Kapitel 16

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Daniel

Da heute schönes Wetter gewesen war, hatten wir den gesamten Tag an der frischen Luft verbracht. Während ich mit den Kindern begonnen hatte, ein Baumhaus in meinem Garten zu bauen, hatte Marlie uns von einer Decke auf der Wiese stets beobachtet. Auch wenn sie nicht direkt an der Aktivität teilnehmen konnte, war sie doch nicht ausgeschlossen. Sie half dabei die Bretter bunt anzumalen und gab kreative Tipps bei der Gestaltung des Hauses. Wir lachten erstaunlich viel an diesem Tag. Immer wieder schwärmten die Kinder von der tollen Hochzeit und wie hübsch ihre Mutter ausgesehen hatte. Ich genoss jeden Moment, in dem ich Marlie und die Kinder lächeln sah und das kam überraschend oft vor. Es fühlte sich so an, als wären wir eine richtige Familie. Vater, Mutter, Sohn und Tochter. Man hätte fast meinen können, dass wir für ein paar Augenblicke einfach vergessen hatten, dass wir schon bald nicht mehr in dieser Konstellation hier sitzen konnten.

Am Abend holte ich dann ein paar Knicklichter aus dem Haus.

„Was willst du denn damit?“, fragte Marlie etwas verwundert.

„Wart nur ab!“, sagte ich vielversprechend.

Ich begann bestimmt ein Dutzend Knicklichter zu brechen, sodass sie zu leuchten begann. Dann vermischte ich ein wenig Spülmittel mit Wasser. Anschließend schnitt ich die Knicklichter auf und kippte den Inhalt zu der Spülmittelwasserlösung. Alles unter der strengen Beobachtung von Marlie, der die Skepsis ins Gesicht geschrieben war. Für sie sah das ganze einfach nur nach einer riesigen Sauerei aus, doch gleich würde sie sehen, was ich damit bezweckte. Ich holte einen Seifenblasenstab aus meiner Hosentasche und tunkte ihn in die Lösung. Dann pustete ich durch ihn hindurch und augenblicklich flogen leuchtende Seifenblasen durch den dunklen Garten. Meine Mutter hatte das früher immer mit uns gemacht.

„WOW!“, sagte Alex sofort begeistert. „Ich will auch!“

Ich gab ihm den Stab und zeigte, wie er es zu machen hatte. Emma kam ebenfalls neugierig zu uns gelaufen und tat es ihrem Bruder gleich. Am Anfang pusteten sie noch so doll, dass keine Blase entstand, doch irgendwann hatten sie den Dreh raus.

„Ihr dürft das aber nicht in den Mund nehmen“, mahnte ich sie, woraufhin beide nickten. Durch den ganzen Garten flogen nun lumineszierende Seifenblasen.

„Das sieht magisch aus“, sagte Emma völlig fasziniert und hüpfte über die Wiese.

Sie hatte Recht. Ich fühlte mich fast ein wenig wie bei Avatar.

Die Kinder rannten glücklich durch den Garten und versuchten ihre eigenen Seifenblasen zu fangen. Marlie und ich saßen nebeneinander auf der Decke und beobachteten sie. Ich legte meinen Arm um sie und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Sie begann glücklich zu lächeln. Und ich hatte das Gefühl, dass sie es nicht nur spielte, sondern dass sie in dem Moment wirklich glücklich war. Es war schön zu sehen, wie sich die Kinder an den leuchtenden Seifenblasen erfreuten. So unbeschwert sollten Kinder leben und nicht mit der Last, dass ihre Mutter bald sterben würde.

„Ich liebe dich!“, hauchte sie mir ins Ohr.

„Ich liebe dich auch!“, erwiderte ich ihre Liebeserklärung und es fühlte sich ganz natürlich an das zu sagen. Sie legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab.

„Singst du mir was vor? Ich liebe es, deine Stimme zu hören.“

„Na klar. Irgendwelche Wünsche?“

„Erinnerst du dich noch an den Song, den wir neulich geschrieben haben?“

Wie könnte ich den vergessen? Ich begann ihn zu singen. Aufmerksam lauschte sie meinen Worten und schmiegte sich näher an mich.

Regentanz - Piper Award EntryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt