Kapitel 2

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Daniel

„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte mich Cooper, als ich völlig fertig vor seiner Wohnungstür stand. Ich musste schrecklich aussehen. Die letzten Stunden hatte ich einfach nur geweint und das hatte definitiv Spuren auf meinem Gesicht hinterlassen.

„Kann ich reinkommen?“, fragte ich meinen besten Kumpel, ohne eine weitere Erklärung abzugeben.

„‘Türlich“, sagte Cooper mit besorgtem Gesichtsausdruck.

Ich folgte ihm in sein Appartement. Es lief Fußball, wie es bei ihm fast immer der Fall war. Ich nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Cooper sah mich nun schockiert an. Er begriff sofort, dass ich wirklich ein Problem hatte, denn sonst hätte ich niemals ein Fußballspiel weggeschaltet. Daraufhin verschwand er kurz in der Küche und kam Augenblicke später mit zwei Bier wieder. Er reichte mir eins.

„Und jetzt erzähl, was los ist!“, forderte er mich auf und ließ sich neben mich auf die Couch fallen. „Du siehst echt scheiße aus!“

Das war leichter gesagt als getan. Cooper wusste von nichts. Niemand wusste etwas. Als Marlie damals schwanger wurde, hatte ich es für mich behalten. Selbst meine Familie hatte keinen blassen Schimmer. Am Anfang hatte ich einfach Angst vor den Reaktionen gehabt und nachdem ich abgehauen war, schämte ich mich für meine Handlung. Die ganze Zeit über war es mein dunkles Geheimnis gewesen und nun war ich mehr oder weniger gezwungen es zu offenbaren.

Cooper sah mich erwartungsvoll an.

„Bitte verurteile mich nicht für das, was ich dir gleich sagen werde, okay?“

Ich wusste, dass ich nicht gerade gut dastehen würde, nachdem ich gleich erzählen würde, dass ich meine schwangere Freundin hatte sitzen lassen.

„Okay“, sagte Cooper zögernd.

Ich atmete noch einmal tief ein. Es war Zeit mit jemandem darüber zu sprechen. Ich hatte viel zu lange geschwiegen und Cooper war mein bester Freund. Ich konnte mit ihm über alles reden und ich hoffte, dass er Verständnis für mich aufbringen würde.

„Ich bin Vater“, sagte ich knapp. Ich wartete gar nicht auf seine Reaktion, sondern sprach einfach weiter. „Ich habe zwei Kinder. Es sind Zwillinge. Ein Junge und ein Mädchen. Sie sind vier Jahre alt.“

„Wirklich jetzt?“, fuhr er ungläubig dazwischen.

Er fixierte mich mit seinem Blick und ich wusste, dass er überprüfte, ob das hier ein Scherz war. Wir hatten durchaus den Hang dazu uns gegenseitig ziemlich derbe Streiche zu spielen, doch das hier war ausnahmsweise mal ernst. Cooper hatte ja keine Ahnung, was ich ihm gleich noch alles offenbaren würde. Die Tatsache, dass ich zwei kleine Kinder hatte, war vergleichsweise harmlos, wenn man bedachte, dass die Mutter sterbenskrank war.

„Ja, ich bin Vater“, wiederholte ich mich um ihm klar zu machen, dass es kein Scherz war.

Es war seltsam diese Worte auszusprechen, immerhin war es das erste Mal, dass ich sie offen sagte. Coopers Kinnlade klappte nach unten. Das hatte er nicht erwartet.

„Warum hast du das nie erzählt?“, beschwerte er sich sofort.

„Ich habe sie damals im Stich gelassen. Ich bin einfach abgehauen und naja, da bin ich nicht gerade stolz drauf“, erklärte ich.

Cooper begann seine Stirn zu runzeln. Ich wusste genau, dass er mich doch ein wenig dafür verurteilte, auch wenn er versuchte es zu überspielen.

„Du hast sie wirklich einfach verlassen, obwohl du wusstest, dass sie schwanger war? War sie nur ein One Night Stand oder was war sie?“, fragte er nun neugierig und nahm ein Schluck von seinem Bier.

Regentanz - Piper Award EntryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt