Aufbruch

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Noch vor Sonnenaufgang stehen die Zwerge auf und wollen sich auf den Weg machen. Ein wenig überrascht bemerkt Thorin das die geheimnisvolle Fremede breits auf den Beinen ist und alles gepackt hatte. Als auch er schließlich alles beisammen hat tritt er als Erster aus der Tür. Verwundert blickt er auf das Mädchen welches sich auf einer Bank im Vorgarten niedergelassen hatte. Sie sieht auf einmal so unschuldig und zerbrechlich aus. Sie hat ihre Augen vor Genuss der ersten Sonnenstrahlen an diesem Tag geschlossen. Ihre blonden lockigen Haare leuchten gerade zu und erinnern den Zwerg an flüssiges Gold. Irgendetwas in ihm sagt ihm er müsse sie beschützen. Was dachte er denn da? Er kennt diese Frau nicht einmal! Kopfschüttelnd geht er die Treppe hinunter und weckt so das Mädchen aus ihren Tagträumen. "Guten Morgen" meint sie zu Thorin und springt fröhlich von der Bank.

Nach und nach kommen auch endlich die anderen Zwerge und Gandalf aus der Hobbithöhle und die Gemeinschaft konnte aufbrechen.

Sie reiten nun schon einige Stunden doch von dem Hobbit ist immer noch keine Spur zu sehen. "Beunruhigt Euch etwas meine Liebe?" Gandalf hatte sich zurück fallen lassen und reitet nun direkt neben dem Mädchen. "Ich frage mich nur wann der Hobbit hier auftauchen mag..." Wieder schaut sie nach hinten. Gandalf lächelt nur leicht über den Optimismus. "Ihr wollt also mit wetten?"klingt sich Kili zwinckernd ein. "Ich vertraue auf den kleinen Hobbit" meint sie mit fester Stimme. "Das deute ich als Ja" grinsend schaut der Zwerg sie an. Ein leichtes Lächeln kann sie auf Grund des jungen Zwerges nicht verhindern.

Nach einiger Zeit hört man hastige Schritte und der kleine Hobbit erscheint zwischen den Bäumen. Siegessicher lächelt sie den schwarzhaarigen Zwerg neben ihr an. Sie hatte Recht behalten und der Hobbit hat unterzeichnet. "Also wo bleibt mein Geld?" Mit hochgezogener Augenbraue und einem frechen Grinsen schaut sie zu ihrem Gegenüber. Dieser kramt mit deutlich schlechterer Laune als zuvor ein Säckchen Gold aus seiner Tasche. Lachend nimmt sie es entgegen und steckt es ein.

Nach einigen Stunden stoppt Thorin schließlich sein Pony und beschließt das die Truppe zwischen den Bäumen ein Lager aufschlagen soll. Schnell sind die Aufgaben verteilt und im Handumdrehen prasselt ein warmes Lagerfeuer in der Mitte des Lagers. Erleichtert setzt sich das Mädchen an das Feuer und legt den Kopf in den Nacken. "Nun wir wissen immer noch nicht viel über Euch..."beginnt Dwalin. Auch er misstraut der Fremden sie ist ihm einfach nicht ganz geheuer. "Also wer seid Ihr?" beendet sein Bruder Balin den Satz. "Ich habe viele Namen doch Ihr könnt mich gern Naira nennen." Sie neigt leicht ihren Kopf als Zeichen des Respekts. "Nun Naira... Woher stammt Ihr?" Sie schmunzelt "Ich komme von hier und von dort. Habe nirgendwo eine richtige Heimat." In den Blicken einiger spiegelt sich Verständnis sie alle wissen nur zu gut wie es ist keine Heimat zu haben. "Wie es scheint scheinen wir einige Gemeinsamkeiten zu haben" dankbar lächelt Naira Balin zu. Sie weiß das sie ihm vertrauen kann und anscheinend machte er auch den ersten Schritt zu einer gewissen Vertrauensbasis. "Legt euch nun schlafen..." Wie immer hat Thorin diesen befehlerischen Ton weshalb sich auch alle auf ihre Schlafplätze legen. Jedoch hört man immer mal wieder etwas Geflüster bevor schließlich auch dies zu Ende geht.

Kili und Fili sind nach einiger Zeit die Einzigen die noch wach sind. Zusammen sitzen sie am Feuer und halten Wache. "Meinst du wir können ihr vertrauen?" Filis Stimme bricht die Stille des Waldes und nachdenklich schaut Kili in an. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht." Auch Kili denkt darüber nach. Etwas in ihm wollte ihr vertrauen doch gab es dafür noch keinen Grund. " Wir werden wohl abwarten müssen und erst dann ein Urteil über sie fällen." Zustimmend nickt Kili.

Am nächsten Morgen sind die Gefährten wieder früh auf den Beinen. Sie wollen nicht zu lange an einem Ort verweilen. Den ganzen Tag reiten sie durch den Wald bis die ganzen Bäume ein bisschen weniger werden. Doch angenehmer wird die Landschaft auch nicht. Sie reiten den einen Hügel hinauf und der nächste erstreckt sich schon direkt dahinter. Bald jedoch scheint Thorin ein wenig Mitleid mit ihnen zu haben und stoppt auf einen Felsvorsprung. "Vorerst bleiben wir hier" Einstimmiges Kopfnicken kommt von der Gemeinschaft. Sie waren es Leid so lange zu reiten. Auch Naira ist glücklich über Thorins Entscheidung und vertritt sich endlich die Beine.

Der Abend bricht schnell herein und der Großteil legt sich schlafen. Von einem plötzlichen Geheule schreckt Naira aus ihrem Schlaf. "Was war das?" fragt Bibo leicht verängstlich. "Orks" antwortet ihm Kili. "Orks?" ungläubig schaut der Hobbit zu dem Zwerg. "Halsschlitzer. Dutzende sind da draußen. In den Leerenlanden wimmelt es nur so von ihnen" berichtet Fili. "Sie schlagen kurz vor Morgengrauen zu. Wenn alles schläft.Schnell und leise.Keiner schreit. Sehr viel Blut" bekräftigt Kili die Aussage. Ängstlich dreht Bilbo sich um. "Haltet ihr einen Orkangriff bei Nacht etwa für einen Spaß?" Thorin schreitet an seinen Neffen vorbei und schaut sie vorwurfsvoll an. "Wir haben uns nichts dabei gedacht" leicht senkt Kili den Blick. "Nein das habt ihr nicht. Ihr wisst nichts von der Welt" Thorin läuft bis zum Rand des Vorsprungs. Auf einmal tritt Balin an das Feuer. "Thorin hat mehr Gründe als die Meisten die Orks zu hassen..." Er fing an von der Schlacht um Moria zu erzählen. Lebhaft erinnert sich Naira an diese verhängnisvolle Schlacht. Ihr kommt es vor als würde sie wieder dort sein. Dutzende Orks und Zwerge starben an diesem Tag. Es war ein sehr verlustreicher Tag damals. Nicht nur für die Zwerge. Doch bevor sie weiter nachdenken konnte endete Balin mit der Erzählung. "Diesem Einen werde ich folgen... diesen Einen kann ich König nennen." Ehrfürchtig versammeln sich die Zwerge und sehen alle zu Thorin. Dieser dreht sich zu seinen Kameraden. Nun kann man sehen das seine Erscheinung wahrlich königlich ist...

Das verlorene MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt