Kapitel 27 - Ella

393 15 7
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich auf, als die Sonne in mein Gesicht strahlte. Müde rieb ich mir die Augen und drehte mich um, wodurch mein Blick auf den Wecker fiel. Es war 7:13 Uhr.
7:13 Uhr? Scheiße, ich muss doch um 6:45 Uhr in der Arbeit sein!

Blitzschnell sprang ich aus dem Bett und zog mich in Windeseile um. Ich hastete die Treppen hinunter und ging in die Küche. Frank hatte mir kein Frühstück vorbereitet, weshalb ich noch im Kühlschrank suchen musste, um mir schnell etwas einzupacken. Nach kurzem Überlegen griff ich mir einen Schokopudding, warf ihn mit einem Löffel in die Tasche und lief aus dem Haus.

An der Bushaltestelle suchte ich auf dem Fahrplan nach dem nächsten Bus, jedoch fuhr der nächste erst um halb Acht. Ich komme definitiv viel zu spät... Eigentlich muss ich um 7 Uhr dort sein... Jetzt bin ich wohl erst um 8 Uhr da.
Seufzend setzte ich mich auf die Bank und kämmte meine vom Schlaf verknoteten Haare grob mit den Händen durch. Ich nahm mein Handy und sah 13 Nachrichten von Leonard.
Missmutig legte ich mein Smartphone wieder weg. Warum hatte mich Frank nicht geweckt? Er ist sicher noch sauer wegen gestern! Dabei hat er doch zuerst mit dieser Tusse geflirtet. Nur wegen ihm habe ich jetzt verschlafen. Aber was mache ich jetzt eigentlich wegen Leonard? Hoffentlich bildet er sich auf den Kuss nichts ein. Ich wollte doch nur Frank eifersüchtig machen...

Um kurz vor acht kam ich im Café an. Leonard kam auf mich zugelaufen.
"Da bist du ja! Was ist los, warum bist du so spät dran?", fragte er und umarmte mich schnell.
"Ich... Hab verschlafen. Tut mir... Leid", stotterte ich und stellte meine Tasche in der Mitarbeiterkammer ab. "Ist ja nicht so schlimm, ich habe mein Bestes gegeben", entgegnete Leonard lächelnd und nahm mein Gesicht in seine Hände. Irritiert ließ ich zu, wie er mir einen Kuss auf die Stirn gab. "Hast du Lust heute Abend mit mir Abendessen zu gehen? Morgen haben wir schließlich frei."
Ich drückte ihn unauffällig weg von mir.
"Ähm... Tut mir leid, heute habe ich absolut keine Zeit mehr."
Schnell drehte ich mich um und zog meine Schürze an.
"Okay, dann vielleicht morgen?", fragte er lächelnd und ich unterdrückte ein verzweifeltes Seufzen. Er bildet sich definitiv was auf den Kuss ein...
"Mal schauen", antwortete ich und lächelte leicht, bevor ich aus der Kammer stürmte und die erstbesten Kunden befragte, was sie denn trinken wollten.
Leonard ist wirklich nett und ich wäre bestimmt glücklich mit ihm an meiner Seite aber... Ich fühle nichts für ihn. Ich kann dauernd nur an Frank denken, verdammt!

Der Tag schien sich ins Endlose zu ziehen, bis endlich die letzten Kunden das Café verließen und ich mit Leonard das dreckige Geschirr in die Küche brachte. Ich fragte mich, ob Frank mich wohl abholen würde, obwohl er mich nicht geweckt hatte, doch meine Sorgen waren unbegründet. Sobald ich das Café verließ sah ich sein Auto auf dem Parkplatz stehen.
"Ella, warte!", rief Leonard noch und ich sah mich zu ihm um.
"Was?", fragte ich genervt und er merkte es.
"Also... Wegen morgen... Schreib mir doch noch, ob das geht", bat er und kam zu mir, um mich zu umarmen. Ich nickte und ließ die Umarmung zu, drückte ihn allerdings bald wieder weg.
"Mach ich. Bis dann", sagte ich, drehte mich um und lief zu Frank.

Während ich mich auf den Beifahrersitz setzte, bemerkte ich, wie verschwitzt und müde er aussah. Unter seinen Augen waren tiefe Augenringe zu sehen und seine Haare waren zerzaust.
"Danke fürs Abholen", meinte ich kühl und er nickte nur und fuhr los. Die ganze Autofahrt lang sagte keiner von uns ein Wort und ich las die neue Nachricht von Leonard.
"Vermisse dich jetzt schon wieder. Morgen haben wir frei und den ganzen Tag ohne dich... Ob ich das wohl aushalte? :(", schrieb er.

Ich verzog die Nase und legte mein Handy ohne Antwort weg. So gut kennen wir uns wirklich noch nicht!
Zuhause bei Frank erwartete ich, Frank würde wie immer in die Küche gehen und uns Essen machen, lag damit jedoch falsch. Ohne ein Wort machte er sich auf den Weg ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen.
Irgendwas stimmt nicht mit ihm!, dachte ich. So ist er sonst nie!
Etwas besorgt folgte ich ihm deshalb.
"Hey Frank, alles gut?", wollte ich vorsichtig wissen und er warf sein Handy aus der Hand, welches er gerade vom Tisch genommen hatte. Es gab einen dumpfen Knall von sich, als es auf dem Boden aufkam.
"Alles gut? Nichts ist gut", rief er laut aus, sodass ich zusammenzuckte. "Ich habe die OP heute verschissen!"
"Oh, das tut mir echt leid..."
"Der Patient liegt jetzt im Koma! Nachdem ich ihm eine Überdosis eines Medikaments gegeben habe und er einen Herzstillstand erlitt! Und alles nur wegen dir!", unterbrach er mich mit lauter Stimme und setzte sich auf. "Was werden die anderen Ärzte jetzt über mich denken?"

Alles nur wegen dir, schwirrte mir im Kopf herum. Verwirrt setzte ich mich zu ihm auf die Couch.
"Warum wegen mir?", fragte ich vorsichtig, um ihn nicht wieder zum schreien zu bringen.
"Verdammt, dieser Typ im Café! Was willst du von dem? Wieso küsst du den auf die Backe? Ich dachte nach unserem Essen wäre etwas zwischen uns, aber dann ignorierst du mich plötzlich und bist grundlos sauer", seufzte er nun leiser und sah mich verwirrt an. "Was sollte das alles?"
Mir wurde warm ums Herz, weshalb ich lächeln musste und dann umarmte ich ihn.

"Bin ich dem sexy Arzt wohl doch nicht ganz so egal, was?", neckte ich ihn. "Das tut mir echt leid", meinte ich dann ernster. "Es war nur... Ich hab dich vorgestern mit dieser Frau Wilmfrau gesehen, wie ihr euch unterhalten habt und das kam mir alles so... vertraut vor. Ich war viel-
leicht etwas eifersüchtig und als ich dich dann gestern am Café sah, wollte ich dich auch eifersüchtig machen."

Im Nachhinein kam mir diese Aktion etwas übertrieben vor, schließlich könnten sie sich ja auch ganz normal unterhalten haben, jedoch sah das Ganze wirklich schon eher wie flirten aus. Als ich Frank nun in die Augen sah, konnte ich einen belustigten Glanz darin sehen.
"Ach so ist das also", sagte er nachdenklich. "Du dachtest ernsthaft ich würde Mona genauso toll finden wie sie mich?"
Ich nickte unsicher und er grinste.
"Da kann ich dich beruhigen. Ihr nerviges mir Hinterherlaufen geht mir echt auf die Nerven", erwiderte er ehrlich.
Schweigend betrachteten wir beide unsere Füße. Wieso musst du immer so übertreiben Ella? Wo doch alles so einfach sein könnte!, dachte ich mir beschämt. Wenigstens haben wir uns jetzt ausgesprochen... Vielleicht wird jetzt alles so wie vorher. Schließlich scheint er ja doch etwas für mich zu empfinden...

----------------

Wir hoffen euch hat das Kapitel gefallen :)
Für alle die gerne wissen wollen wie es jetzt mit den beiden weitergeht haben wir tolle Neuigkeiten ;)
Es wird ein Weihnachtsspecial geben, das heißt an Heilig Abend und den beiden Weihnachtsfeiertagen wird jeweils ein neues Kapitel hochgeladen😄

Wir hoffen ihr seid alle gesund und freut euch auf Weihnachten mit Frank und Ella ;)
Bis Heilig Abend, wenn das nächste Kapitel online kommt!

HerzschmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt