nicht beeilen, da die Bahn erst um 16:30 Uhr kam. Als ich mich auf dem Weg aus dem Café heraus machte, hielt mich Leonard kurz am Arm fest.
"Ella, warte mal kurz", bat er mich. Ich sah ihn fragend an.
"Hat dir der Tag gefallen?", fragte er und lächelte mich an.
"Oh ja, sehr gut sogar", antwortete ich fröhlich und lächelte zurück. Er wird mich doch wohl nicht nur deshalb aufgehalten haben?
"Freut mich", meinte er ehrlich und sah mich an. "Ähm, wollen wir vielleicht Nummern austauschen? Ich find' dich echt nett und dann können wir uns etwas mehr kennenlernen. Ist wahrscheinlich nicht so schlecht, schließlich arbeiten wir zusammen."
Leicht verlegen strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Klar, ich geb dir meine."

Als ich mein Handy aus meiner Tasche kramen wollte, bemerkte ich Frank, der am Eingang stand. Mein Herz machte einen Hüpfer. Wie süß! Er hat mir gar nicht gesagt, dass er mich abholen kommt. Deshalb lächelte ich ihn leicht an, nahm dann mein Handy in die Hand und diktierte Leonard die Nummer. Er schrieb aufmerksam mit und nickte dann.

"Super, danke. Dann bis morgen", verabschiedete er sich von mir und umarmte mich. Etwas überrascht umarmte ich ihn auch. Leonard ist echt nett!
Dann ging ich zu Frank und winkte Leonard zum Abschied. Ich sah, wie Frank diesem einen etwas misstrauischen Blick zuwarf, aber es war mir egal. Soll er halt auch mal neidisch sein. Leonard war so lieb zu mir!

"Danke fürs abholen!", sagte ich zu Frank, sobald wir im Auto saßen. "Freut mich wirklich sehr." Ich lächelte, was er erwiderte.
"Gerne. Ich dachte, an deinem ersten Arbeitstag überrasche ich dich einfach mal. Wer war eigentlich dieser eine Typ?"
"Leonard. Ein Arbeitskollege, der mir alles gezeigt hat. Wir haben uns gut verstanden", erwiderte ich und sah in sein Gesicht. Seine Miene regte sich nicht.
"Ah ok", antwortete Frank. "Dann ist ja gut."
Gerne hätte ich gewusst, was er sich dachte, aber ich ließ es und lauschte einfach der Musik im Radio, bis Frank bei "unserem" Haus anhielt und wir schließlich ausstiegen.

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Hallo Leute, wir hoffen euch gefällt das neue Kapitel :)
Was haltet ihr von Leonard? Seid ihr eher Team Frella oder Team Lella? xD

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