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"Eren! Seit drei Monaten hängst du jetzt hier faul rum und tust nichts! Entweder du suchst dir jetzt einen vernünftigen Arbeitsplatz oder ich streiche dir dein Taschengeld!" Das waren die letzten Worte, die ich von der Standpauke meiner Mutter vernahm, bevor ich die Tür meines Zimmers zu knallte und mich auf's Bett schmiss.
Verdammt. Sie hatte ja recht. Seit ich meine Schule beendet und mein Abitur bekommen hatte, war ich nur Zuhause am gammeln. Nicht mal meine Freunde hatte ich in der Zeit besucht. Nun ja. Wirklich Gelegenheit dazu hatte ich auch nicht...Die hatten sich immerhin alle bereits in der Schulzeit einen Aushilfsjob oder ähnliches gesucht, damit sie nach Beendigung ihrer Schulaufbahn direkt Geld verdienen konnten.
Außer ich. Ich dachte mir damals, ich müsste erst einmal ein wenig Zeit zum Chillen haben. Ja. Und dieses 'ein wenig Zeit' zog sich nun bereits über drei Monate.
Eigentlich hatte ich ja vor, ein Studium zu beginnen. Das Problem war nur, dass ich absolut keinen Plan hatte, WAS ich studieren sollte...Es gab einige Sachen, die mich interessierten. Allgemein bezieht sich dies dann aber wohl auf Sport und Gesundheit/Fitness. Und dennoch war ich mir nicht sicher, ob ich, nachdem ich studiert hatte, auch mein Leben lang den Tätigkeiten des jeweiligen daraus resultierenden Berufs nachgehen wollte...Deswegen hatte ich mich - ebenso wie viele meiner Freunde - dazu entschieden, ein Jahr zu warten, bevor ich mit dem Studium beginne. In diesem Jahr hatten wir uns vorgenommen, uns entweder etwas Soziales wie ein freiwilliges soziales Jahr, Work and Travel, oder eben einen Job zu suchen. Und ich war der einzige, der bis jetzt nur auf seinem Hintern gesessen und Däumchen gedreht hat...
"Eren! Kommst du mal bitte runter?", schallte die Stimme meines Vater durch die geschlossene Tür.
Oh nein...Bestimmt bekomme ich jetzt wieder einen heiden Ärger, weil ich Mama so angemault habe...Da hatte ich jetzt nicht unbedingt Lust drauf...
Aber meinem Vater zu widersprechen, könnte mein Todesurteil sein. Also richtete ich mich auf und trottete aus meinem Zimmer die Treppe hinunter.
Ich sah bereits, wie Mama und Papa gemeinsam am Esstisch saßen und auf mich warteten. Doch bevor sie mich bemerkten und ich mir ihre Belehrungen anhören musste, kam ich ihnen zuvor und sagte schnell: "Es tut mir wirklich leid, dass ich dich eben so angefahren habe, Mum. Und auch, dass ich die Tür geknallt habe! Wirklich!"
Es klang schon fast bettelnd, wie ich diese Sätze über meine Lippen brachte.
Direkt schauten beide in meine Richtung. Doch ihr Blick war keineswegs verärgert. Er war eher...erwartend? "Eren, mein Junge", fing mein Vater an und zog den Stuhl neben sich zurück, um mir zu signalisieren, ich solle mich auf diesem niederlassen, "Ich habe gerade schon mit deiner Mutter gesprochen. Du sitzt nun schon seit drei Monaten jeden Tag in deinem Zimmer, gehst kaum noch raus und hast wirklich so gar keinen sozialen Kontakt mehr!"
Während er mir dies sagte, pflanzte ich mich neben ihn, schaute ihn aber nicht an, sondern blickte ein bisschen beschämt auf meinen Schoß.
Meine Eltern und ich hatten ein wirklich gutes Verhältnis zueinander und es kam nicht oft vor, dass wir stritten. Weswegen diese Situation nun mehr als unangenehm für mich war. Vor allem, da die Worte meines Vater natürlich auch der Wahrheit entsprachen.
"Und deshalb...", setzte er erneut an und drehte meinen Kopf zu ihm, sodass ich ihn gezwungenermaßen ansehen musste, "habe ich die Initiative ergriffen und dir einen Job besorgt."
Meine Augen weiteten sich etwas. Einen Job? Wirklich? Wie hatte er so schnell einen gefunden? Und am wichtigsten war: was für einen? Einen Langweiligen als Bibliotheks-Aushilfe, bei dem ich den ganzen Tag Bücher einräumen und still sein muss?
"W-wie? Im ernst?", fragte ich dann doch noch einmal ungläubig nach.
Er nickte und sah zu meiner Mutter rüber, die ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen hatte. Sie schien sich zu freuen, dass ich nun endlich mal wieder das Haus verlassen würde.
"Und was für einen? Wo hast du den denn so schnell herbekommen?", wollte ich nun wissen.
"Kennst du noch Erwin?" - "Erwin...ehm...Smith?" - "Ja, genau den. Ich habe ihn eben auf der Straße getroffen. Wir haben uns ein bisschen unterhalten und er fragte, was du denn jetzt nach der Schule so treiben würdest. Als ich ihm erzählte, dass du den ganzen Tag nur Zuhause rumhängen würdest, lachte er und machte mir ein unschlagbares Angebot, welches aber auch nur ganz exklusiv für dich gilt, Eren!
Erwin ist der Leiter einer Physiotherapie-Praxis und er hat vorgeschlagen, dich als Aushilfe auf 450€- Basis einzustellen. Ich habe natürlich sofort zugesagt!", erklärte mein Vater stolz.
Physiotherapie? Ich als Aushilfe? 450€? Klingt nicht schlecht. Definitiv nicht.
"Was sagst du dazu, Eren?", schalltete sich auch meine Mutter in das Gespräch ein, "Du findest Gesundheit und den ganzen Kram doch so toll. Und außerdem hilfst du Menschen wahnsinnig gerne! Wäre das nichts für dich?"
Ich richtete meinen Blick auf sie. Sie hat recht. Menschen zu helfen, oder mit ihnen zusammen zu arbeiten, fand ich schon immer toll. Und dann war es auch noch ein Job, bei dem ich mit Sport und Gesundheit in Berührung komme!
Nun breitete sich auch auf meinem Gesicht ein Lächeln aus.
"Ja, das klingt wirklich gut!", bestätigte ich ihre Aussage.
"Perfekt. Dann kann ich Erwin schreiben, dass du morgen pünktlich um 8 Uhr da bist", mein Vater klatschte in die Hände und stand auf, um sein Handy zu holen. Doch ich stockte kurz.
"Morgen schon?", fragte ich ein wenig überrascht. Und dann auch noch um 8! Können die nicht erst um 12 aufmachen oder so? Da bin ich wenigstens halbwegs ausgeschlafen...
"Ja, aber natürlich morgen schon! Was denkst du denn? Dass wir dich hier weiter rumgammeln lassen? Vergiss es", während er das sagte, tippte er bereits die Nachricht an Erwin. Mir entwich ein leises Seufzen und meine Mutter legte ihre Hand auf meine. "Keine Sorge, Schatz. Deine neuen Arbeitskollegen sind bestimmt alle total nett und werden dich herzlich in ihr Team aufnehmen", sie lächelte mich an.
Naja. Das war eigentlich mein kleinstes Problem, da ich normalerweise mit jedem Menschen gut klar kam. Aber das frühe Aufstehen...Uff...

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Sooo. Das war der erste Teil.
Ich hoffe sehr, dass euch diese Fanfiction gefallen wird. 😊
Dann noch weiterhin viel Spaß beim lesen.

The guy I'm working with / Ereri (Ger)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt