Kapitel 12

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Noch am selben Abend wollte ich mehr über diese Gangster herausfinden. Sie ließen mich immernoch nicht los. Immerhin waren sie noch immer auf freiem Fuß. Dazu musste ich ein hohes Risiko eingehen: Ich wollte diese Nacht in die örtliche Polizeistation einbrechen. Vielleicht hatten sich Bärti und Blondi schon mal etwas zuschulde kommen lassen. In der Polizei hatten sie doch solche Verbrecherkarteien. Es war 22.00 Uhr, und ich gab vor, ins Bett gehen zu wollen. Eigentlich erzählte ich meinen Eltern immer alles, was ich so gefährliches als Superheld trieb, aber sie würden bestimmt nicht erlauben, dass ich mitten in der Nacht in eine Polizeistation einbreche. Es war schon dunkel, was eine gute Tarnung abgeben würde. Meinen Anzug zog ich nicht an, das könnte vielleicht auffallen. Ich wollte lieber vorsichtig sein, denn wenn ich erwischt werde, dann ist es bestimmt aus mit dem Superheldin sein. Als ich mir sicher war, dass meine Eltern sich auch schlafen gelegt hatten, stieg ich leise aus dem Bett. Zum Glück hatte mein Zimmer ein Fenster. Ich ging (oder eher sprang) den altbekannten Weg über den Schuppen, den ich schon einmal benutzte, als ich nicht entdeckt werden wollte. Die Polizeistation war ungefähr zehn Straßen weiter. Ich sprang auch nicht über die Dächer, weil das wieder auffallen würde und ich außerdem mein Superheldenkostüm eben nicht anhatte. Ich lief also. Die Straßen nachts von unten sahen bei weitem nicht so schön aus, wie von oben. Es war leicht kühl heute und es herrschte ein bißchen Wind, obwohl Sommer war. Nach zehn Minuten kam ich dort an. Die Tür war natürlich verschlossen. Hatte ich auch erwartet. Ich hatte extra Handschuhe mitgenommen, damit man meine Fingerabdrücke nicht erkennen konnte. Als ich dann auch noch einen Dietrich herausholte, fühlte ich mich richtig wie eine Kriminelle. Aber es war für einen guten Zweck. Den Dietrich hatte ich aber gerade erst für diesen Einsatz gekauft. Vorher hatte ich ihn nicht benutzt. Trotzdem hatte ich große Gewissensbisse. Ich benutze den Dietrich erfolgreich und trat in die Station. Hoffentlich hatten die hier keine Überwachungskameras. Vorsichtshalber zog ich die Kapuze meiner Jacke runter. Ich ging durch den Empfang durch und setzte mich an den nächst besten Computer. Ich wusste nicht genau,
was ich in die Verbrecherkartei eingeben sollte. Ich kannte ihre Namen ja nicht. Die wollte ich ja gerade herausfinden. Am besten auch ihre Adresse. Ich gab einfach mal dick, bärtig, schwarze Haare, ein. Der Computer lud eine Weile und dann erschienen mehrere hundert Ergebnisse. Mist, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich suchte mal nach den anderen, Blondi. Vielleicht hatte ich ja da mehr Glück. Dazu gab ich blond, kurze Haare ein. Aber jetzt erschienen sogar noch mehr Ergebnisse. Wenn ich hier nichts fand, war das Einbrechen hierher völlig umsonst. Ich würde riesen Ärger bekommen, wenn sie mich erwischten, und ich wäre an der Sache nicht weitergekommen. Vor der Polizeistation hörte man ein Geräusch. Das war bestimmt ein Auto, dachte ich mir. Mir fiel etwas besseres ein, was ich eingeben könnte. Nämlich Einbruch, Labor, Montag, 15. Juli 2020. Und dann kam tatsächlich etwas brauchbares. Ich klickte auf einen Bericht. Darin stand bisher nur das, was ich selber schon wusste. Dann klickte ich auf Ermittlungen. Und darin fand ich einen Ordner, wo 'wahrscheinlich Täter' drauf stand! Ich öffnete den Ordner und sah direkt ein Bild von Blondi! Ich schnappte mir einen Zettel und schrieb seinen Namen auf. Er hies Marcus Pichler. Seine Adresse hatten die Polizisten bisher leider noch nicht rausgefunden. Naja, vielleicht wussten sie ja die von Bärti. Ich scrollte nach unten und fand ein Bild von ihm. Als ich seinen Namen sah, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er hies Garfield Tanner. Er hies tatsächlich so wie der dicke Kater aus den Comics. Unter dem Namen stand sogar eine Adresse. Er wohnte hier in der Stadt. Birkenweg... Weiter kam ich nicht, denn ich hörte Stimmen an der Tür. ,,Die Tür ist offen!", stellte eine fest. Ich musste mich verstecken! Ich durfte nicht gesehen werden! Aber ich musste noch die vollständige Adresse von Bärti, der Garfield hies, herausfinden! Jemand von den Personen vor der Tür machte sie nun auf und ging rein. Als wäre das nicht schon genug, wurde auch noch der Bildschirm schwarz. Hektisch bewegte ich die Maus und der Bildschirm ging wieder an. Die Person war schon am Lichtschalter. Gleich würde sie das Licht anschalten und mich entdecken! In letzter Sekunde schrieb ich mir die Hausnummer auf, nahm das Papier und verschwand in meiner Not unter den Tisch. Die Person schaltete eine halbe Sekunde danach das Licht ein. Das war knapp! Man konnte sehen, dass es eine Frau war. Sie wurde von einem Mann in Polizeiuniform begleitet. ,,Hier war jemand! Ich habe vom Haus gegenüber gesehen, wie jemand hier rein ging", sagte dir Frau. ,,Ha", rief sie und schaute unter den Nebentisch. ,,Da ist nichts", beschwerte sich der Polizist, ,,Sie haben mich tief aus dem Schlaf geholt, Mann!" Jetzt wirkte die Frau beleidigt und sagte zu ihm: ,,Will die Polizei denn nicht wissen und verhindern, dass bei ihnen eingebrochen wird? Ist es nicht Ihre Aufgabe, das Präsidium zu bewachen? Ich könnte Sie anklagen, dass Sie Ihren Posten verlassen haben!" ,,Na gut, dann schauen wir doch mal", willigte der Mann ein, der nun wohl etwas eingeschüchtert war. Erschreckt nahm ich wahr, dass ihre Füße sich auf mich zu bewegten. ,,Schauen Sie doch mal unter diesen Tisch", befahl die Frau. Oh, nein! Der Polizist näherte sich und bückte sich. Ich konnte nicht hinsehen, so aufgeregt war ich gerade. ,,Aha! Da ist ja jemand", rief er aus. Sie hatten mich entdeckt! Niemand sagte erwas zu mir. Dann bemerkte ich erst, dass sie gar nicht mich meinten, sondern eine Katze, die wohl durch die Tür, die ich dummerweise offen gelassen hatte, kam. Sie war meine Rettung. Die Situation war wie in einem schlechten Krimi, bei denen solche Zufälle den Detektiven immer das Leben retten. Von nun an waren Katzen meine absoluten Lieblingstiere! Ich werde nie wieder sagen, dass Garfield (also die Katze aus dem Fernsehen) dick ist. ,,Da haben Sie ihren Einbrecher", sagte der Polizist vorwurfsvoll und ging raus. ,,Und die Tür!? Wie hat die Katze die aufbekommen!?", schrie die Frau ihn hinterher. ,,Das ist wohl der Fehler neiner Kollegen gewesen. Hat wohl einer aufgelassen. Kommen Sie, wir sollten jetzt alle schlafen", sagte der lustlose Polizist nur. Als ich sicher war, dass beide Personen weg waren, suchte ich einen Hinterausgang und ging wieder raus. Nun hatte ich die Adresse von Bärti. Den wollte ich auf jeden Fall noch einen Besuch abstatten!

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