Kapitel 23

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Daniel

Ich hatte gehofft, dass sich die Situation entspannen würde, wenn ich Emma und Alex aus dem Kindergarten abholen würde, doch dem war nicht so. Sie beachteten mich einfach nicht. Mir begann das alles über den Kopf zu wachsen. Zwei sture Kinder und eine Schwangerschaft waren einfach zu viel mich. In meiner Verzweiflung rief ich Mum an. Für gewöhnlich hatte sie immer einen guten Rat. Immerhin war sie Mutter von vier Kindern. Da hatte sie doch sicherlich einen Tipp wie ich zumindest meine Kinder dazu bringen konnte mit mir zu sprechen.

„Was gibt’s?“, meldete sie sich. „Mit den Kindern alles gut?“

„Nein“, sagte ich klar und deutlich. „Nichts ist gut!“

Ich hatte keine Kraft um irgendetwas schön zu reden.

„Was ist los?“, fragte sie sogleich besorgt.

„Setz dich lieber“, bereitete ich sie schon vor, denn sie würde gleich erfahren, dass sie erneut Oma werden würde.

„Daniel, du machst mir echt Angst!“

Es war besser, wenn ich sie nicht weiter auf die Folter spannte.

„Sitzt du?“

„Ja.“

„Annie ist schwanger. Ich werde noch einmal Vater. Ich will, dass sie bei mir einzieht und deshalb wollte ich sie gestern den Kindern vorstellen, doch es ist alles schief gegangen. Ich habe sie angeschrien. Ich hab echt blöd reagiert. Mir war es einfach so wichtig gewesen, dass sie Annie mögen und als das nicht geklappt hat, bin ich wütend geworden. Ich war so ein Idiot und jetzt reden die Kinder nicht mehr mit mir. Seit gestern Morgen halten sie das schon durch. Das macht mich echt fertig“, sprudelte es unkontrolliert aus mir heraus. Ich war mir nicht sicher, ob sie alles verstanden hatte, denn ich hatte ohne Punkt und Komma geredet.

„Was?“, fragte sie ungläubig in den Hörer. Ihre Stimme klang zittrig.

„Sie ist schwanger“, wiederholte ich die Kerninformation. „Annie hat es eine Woche nach unserer Trennung herausgefunden. Vorgestern hat sie mir es erzählt. Ich denke, dass es der Hauptgrund ist, warum sie wieder zu mir kam.“

„Oh mein Gott, Daniel. Was machst du nur immer, Kind?“, jammerte sie nun.

Das fragte ich mich auch. Ich hatte keine Ahnung, warum mein Leben im Moment nicht zur Ruhe kam.

„Ich weiß, es geht zurzeit bei mir drunter und drüber, aber hast du irgendeine Ahnung, wie ich Alex und Emma dazu kriege, dass sie wieder mit mir sprechen?“

„Die kriegen sich schon wieder ein. Lass ihnen einfach Zeit! Erzähl mir lieber, wie es mit Annie weitergehen soll!“

An ihrer Tonlage hörte ich, dass die Nerven meiner Mutter blank lagen. Ich war schon immer das Problemkind der Familie gewesen und ganz offensichtlich würde sich das auch nicht so bald ändern.

„Naja, ich hoffe, dass wir es schaffen eine Familie zu werden. Sie, Alex, Emma, das ungeborene Kind und ich. Aber im Moment schalten die Kinder auf stur. Ich weiß nicht mehr weiter.“

„Okay, Schatz. Hör zu! Ich bin in zwei Stunden bei dir. Und dann versuchen wir für alles ganz in Ruhe eine Lösung zu finden. Ich glaube, ich kann dir vor Ort besser helfen.“

„Danke Mum. Du bist wirklich die Beste!“

Ich brauchte sie jetzt wirklich.

„Ich bin immer für dich da! Das weißt du doch!“

Ich war so froh, dass Mum bereit war nach London zu fahren. Die Kinder saßen den Nachmittag über in ihrem Kinderzimmer, das wir in den letzten Wochen gemeinsam eingerichtet hatten und spielten mit Kuscheltieren, die sie aus ihrer alten Wohnung mitgenommen hatten.

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