Kapitel 26

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Dass die drei flohen, hatte ich wirklich nicht erwartet. Ich hatte gedacht, dass Colin für seine Ehre bis zum letzten Tropfen Blut kämpfen würde. Ich schaute die Schlucht hinunter. Ganz schön tief! Ich konnte die Gangster nur noch stoppen, indem ich runter springen würde. Im Laufen würde ich sie niemals einholen. Geschätzt war die Höhe der Schlucht zwanzig Meter. Ein Sprung wäre für einen normalen Menschen tödlich. Aber ich war nicht normal... ,,Okay, ich machs. Ich machs!", kündigte ich an. ,,Du machst was?", fragte Marlene, ,,Du meinst doch nicht etwa..." ,,Ich springe!" ,,Wir helfen dir", schlug Kerstin vor. ,,Nein, das geht nicht", sagte ich, ,,Ihr könnt da nicht runter. Ihr würdet das wirklich nicht überleben!" Es folgte eine weitere Diskussion, doch meine Freunde hatten eingesehen, dass ich recht hatte. ,,Wir helfen dir so gut wir können" Till hob den Daumen, um mich zu unterstützen. ,,Gut" Nun war ich fest entschlossen. Wieder überkam mich das Gefühl der Superpower. Ich musste komplett auf sie vertrauen. Das würde sich als schwierig herausstellen, denn ich hatte sie gerade erst kennengelernt. Doch irgendwie war sie nun ein Teil von mir. Ich war ein Superheld! Ich hatte Superpower! Komischerweise fiel mir dazu das Lied 'I' ve got the power!' ein und bekam davon einen Ohrwurm, den ich nicht mehr loswurde. Dennoch konnte nichts mich mehr stoppen. ,,Nat, warte!" Es war Till, der mich unterbrach. Er hatte mich 'Nat' genannt. Sonst taten das nur meine allerengsten Freunde. Oder zählte er schon dazu? ,,Was ist denn, Till!? Wir müssen..." fing ich genervt an, doch er unterbrach mich. Denn auf einmal küsste er mich. Ich war ganz schön überrumpelt. Mit Gangstern hatte ich es schon aufgenommen, aber mit der Liebe... Das war komplizierter. Doch ich liebte Till, genauso wie er mich. Das hatte ich genau in diesem Moment gemerkt. Ganz schön komische Bedingungen, um sich seine Liebe zu gestehen, nicht wahr? Mitten bei einem Kampf. Sowas hatte ich auch noch nicht erlebt. Doch so schön es auch war, wir hatten Verbrecher ins Gefängnis zu bringen. Ich sammelte mich für den Sprung. Durch den Kuss fühlte ich mich noch besser und stärker. ,,Später holen wir das noch nach", sagte ich, seufzte und... sprang!

Diese Idee bereute ich nach einiger Zeit. Ich hatte alle Kraft, die ich brauchte und fühlte mich beinahe so stark wie der 'Hulk', doch genau das war das Problem. ,,Woaaaaaaaa", schrie ich. Ich näherte mich Marcus. Er stand etwas abseits der anderen. Mit einen vollkommen dummen Gesicht sah er mir hinterher wie ich sprang, beziehungsweise runterfiel. Ich kam ziemlich gut, sodass ich auf ihn landen könnte und ihn somit ausknocken konnte. Doch es kam, wie es kommen musste: Ich verpasste ihn um ein paar Zentimeter und dann fiel ich noch weiter. Das Schicksal war wirklich zu weit gegangen! Ich traf ein gutes Stückchen weg von Colin und seinen Kumpanen auf. Zu meinen großen Erfreuen landete ich gut. Ich fiel in die Hocke und stand dann auf. ,,Moment, können wir das mal zurückspulen...", sagte ich, um einen gelassenen Eindruck zu machen. ,,So, hier bin ich. Lasst uns kämpfen. Der wirklich allerletzte Kampf: Es wird einen Gewinner und einen Verlierer geben. Ich gegen euch. Jetzt sind nur wir", sagte ich. Ich pokerte ganz schön. Meine Chance zu gewinnen war genauso groß, wie die zu verlieren. Ich war schon sehr erschöpft. Schließlich war heute schon sehr viel passiert. Mehr als in meinen ganzen Leben zuvor. ,,Gut. Drei gegen eins. Klingt fair. Ein Gewinner, ein Verlierer. Der letzte Kampf" Colin klatschte als Zeichen der Fairness meine Hand ab. Ja, das hier ist der letzte Kampf. Ich hatte schon so viel mit den dreien hier gekäpft und jedes Mal dachte ich, ich würde sie besiegen. Jedes Mal kam es auf das selbe heraus: Ich erschöpft, Colin, Marcus, Garfield davongekommen. Es war endlich Zeit, zu gewinnen. Am Anfang des Kampfes war es ziemlich schwierig. Ich war immernoch erschöpft und hatte damit gerechnet, dass die Gangster es auch waren. Denn auch an ihnen konnte man sämtliche Wunden sehen, auch wenn sie es noch so heftig versuchten, sie zu verstecken. Dazu kommt, dass auch sie es waren, die geflohen waren. Außerdem hatten sie das Gerät nicht mehr. Marcus war der erste, der angriff. Er boxte mir mit der einen Hand in den Bauch und mit der anderen gegen den Arm. Ich war erleichtert zu sehen, dass er keine Art Waffe bei sich hatte. Genauso wenig wie die anderen beiden. Sie hielten sich an die Regeln, das musste man ihnen lassen. Von der anderen Seite kam nun Colin. Ich konnte ihn aber mit meiner Superpower, die noch in mir steckte, abwimmeln. Obwohl Garfield dick war, konnte ich ihn auf den Arm nehmen und wegwerfen. Colin trat gegen mein Schienbein. Ich wehrte mich und kickte gegen seine gut polierte Glatze. Marcus war die ganze Zeit bei mir geblieben. Er war gerade in guter Form, im Gegensatz zu mir. Ich musste mir nochmal alle Mühe geben für den letzten Kampf. Mit voller Wucht trat ich Marcus in den Hintern, sodass er umfiel. Colin schaute auf. Er sah aus, wie ein Raubtier, das drauf und dran war, seine Beute zu töten. In diesem Fall war die Beute Tiere der Spezies Supergirl. Colin hatte einen Zahn verloren. Er rannte auf mich zu. Wie ein Stierkämpfer lies ich ihn an mor vorbei rennen. Ich schaute nach oben, um zu sehen, was meine Freunde machten. Gut erkennen konnte ich es nicht, doch ich meinte gesehen zu haben, wie sie mir die Daumen drückten. Garfield kam zu mir. Doch ehe er irgendetwas machen konnte, zog ich ihn an seinen Bart. Er schrie auf. Ich bemerkte, dass ich ein Bündel Haare in meiner Hand hatte. Ich hatte seinen Bart abgerissen! Als Marcus kam, schlugen wir uns gegenseitig ins Gesicht. Er blutete. Ich nicht. Ich versuchte eine Super- Telekinese. Zum Teil klappte es. Colin wurde von mir erfasst und fiel um. Ich achtete nicht auf die anderen, sodass ich nicht sah, wie sie beide aus den Hinterhalt angriffen. Garfield sprang auf mich. Das warf mich zu Boden. Nun war ich im Nachteil. Ich schaffte es nicht, aufzustehen, bevor auch Colin kam. ,,So, ich würde sagen, der Sieger steht fest", sagte er triumphiert, ,,Kein Superheld kann uns aufhalten!" Ich achtete nicht auf sein Gerede. Benutze deine Kräfte! Benutze deine Kräfte! Ich glaubte, das hatte mal jemand weises in einem Film gesagt. Mir fiel bloß gerade der Name nicht ein. Aber auf mich traf der Satz gerade zu. Ich versuchte, einen Plan auszuhecken, denn gerade war meine Situation aussichtslos. Vielleicht würde es helfen, so wie Wickie an der Nase zu reiben. Mit einmal kam mir eine Idee. Ich könnte nochmal versuchen, was mit Marcus nicht geklappt hatte. Ich wollte auf einen Berg springen und von da aus die Gangster angreifen. Zum Glück war die Gegend hier recht hügelig, sodass ich schnell einen Berg fand. Ich setzte meine Hulk- Power (so nannte ich meine enorme Sprungkraft jetzt) ein und sprang über Colin, Marcus und Garfield hinweg. Sie staunten nicht schlecht. Ich landete wie gewollt auf einem Hügel. Jetzt musste ich nochmal springen. Ich tat es. Dieses Mal versuchte ich, zu zielen. Nämlich auf Marcus. Und -welch ein Wunder!!!- ich traf ihn. Ich landete auf ihn und konnte ihn schlagen. Nach ein paar Schlägen war er wirklich k.o. Bewusstlos. Nun kam ich zu Colin. Ich sammelte mal wieder meine Kräfte. Mit einem Faustschlag konnte ich auch ihn erledigen. Der zweite bewusstlos. Ein Haar fiel mir ins Gesicht. Lässig pustete ich es wieder weg. Jetzt war nur noch Garfield übrig. Ich versuchte es mit ein paar Schlägen. Sie bewirkten nichts. Es ging weiter mit ein paar Tritten, die jedoch auch nichts bewirkten. Ich konnte doch nicht nur wegen ihm scheitern. Ich musste mich beeilen, denn irgendwann würden die anderen Gangster wieder aufwachen. Es war sehr schwer, Garfield zu besiegen. Ich war verzweifelt. Ich glaubte, ich schaffte es nicht. Auf einmal hörte ich ein lautes 'Achtung!' von oben. Ich war mir sicher, dass es meine Freunde waren und sah zu ihnen. Sie hatten von oben einen Fels runter rollen lassen. Er war schon sehr weit unten, bis er uns schließlich erreichte. Schnell sprang ich zur Seite. Er hatte mich nicht getroffen. In der Hoffnung er habe Garfield getroffen, sah ich zu ihm. Und ja: Er wurde getroffen. Er war zwar nicht bewusstlos, doch er war eingeklemmt, sodass er nicht fliehen konnte. Ich konnte es kaum glauben! Endlich hatte diese Quälerei mit den dreien ein Ende! Nun war ich nicht mehr sauer auf das Schicksal. Der Plan war nicht so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben, aber das Ziel war erreicht! Ich rief die Polizei.

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