Naira versucht sich zusammen zu reißen. Immerhin ist dieser Teil der Geschichte noch harmlos. "Nach diesem Abend wachte ich in einer Zelle auf. Sie war eng und dunkel. Ich sehe sie noch heute manchmal vor mir." Sie zuckt ein wenig zusammen. "Dieser Tag änderte alles in meinem Leben. Jeden Tag kam ein Ork zu mir und schleppte mich in einen Raum. Dort wartete der Hexenkönig schon auf mich. Er fing an mich zu schlagen oder verpasste mir mit einem Messer unzählige Narben. Manchmal musste ich auch hinhalten um seine Lust zu stillen." Beinahe ist Nairas Stimme nur noch ein Flüstern. Immer mehr Tränen fließen über ihr Gesicht. Mitfühlend nimmt Fili sie in den Arm. "Hey alles gut. Die Zeit ist vorbei. Du musst es mir nicht erzählen wenn dir das zu viel wird" Sanft streicht Fili über Nairas Rücken. Sie sieht auf "Doch ich will dir davon erzählen. Ich habe niemanden von allem erzählt was mir damals wiederfahren ist. Irgendwann muss ich das jemandem erzählen." Fili nickt verständnisvoll. "Die Tage vergingen und ich war wie betäubt. Ich spürte nicht einmal mehr den Schmerz. Also schrie ich auch nicht mehr. Doch das machte ihn nur noch wütender." Naira muss kurz schlucken. "Das ging irgendwann so weit das er in der Wut sein Schwert gegen mich erhob. Kurzerhand schnitt er mir die Kehle durch. Als seine Wut jedoch verging bereute er seine Tat. Durch tiefe schwarze Magie holte er mich zurück ins Leben. In meiner Naivität glaubte ich daran dass er nie wieder das Schwert gegen mich erheben würde. Doch ich lag falsch." Ein Schluchzen entweicht ihr und Fili nimmt sie noch fester in den Arm. Er konnte nicht fassen was sie ihm da alles erzählt. Nie hätte er sich ausgemalt das jemand so bösartig sein könnte und das das Opfer dies auch anscheinend alles überlebt.
"Am nächsten Tag brachte ich ihn wieder zur Weißglut. Dieses Mal erstach er mich mit dem Schwert. Wieder tat es ihm leid und holte mich zurück ins Leben. Immer und immer wieder machte er das. Ich kann dir gar nicht mehr sagen wie oft." Jetzt war es vorbei Naira brach innerlich zusammen und ließ sich gegen Fili fallen. Ungehemmt weint sie sich bei ihm aus. Zu lange hatte sie diese Erinnerungen tief in sich verbannt und geleugnet.
Immer wieder versucht Fili beruhigend auf sie einzureden und streicht sanft über ihren Rücken. Er kann einfach keine passenden Worte für sie finden. So etwas schreckliches sollte niemanden wiederfahren. Niemand hätte so etwas jemals verdient. Doch ahnt er nicht dass es noch schlimmer wird...
"Weißt wie schwarze Magie sich auf den menschlichen Körper auswirkt?" Immer noch hört man deutlich das Naira am Ende ist und doch merkt man ihr einen unbrechbaren Willen an. Fili schüttelt den Kopf. "Tiefe schwarze Magie kann man immer feststellen auch wenn man vielleicht nur einen kleinen Zauber durchgeführt hat. Sie greift deinen Seele an und nistet sich tief in dir ein. Man wird sie leider nie wieder los." Entsetzt sieht Fili zu Naira hinab "Bedeutet das etwa das deine Seele von schwarzer Magie vergiftet wurde?"
"Nicht nur vergiftet."Wieder senkt Naira traurig ihren Kopf "nach einiger Zeit merkte auch der Hexer dass ich mich veränderte. Nicht bloß körperlich sondern auch meine Seele. Sie wurde so dermaßen mit schwarzer Magie vergiftet das nur noch ein einziger dunkler Fleck übrig ist. Doch die schlimmste Folge davon ist dass der Hexer irgendwann nicht einmal mehr seine Magie gebrauchen musste um mich zurück in Die Welt der Sterblichen zu holen. Ich wurde zu oft aus der Welt der Toten gerissen dass ich sozusagen in beiden Welten existiere."Verwirrt unterbricht Fili Naira "Was meinst du damit?" "Stell es dir so vor mit dem einen Bein stehe ich hier in Mittelerde und mit dem anderen im Reich der Toten. Der Hexer hatte eine Art Verbindung der beiden Welten durch mich geschaffen." Obwohl Fili immer noch etwas verwirrt ist nickt er. "Jedes Mal wenn jemand stirbt merke ich das. Da seine Seele sozusagen durch mich in die Welt der Toten gelangen kann. Aber ich schweife ab. Dadurch das ich diese Art von Verbindung in mir habe kann ich nicht nur in einer Welt leben. Bedeutet ich kann weder in Mittelerde leben ohne den Tod zu spüren. Noch kann ich sterben und in das Reich der Toten. Das nutze der Hexenkönig aus und testete verschiedene Foltermethoden an mir. Oft endeten die mit meinem Tod. Das Schlimmste daran war jedoch das er gefallen am Tod fand und immer kreativer wurde um mich umzubringen. Ich erspare dir Einzelheiten" Naira erhebt sich ein wenig liegt aber weiterhin in Filis Armen. "Was jedoch sonderbar war manchmal wurde ich in einem anderen Körper 'wiedergeboren'. Unversehrt und immer als junge Erwachsene."
Kurz macht Naira eine Pause und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. Doch sie weint immer weiter und erzählt mit brüchiger Stimme weiter "Das Schlimme daran war das er versuchte mit Magie meine eigentlich Gestalt wiederherzustellen. Dadurch erschuf er jedoch nur ein Monster in mir. Mittlerweile kann ich es kontrollieren doch damals richtete ich großen Schaden dadurch an. Es brauchte viele Jahre und das Gefühl jemanden wirklich etwas zu bedeuten um es zu kontrollieren. Doch manchmal wenn ich jemanden töte versucht es die Kontrolle zu übernehmen. Das ist das was du in den Orkstollen gesehen hast. Zwar nicht die richtige Gestalt aber ein Anzeichen dafür." Wieder atmet sie einmal tief durch und fährt dann fort "ich kann dir nicht sagen wie lange ich dort gefangen war. Doch eines Tages ging die Tür meines Verließes auf und es stand kein Ork vor mir. Sondern ein Elb. Er nahm mich mit und führte mich nach Bruchtal. Wie sich herausstellen war es Elrond der mich damals befreit hatte. Durch ihn habe ich es geschafft wieder ein normales Leben zu führen. Er hat mir gezeigt das es in dieser Welt auch schöne Dinge gibt für die es sich lohnt zu leben. Ich habe viel Zeit in Bruchtal verbracht und Elrond ist wie ein Vater für mich geworden. Doch irgendwann hielt ich es dort einfach nicht mehr aus ich musste Mittelerde sehen. Deshalb ziehe ich umher mein Ziel ist es jeden Fleck von Mittelerde einmal zu sehen."
Nun lächelt Naira doch ein wenig."Elrond gab mir auch diese Kette. Ich habe gemerkt das ich dadurch wieder meine alten Gestalten annehme kann. Ich bin so glücklich darüber. Endlich habe ich eine gewisse Macht über diesen Fluch. So jetzt kennst du meine Geschichte" unsicher sieht sie Fili an. "Ich weiß gar nicht was ich sagen soll" meint dieser und nimmt sie einfach nur in den Arm. Naira ist jedoch so erschöpft das sie schon bald an Filis Schulter einschläft.
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Das verlorene Mädchen
FanfictionWir alle kennen die Geschichte von Thorin Eichenschild und seiner Gemeinschaft um den Erebor zurück zu erobern. Doch was viele nicht wissen ist, dass sie nicht allein unterwegs waren und die Geschichte ein wenig anders verlaufen ist. Niemand weiß we...